Das deutsche Gesundheitswesen hat sich in den letzten Jahrzehnten spürbar verändert. Diese Entwicklungen wurden nicht nur, aber auch von der Gesundheitspolitik beeinflusst. Über die Zeit erlebte die Bundesrepublik eine ganze Reihe von Gesundheitsministern, die jeweils eigene Ideen verfolgten und teils eine große politische Karriere machten. Hier bekommt ihr einen Überblick über einige der wichtigsten führenden Köpfe des Ministeriums ihre Karriere und ihren Einfluss auf das Gesundheitswesen.
Das Bundesgesundheitsministerium ist der Arbeitsplatz des Gesundheitsministers. Die Institution hat eine lange Geschichte hinter sich, in der es sich immer wieder verändert und entwickelt hat.
Gegründet wurde das Ministerium im Jahr 1961 unter Bundeskanzler Konrad Adenauer. Zu diesem Zeitpunkt trug es den Namen „Bundesministerium für Gesundheitswesen“. Die erste Gesundheitsministerin der Bundesrepublik war Elisabeth Schwarzhaupt von der CDU (zu ihr gleich mehr).
Den ersten Namen trug es allerdings nur für einige Jahre. Bereits 1969 wurde die Institution mit dem Familienministerium zusammengelegt, woraus der Name „Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit“ resultierte.
Fortan war das Thema also nur noch ein Teilbereich eines größeren Ministeriums. Diese Idee erwies sich jedoch als wenig effektiv und praktikabel, weshalb sie im Jahr 1991 rückgängig gemacht wurde.
Zu diesem Zeitpunkt entstand die Bezeichnung „Bundesministerium für Gesundheit“, den die Institution heute trägt. Damit einher ging die Wiedereinführung der Abkürzung BMG, die bereits zum Zeitpunkt der Gründung entstanden ist und gängig war.
Wie umfangreich die Aufgaben des Ministeriums sind, könnt ihr bei einem Blick auf die Abteilungen erkennen. Zunächst die Abteilung Z: Sie ist die Zentralabteilung und für europäische und internationale Aufgaben zuständig. Die weiteren Bereiche sind mit den Zahlen 1-6 untergliedert:
Abteilung 1 beschäftigt sich mit den Aspekten Arzneimittel, Medizinprodukte und Biotechnologie.
Die Gesundheitsversorgung und das Thema Krankenversicherung werden in Abteilung 2 behandelt.
In Abteilung 3 geht es um Medizin- und Berufsrecht sowie die Prävention.
Abteilung 4 behandelt die Pflegesicherung, also ein aktuell und in Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels in diesem Sektor äußerst wichtiges Thema.
Gleiches gilt für die Abteilung 5: Hier werden die Themen Digitales und Innovation behandelt. Aufgrund verschiedener Entwicklungen im Gesundheitswesen und mit einem Blick auf Aspekte wie die Künstliche Intelligenz wird diese Abteilung vermutlich in den nächsten Jahren spürbar an Bedeutung gewinnen.
Abteilung 6 schlussendlich ist zuständig für Gesundheitssicherheit, Gesundheitsschutz und Nachhaltigkeit.
Des Weiteren gibt es einige Bundesbehörden, die dem Ministerium nachgeordnet sind. Dazu zählt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Gleiches gilt für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie der Robert-Koch-Institut (RKI).
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist der Institution ebenfalls nachgeordnet. Schlussendlich wird Liste dieser Bundesbehörden durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sowie das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Aufklärung (DIMDI) komplettiert, das seit dem Jahr 2020 dem BfArM angegliedert ist.
Die Anzahl der Behörden und ihr Gewicht machen einmal mehr deutlich, wie weitreichend die Kompetenzen des Ministeriums sind und mit wie vielen Themenbereichen es sich beschäftigt.
Elisabeth Schwarzhaupt war die erste Bundesgesundheitsministerin in Deutschland. Und nicht nur das: Überhaupt war sie die erste Frau, die in der damals noch jungen Bundesrepublik ein Ministeramt bekleiden durfte.
