Warum die bakterielle Vaginose (BV) eine unterschätzte vaginale Erkrankung darstellt und wie diese entsteht, können Sie hier genauer nachlesen. In Kürze: die BV ist das weltweit häufigste Krankheitsbild der Vagina, mit einer Prävalenz zwischen 23 % und 29 % der Frauen im sexuell aktiven Alter.1,2
Als Dysbiose in der Vaginalflora wird die BV durch eine stark erhöhte Bakterienzahl ausgelöst, wobei protektive Milchsäurebakterien verdrängt werden.1,2 Darüber hinaus konnte molekulargenetisch bei BV-Patientinnen ein Biofilm auf dem Vaginalepithel nachgewiesen werden, welcher hauptsächlich aus Gardnerella spp. besteht und Veränderungen in der Vaginalmikrobiota verursacht.2
Zu erkennen ist die BV an vulvovaginalen Beschwerden, wie verstärkter, dünnflüssiger, meist homogen gräulicher Ausfluss (mit oder ohne fischigen bzw. „Amingeruch“), Irritationen im Intimbereich (z. B. Brennen, Rötung, Juckreiz) sowie ein erhöhter, alkalischer pH-Wert > 4,5.2
Die BV kann durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt werden, dazu zählen Rauchen, übertriebene Hygiene im Intimbereich, chronischer Stress, häufig wechselnde Sexualpartner oder -partnerinnen, ungeschützter Geschlechtsverkehr, Antibiotika-Behandlungen und ein Defizit an Milchsäurebakterien.2,3
Daher lässt sich das BV-Risiko mit verschiedenen Maßnahmen reduzieren.Im Folgenden finden Sie 7 Tipps, welche über den Einsatz von Medizinprodukten oder Arzneimitteln hinaus gehen und, die Sie Ihren Patientinnen gerne mit auf den Weg geben können: 2–6
Tipp
Wie?
Warum?
1
Geschützter Geschlechtsverkehr
Verwendung eines Kondoms zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STI)
STI, Spermien und bestimmte Sexualpraktiken mit Vaginal- nach Analverkehr können den pH-Wert der Vaginalflora negativ beeinflussen, was eine BV begünstigt.
2
Übertriebene Intimhygiene vermeiden
Keine Seife, parfümhaltige Badezusätze oder Intimdeos verwenden, sondern nur Wasser oder milde parfümfreie Reinigungslotionen speziell für den äußeren Intimbereich.
Parfüm oder sonstige Zusatzstoffe können zu einem pH-Ungleichgewicht in der Vagina führen.
3
Nahrungsergänzungsmittel
Orale oder vaginale Anwendung von Pro- oder Präbiotika (Milchsäure oder Laktobazillus)
Die Präparate helfen, eine gesunde Vaginalflora aufzubauen; Milchsäure und Laktobazillen haben antimikrobielle Eigenschaften.
4
Gesunder Lebensstil
Nicht rauchen, Stressabbau mit Entspannungstechniken oder Sport, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung
Stress, Übergewicht, Rauchen sowie ein geschwächtes Immunsystem sind Risikofaktoren der BV.
5
Hygiene der Unterwäsche
Unterwäsche täglich wechseln, Slips aus Baumwolle, mit mildem Waschmittel bei 60°C waschen
Zur Unterstützung einer gesunden Vaginalflora und Reduktion von pathogenen Einflüssen
6
Knoblauch
Knoblauchkonsum oder Knoblauchkapseln zur oralen Einnahme (keine Knoblauchzwiebel in die Vagina einführen, um Irritationen zu vermeiden!)
Antibakterielle Eigenschaften des Knoblauchs tragen dazu bei, pathogene Bakterien zu töten.
7
Borsäure
Anwendung in Form von Vaginalzäpfchen
Unterstützt ggf. die Behandlung leichter Symptome aufgrund antimikrobieller Eigenschaften.
Tabelle 1: Tipps zur Vorbeugung von BV. Modifiziert nach 2–6.
Details zur leitliniengerechten Therapie der BV finden Sie hier. Zu weiteren Tipps und der Aufdeckung von Mythen zur Intimgesundheit geht es hier entlang.
Auf dieser Seite verwenden wir zur besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit das generische Femininum. Wo immer möglich, streben wir eine geschlechtsneutrale Formulierung an. Bitte beachten Sie, dass sich unser Kanal vorrangig mit vulvovaginaler Gesundheit beschäftigt. Wir wollen erreichen, dass sich alle Frauen, Personen, die sich als Frau fühlen und Personen mit Vagina bei diesem Thema angesprochen und gleichermaßen repräsentiert fühlen.
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