... unter bestimmten Voraussetzungen schon. Und das kann für immungeschwächte Patienten tödlich enden. Was ihr über invasive Candidosen wissen müsst und was es mit der „Cave Disease“ auf sich hat, erfahrt ihr hier.
Im Jahr 2023 infizierten sich 6,5 Millionen Menschen weltweit mit einem Pilz; 3,8 Millionen Menschen starben daran – die Zahlen, die Dr. Jakob Schröder im DocCheck CME „Pilzinfektionen und ihre Folgen“ vorstellt, sind alarmierend. Der Facharzt für Infektiologie, Tropen- und Reisemedizin am St. Marien-Hospital in Köln will mit seinem Vortrag für mehr Aufmerksamkeit für diese unterschätzte Gefahr schaffen. Denn: Mit Pilzen ist nicht zu spaßen!
„Können Menschen schimmeln?“ Mit dieser provokanten Frage leitet Schröder umgehend zu den Voraussetzungen über, die es den normalerweise harmlosen Mitbewohnern ermöglicht, sich in Patienten ungestört ausbreiten zu können. Schröder nennt etwa Granulozyten-Funktionsstörungen, hämatologische Malignome oder systemische Steroid-Therapien. Aber auch systemische Infektionen, wie mit SARS-CoV-2 oder HIV, oder Intensivtherapien können dazu führen, dass Pilze die Chance der Invasion ergreifen.
Die Bandbreite der Erreger ist dabei enorm, doch es gibt einige Stars, die Mediziner unbedingt auf dem Schirm haben sollten:
In seinem Vortrag konzentriert sich Schröder auf Candida-Infektionen. Die Candidämie ist dabei ein schweres Krankheitsbild und ein infektiologischer Notfall. „Selbst unter Behandlung beträgt die Mortalität 46 %“, sagt Schröder. Er spekuliert, dass große Wissenslücken unter Medizinern zu der hohen Mortalität beitragen könnten.
Die Diagnose von invasiven Candidosen und der Candidämie basiert primär auf Blutkulturen, die als Goldstandard gelten. Mindestens zwei bis drei Paar sollten abgenommen werden, da der Pilz nicht unbedingt in jeder Kultur nachgewiesen werden kann. Wichtig ist laut Schröder vor allem die Fokussuche, also die Suche nach dem Infektionsherd. Schröder: „Wenn ich den Fokus nicht saniere, dann kann ich machen was ich will!“
Weitere diagnostische Methoden umfassen den PCR-Nachweis und serologische Verfahren wie den Nachweis von Beta-D-Glukan, obwohl diese für die Therapiesteuerung wenig geeignet sind, da sie zu unspezifisch sind. Candida-Nachweise im Bronchailsekret und Stuhl sind übrigens keine Indikation zur antimykotischen Therapie. Anders sieht die Sache aus, wenn der Pilz im Blut nachgewiesen wurde.
Die Diagnose einer Candidämie, stellt sie immer eine ernsthafte Therapieindikation dar. Die Therapie erfolgt vorzugsweise mit Echinocandinen, wie Caspofungin, Anidulafungin und Micafungin. Rezafungin, ein neues Echinocandin, bietet den Vorteil einer wöchentlichen Verabreichung, was die Behandlung vereinfacht und für ambulante Patienten vorteilhaft sein kann. Die Therapiedauer variiert je nach Komplexität der Infektion, wobei unkomplizierte Fälle typischerweise noch zwei Wochen lang ab erster negativer Blutkultur behandelt werden, komplexe Fälle auch durchaus länger.
Während der Behandlung empfiehlt Schröder regelmäßige Kontroll-Blutkulturen, um den Therapieerfolg zu überwachen. Bei einer invasiven Candida-Infektion sind auch weitere Untersuchungen wie augenärztliche Konsile und bildgebende Verfahren wichtig, um eine mögliche Ausbreitung der Infektion zu erkennen.
In seinem Vortrag nennt Schröder zudem weitere Spezies, die man als Mediziner auf dem Schirm haben sollte:
Mukormykose wird als eine seltene, aber extrem gefährliche Pilzinfektion beschrieben, die vor allem Diabetiker betrifft und eine hohe Mortalität aufweist, wenn sie unbehandelt bleibt. Die Diagnose basiert auf Kultur, PCR, und Bildgebung. Die Therapie umfasst schnelle chirurgische Resektion des befallenen Gewebes und Antimykotika wie liposomales Amphotericin B.
Histoplasmose, eine Infektion durch einen Fadenpilz, tritt selten auf und wird durch Exposition gegenüber Vogel- und Fledermauskot verursacht – sie wird auch „Cave Disease“ genannt, da sie oft bei Höhlentouristen und -forschern vorkommt. Bei Menschen mit normalem Immunsystem verläuft sie oft mild oder asymptomatisch, kann aber z. B. bei HIV-Patienten zu disseminierten Infektionen führen. Die Therapie besteht aus Itraconazol oder Amphotericin B.
Cryptokokkose, eine durch Hefepilze verursachte Krankheit, führt bei Immunsupprimierten typischerweise zu ZNS-Infektionen, insbesondere zu Meningitis bei HIV-Patienten. Diagnostiziert wird sie mittels Mikroskopie, Kultur und Antigennachweis, behandelt mit Amphotericin B und Flucytosin.
Pneumocystis Jirovecii, früher bekannt als Pneumocystis Carinii, verursacht bei HIV-Infizierten Pneumonie. Die Diagnose erfolgt über PCR, und Cotrimoxazol ist sowohl für Prophylaxe als auch Therapie Standard.
Bildquelle: Nancy Hughes, Unsplash