Geboren wurde Schwarzhaupt im Jahr 1901 in Frankfurt am Main als Tochter eines Lehrerpaares. Von Beginn an spielte das evangelische Christentum in ihrem Leben eine wichtige Rolle.
Schwarzhaupt studierte Jura und arbeitete zunächst bei der städtischen Rechtsauskunftsstelle für Frauen in Frankfurt. Hier beriet sie Frauen, die benachteiligt waren oder in problematischen Verhältnissen lebten.
Der Einsatz für den weiblichen Teil der Bevölkerung sollte sich in ihrer weiteren Karriere fortsetzen. Immer wieder vertrat sie die Rechte von Frauen und arbeitet daran, deren Stellung zu verbessern.
Dabei ging sie selbst mit gutem Beispiel voran. So war sie selbst eine der ersten Jugendrichterinnen in Deutschland. Gleiches gilt für mehrere Positionen, die sie in der evangelischen Kirche einnahm, sowie ihren Posten als Stellvertretende CDU-Vorsitzende ab dem Jahr 1957.
Als Gesundheitsministerin vereidigt wurde Schwarzhaupt am 14.11.1961. Direkt zu Beginn standen große Aufgaben vor ihr. Zum einen war sie damit betraut, das Ministerium Schritt für Schritt aufbauen. Dabei ging es um Faktoren wie:
Struktur,
Budget,
Personal.
Da vor allem die letzteren beiden Aspekte wie in jeder Regierung nur begrenzt zur Verfügung standen, hatte Schwarzhaupt mit Widerständen aus den eigenen Reihen zu kämpfen. Zum anderen trat in ihren ersten beiden Amtsjahren der Contergan-Skandal zutage, der einer Aufarbeitung und Bewältigung bedurfte.
Im Kern wurde bewiesen, dass das Schlafmittel Contergan für die Missbildung bei vielen Neugeborenen verantwortlich war. Die Gesundheitsministerin investierte in Forschung und Sonderstationen zur Abfederung und zur Prävention ähnlicher Probleme in der Zukunft.
Des Weiteren schuf sie eine wichtige Basis im Kampf gegen Krebs. Zum einen machte Schwarzhaupt die entsprechende Vorsorge für Frauen zu einer Pflichtleistung der Krankenkassen, zum anderen leitete sie den Beginn des deutschen Krebsforschungszentrums ein. Nach einer Amtszeit trat Schwarzhaupt als Ministerin ab – bereits während der Legislaturperiode hatte sie mehrmals überlegt, die Tätigkeit aufzugeben.
Rita Süssmuth ist eine noch heute bekannte und geschätzte Politikerin. Trotz ihres hohen Alters tritt sie immer mal wieder in der Öffentlichkeit auf und äußert sich zu aktuellen Geschehnissen oder empfängt Ehrungen.
Süssmuth wurde im Jahr 1937 als Rita Kickuth in Wuppertal geboren. In den 50er-Jahren begann sie ein Studium der Romanistik, Geschichte und Pädagogik in Münster. Was folgte, war eine durchaus beeindruckende akademische Karriere.
So legte sie später eine Dissertation ab und wurde Professorin für Erziehungswissenschaft und Pädagogik. In die Politik kam sie als eine Quereinsteigerin. Zunächst war sie Mitglied des Bundesfachausschusses für Familienpolitik in der CDU. Parallel dazu knüpfte Süssmuth wichtige und hilfreiche Kontakte, unter anderem zu Heiner Geißler.
Geißler war es dann auch, der Helmut Kohl den Vorschlag machte, sie als seine Nachfolgerin im Bundesministerium für Familie, Jugend und Gesundheit zu ernennen. Im September 1985 begann sie ihre Arbeit in diesem Posten.
Zunächst erreichte sie eine Umbenennung des Ressorts in Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. In der Folgezeit setzte sie sich für mehr Gleichberechtigung ein.
Zentral war in der Phase allerdings das Gesundheitsressort. So musste Süssmuth einige außergewöhnliche Umstände bewältigen, die einen massiven Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung haben konnten.
Dazu zählt die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl. Süssmuth reagierte darauf, indem sie die Bürger umfangreich und intensiv über mögliche Gefahren aufklären ließ und einen Expertenrat zusammensetzte, der sich mit dem Thema beschäftigte.
