Zu den weltweit häufigsten Todesursachen zählen nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD, Typ-2-Diabetes und Krebs. In Deutschland machen sie etwa zwei Drittel aller Todesfälle aus.1 Die Betroffenen haben einen hohen Leidensdruck, sind stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt und haben eine reduzierte Lebenserwartung. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass diese Krankheiten gemeinsame Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht teilen, welche prinzipiell vermeidbar sind.1
Der Einfluss des Körpergewichts auf das Risiko an Krebs zu erkranken, wird häufig unterschätzt. Um diesen Zusammenhang zu quantifizieren, führten Wissenschaftler:innen des Deutschen Krebsforschungsinstitut (DKFZ) Schätzungen bezüglich der „attributablen Krebslast in Deutschland“ durch.2 Ihre Ergebnisse zeigten, dass sich nahezu 7 % der zu erwartenden 440 000 Krebsfälle bei Personen im Alter von 35 bis 84 Jahren auf Übergewicht zurückführen lassen. „Das bedeutet, dass jedes Jahr etwa 30.000 Menschen in Deutschland bedingt durch ihr Übergewicht an Krebs erkranken. Das sind 30.000 vermeidbare Krebsfälle", erläuterte Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZs.2,3 Weitere 6 %, und damit ca. 27 000 der Krebsneuerkrankungen, gehen auf eine geringe körperliche Aktivität zurück.2 Eine etwas geringere, aber dennoch beachtliche Anzahl ist durch Ernährungsfehler, wie einer geringen Ballaststoffzufuhr (3 %, ca. 14 000), einer geringen Obst-/Gemüseaufnahme und einem hohen Wurstverzehr (jeweils 2 %, ca. 9 000) bedingt. Der hohe Konsum an rotem Fleisch und Salz machen etwa 1 000 – 2 000 (< 1 %) der Krebsfälle aus.2 Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität tragen besonders zur erhöhten Krebsinzidenz von Karzinomen der Gebärmutter und der Niere bei. Bei Adipositas steigt außerdem noch das Risiko für Leberkrebs und bei Bewegungsmangel das für Lungenkarzinome. Ernährungsfaktoren spielen insbesondere bei der Entstehung von Darm-, Lungen- und Brustkrebs eine Rolle.2
Neben dem Einfluss von Übergewicht, ungesunden Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel, untersuchte das Forscherteam weiterhin die Auswirkungen von Rauchen, einem hohem Alkoholkonsum, Infektionen und ausgewählter Umweltfaktoren (Radon, Feinstaub, Solarien, Passivrauchen) auf die Gesamtzahl der Krebsneuerkrankungen.4,5 Lediglich der Anteil der durch Tabakkonsum bedingten Krebsfälle von 19,3 % (ca. 85 000) ging dem Anteil von Übergewicht und ungesunden Ernährungsgewohnheiten noch voraus.4,6
Betrachtet man all diese Risikofaktoren zusammen, stellen sie insgesamt einen Anteil von 37 % an vermeidbaren Krebsfällen dar. „Wir könnten weit über ein Drittel aller Krebsneuerkrankungen vermeiden, würden wir das Potenzial der Krebsprävention voll ausschöpfen. Das würde nicht nur Zehntausenden das Leben retten, sondern darüber hinaus noch deutlich mehr Menschen das Schicksal einer schweren Erkrankung und die damit verbundenen Belastungen ersparen.", so Baumann.6 Nicht zu unterschätzen sind auch die volkswirtschaftlichen Kosten und die Belastung der Sozialsysteme:1 Es wird geschätzt, dass die jährlichen Kosten durch Adipositas-assoziierte Folgeerkrankungen in Deutschland insgesamt 63 Milliarden Euro betragen. Durch raucherbedingte Erkrankungen fallen sogar 78 Milliarden Euro und auf alkoholbedingte Erkrankungen 39 Milliarden Euro an.
Alle genannten Aspekte unterstreichen die dringende Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen, die darauf abzielen, ein Bewusstsein für vermeidbare Risikofaktoren wie Übergewicht und Adipositas zu schaffen und diese zu vermeiden. Eine gezielte Prävention könnte dazu beitragen, die Anzahl der Krebserkrankungen in Deutschland erheblich zu verringern und die öffentliche Gesundheit zu verbessern.
1. Grundsatzpapier Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). Prävention nichtübertragbarer Krankheiten – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. 2016. Online verfügbar unter: https://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/DANK-Grundsatzpapier_ES.pdf. Zuletzt aufgerufen am 14.03.2024.2. Behrens G et al. Krebs durch Übergewicht, geringe körperliche Aktivität und ungesunde Ernährung. Schätzung der attributablen Krebslast in Deutschland. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 578-85.3. Deutsches Krebsforschungsinstitut. Übergewicht steigert das Krebsrisiko. Pressemitteilung zur Nationale Krebspräventionswoche 2023: #wenigeristweniger. Online verfügbar unter: https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2023/dkfz-pm-23-47-Uebergewicht-steigert-das-Krebsrisiko.php. Zuletzt aufgerufen am 14.03.2024.4. Mons U et al. Krebs durch Rauchen und hohen Alkoholkonsum - Schätzung der attributablen Krebslast in Deutschland. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 571-7.5. Gredner T et al. Krebs durch Infektionen und ausgewählte Umweltfaktoren - Schätzung der attributablen Krebslast in Deutschland. Dtsch Arztebl Int 2018; 115: 586-93.6. Deutsches Krebsforschungsinstitut. Erstmals für Deutschland ermittelt: Vermeidbare Risikofaktoren verursachen 37 Prozent aller Krebsfälle. Online verfügbar unter: https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2018/dkfz-pm-18-48-Vermeidbare-Risikofaktoren-verursachen-37-Prozent-aller-Krebsfaelle.php. Zuletzt aufgerufen am 04.04.2024.
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