Das zweite große Thema in ihrer Amtszeit war die aufkommende HIV-Problematik. In diesem Zusammenhang wählte die Ministerin ebenfalls eine Politik der Aufklärung. Gleichzeitig investierte sie in Forschung und machte sich gegen die Stigmatisierung von Erkrankten stark. Im Jahr 1988 wechselte Süssmuth dann schließlich in das Amt der Bundestagspräsidentin.
Ein Name, den sicherlich auch viele Bürger kennen, die die Politik noch nicht so lange verfolgen, ist Horst Seehofer. Der gebürtige Ingolstädter hat eine lange Karriere in der Politik gemacht und dabei in Bayern und auf der Bundesebene die verschiedensten Ämter innegehabt.
1970 legte Seehofer mit der Verwaltungsprüfung für den gehobenen Dienst den Grundstein für seine berufliche Karriere. Im Jahr 1979 folgte dann das Diplom an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie München.
Bereits 1971 war der bayerische Politiker in die CSU eingetreten. Von 1980 bis 2008 war er direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Ingolstadt – ganze 28 Jahre also. Zwischen 2005 und 2008 übernahm Seehofer das Amt des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
2008 gab er das Bundestagsmandat ab, begann aber gleich zwei neue Positionen, die für viele CSU-Politiker wohl besonders erstrebenswert sind. So wurde er zum einen Vorsitzender der Partei, zum anderen bayerischer Ministerpräsident.
Das letzte Amt übte er bis 2018 aus, den Parteivorsitz wiederum bis 2019. Schlussendlich krönte Seehofer seine politische Karriere mit der Tätigkeit des Bundesministers für Inneres, Bau und Heimat, die er zwischen 2018 und 2021 ausübte.
Bereits in den 90er-Jahren übte Seehofer eine wichtige Position auf bundespolitischer Ebene aus: Das Amt des Bundesministers für Gesundheit. Ganze sechs Jahre, von 1992 bis 1998, war er der Leiter des Ministeriums und damit eine äußerst wichtige Person für das deutsche Gesundheitswesen.
Bereits zu Beginn des Amtes brachte er das Gesundheitsstrukturgesetz auf den Weg, das nicht unumstritten war und von Ärzten und anderen im Gesundheitswesen tätigen Gruppen kritisiert wurde.
Allerdings schaffte Seehofer auch einige Meilensteine, die aus heutiger Sicht eine wichtige Grundlage für ein funktionierendes Gesundheitssystem sind. Dazu gehört die Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung im Jahr 1995.
Bereits damals wurde erkannt, dass aus dem Beginn des demografischen Wandels ein soziales Problem entstehen kann. Ziel der Versicherung war und ist es, den Bedürftigen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Ab Januar 1996 konnten alle Bundesbürger ihre Krankenkasse frei wählen. Diese Veränderung war ein Teil des bereits erwähnten Gesundheitsstrukturgesetzes, also schon einige Jahre vorher beschlossen worden.
Ulla Schmidt war über einen Großteil der 2000er-Jahre Gesundheitsministerin. Vor und nach dieser Zeit hat die SPD-Politikerin ebenfalls eine beachtliche Karriere hingelegt.
Geboren wurde Ulla Schmidt im Jahr 1949 in Aachen. Später studierte sie in Aachen sowie an der Fernuniversität Hagen. Vor ihrer politischen Karriere war sie als Lehrerin für Sonderpädagogik tätig. Darauf folgte der politische Weg:
Den Grundstein für ihre Zeit in der Politik legte sie mit ihrem Eintritt in die SPD im Jahr 1983.
1990 wurde Schmidt in den Bundestag gewählt.
Zwischen 1991 und 1998 war sie Sprecherin mehrerer Gruppen, unter anderem im Themenbereich der Familienpolitik.
Danach wurde sie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion.
Ab dem Jahr 2001 war sie Bundesgesundheitsministerin. Dabei übte sie diesen Posten bis 2009 aus, so lange wie bisher kein anderer Politiker. Eine der wichtigsten Veränderungen, die sie in dieser Zeit auf den Weg brachte, war das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung.
Es enthält Kernpunkte für die Patienten, Ärzte, Apotheken und Krankenversicherungen selbst. Zudem wurden in dem Gesetz die Beitragssätze der Arbeitgeber angehoben und die Krankenhausgebühren erhöht.
Auf Ulla Schmidt folgte Philipp Rösler als Gesundheitsminister. Der Politiker, der heutzutage zumindest aus der breiten Öffentlichkeit nahezu verschwunden scheint, war in seiner Amtszeit in den Medien äußerst präsent.
Rösler wurde 1973 in Vietnam geboren. In den 90er-Jahren studierte er Medizin, machte eine Facharztausbildung zum Augenarzt und war in der medizinischen Abteilung der Bundeswehr in Hannover tätig.
Bereits in den 90ern und frühen 2000er-Jahren startet er seine politische Karriere auf Landesebene. Von 2000 bis 2004 hatte der den Posten des Generalsekretärs der FDP in Niedersachsen inne. 2009 wurde der Landwirtschaftsminister im gleichen Bundesland, er galt damals als einer der wichtigsten Hoffnungsträger der Partei.
Von da an ging seine Karriere rasant voran. Bereits im Oktober des gleichen Jahres wurde er Bundesgesundheitsminister und damit der erste Politiker der FDP in diesem Posten seit der Gründung der Bundesrepublik. Gleichzeitig hatte er durch seinen Hintergrund als Arzt eine umfassende Fachexpertise zum Thema Medizin.
Besonders prägend war sein Schritt, die Arbeitgeberbeiträge zur Krankenkasse festzusetzen. Wenn Steigerungen anfallen, müssen sie nach dieser Veränderung also von den Arbeitnehmern übernommen werden.
Rösler übte das Amt des Gesundheitsministers vergleichsweise kurz aus. Ab 2011 war er Bundeswirtschaftsminister, FDP-Vorsitzender und sogar Vizekanzler. Mit Abschluss der Legislaturperiode begann Rösler eine Karriere in der freien Wirtschaft.
Jens Spahn hat bereits einen langen Weg in der Politik hinter sich. Mit am prägendsten war dabei wohl seine Zeit als Gesundheitsminister in den Jahren 2018 bis 2021.
Geboren wurde Spahn im Jahr 1980 in Ahaus. Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine Lehre als Bankkaufmann. Parallel zu seiner späteren Tätigkeit im politischen Betrieb studierte er Politikwissenschaften und erwarb 2008 einen Bachelor sowie 2017 einen Master in diesem Fach.
Bereits im Jahr 2002, also in äußerst jungen Jahren, zog er in den Bundestag ein. Erst fünf Jahre zuvor war er in die CDU eingetreten. Zwischen 2015 und 2018 war Spahn parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium.
Im Jahr 2018 wurde er zum Gesundheitsminister ernannt und löste den bis zu diesem Zeitpunkt amtierenden Hermann Gröhe ab. Spahn gründete gleich zu Beginn die Abteilung für Digitales im Gesundheitsministerium, um das deutsche Gesundheitswesen in diesem Bereich zu modernisieren.
Konkretere Schritte zu diesem Vorhaben wurden im Digitalen-Versorgungs-Gesetz festgehalten. Das Terminservice- und Versorgungsgesetz brachte er ebenfalls voran, wobei das Hauptziel war, dass Patienten schneller einen Termin bekommen.
Die größte Herausforderung seiner Amtszeit war jedoch die Corona-Pandemie. Spahn war plötzlich in der Situation, eine Gefährdungslage für die Gesundheit der Bürger managen zu müssen, wie sie Deutschland und viele andere Länder in den letzten Jahrzehnten nicht erlebt hatten. Damit war er verantwortlich für Aspekte wie:
Beschaffung von Masken,
Regelungen zu Kontakten, Veranstaltungen und Abstandsvorgaben
sowie für die Beschaffung von Impfstoffen.
Insgesamt war Spahn in vielen Punkten eher zögerlich, Kritik kam unter anderem aufgrund der Impfstoffknappheit im Jahr 2021 auf. Nach seiner aktiven Zeit als Minister räumte Spahn Fehler ein und bat dafür um Verzeihung. Heute ist er Mitglied des Bundestages und stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
Der direkte Nachfolger von Jens Spahn und aktuell amtierende Gesundheitsminister ist Karl Lauterbach. Den Posten hat er seit dem Dezember 2021 inne. Wie bereits Philipp Rösler kommt er vom Fach und hat eine fundierte akademische Ausbildung im medizinischen Sektor.
Lauterbach wurde 1963 in Düren geboren. Er studierte Medizin in Aachen, Düsseldorf und San Antonio und legt 1990 seine Promotion ab. Zudem machte er einen Master in Public Health an der Havard School of Public Health.
Einer seiner Schwerpunkte war hier die Epidemiologie. In den folgenden Jahren machte er eine Karriere im akademischen Bereich der Medizin. 2003 war er Mitglied der Rürup-Kommission. Darauf folgte eine Reihe von wichtigen politischen Positionen:
Im Jahr 2005 wurde Lauterbach in den Bundestag gewählt.
Von 2009 bis 2013 war er gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Bundestags-Fraktion.
Von 2013 bis 2019 hatte er den Posten des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden inne.
Einer besonders breiten Öffentlichkeit wurde Lauterbach mit dem Beginn der Pandemie bekannt. Als Experte war er in vielen Talkshows unterwegs und gab seine Einschätzungen zur Lage ab. Dabei fiel er vor allem durch Forderungen für strenge Kontaktbeschränkungen auf und trat für harte Lockdowns ein.
Wohl auch vor dem Hintergrund dieser öffentlichen Profilierung wurde er im Jahr 2021 zum Gesundheitsminister ernannt. Lauterbach setzte seine harte Linie bezüglich der Pandemie trotz deren Abklingen zumindest bis zu einem gewissen Grad fort.
Ein bisheriges Großprojekt seiner Amtszeit ist die Krankenhausreform. Sie betrifft die Finanzierung, die Organisation und das Leistungsspektrum der Krankenhäuser in Deutschland. So sollen die Fallpauschalen gesenkt werden und der Fokus auf die großen Klinken wachsen.
Lauterbach wird für seine Entscheidungen und Vorgehensweisen zu verschiedenen Fragestellungen nicht selten kritisiert. Unter anderem gilt das für den Umgang mit dem Thema Spielsucht.
Das Gesundheitsministerium gab dazu Studien in Auftrag, die hinsichtlich der Güte der Ergebnisse von Experten und der Opposition in Zweifel gezogen werden. Simone Borchardt, MDB für die CDU, wirft sogar die Frage auf, ob es vor der Durchführung der Untersuchungen Absprachen zwischen den Erstellern und dem Gesundheitsministerium gab.
Nicht minder polarisierend ist das aktuellste Gesetz, das Lauterbach auf den Weg gebracht hat: Die Teil-Legalisierung von Cannabis. Während Konsumenten dem Minister Zuspruch geben, bekommt er von der Polizei und von der Ärztekammer scharfe Kritik für den Schritt. Letztere ist vor allem aufgrund der Folgen besorgt, die die Substanz für Jugendliche und junge Erwachsene sowie deren Entwicklung haben kann.
Seit der Gründung der Bundesrepublik waren verschiedene Themen für die Gesundheitspolitik und die jeweils amtierenden Minister in diesem Ressort prägend. Elisabeth Schwarzhaupt war als erste Gesundheitsministerin mit dem Aufbau des Ministeriums betraut, Rita Süssmuth wiederum stand vor Herausforderungen wie der Tschernobyl-Katastrophe und dem HI-Virus. Horst Seehofer leitete in den 90er-Jahren tiefgreifende Reformen ein und machte die Pflegeversicherung verpflichtend, Ulla Schmidt modernisierte das Thema Krankenversicherung. Als Hoffnungsträger und erster Gesundheitsminister der FPD kam Philipp Rösler ins Amt, Jens Spahn wiederum musste die Corona-Pandemie managen. Karl Lauterbach schlussendlich ist der aktuell amtierende Minister im Ressort. Mit der Krankenhausreform und der Cannabis-Legalisierung leitete er bereits jetzt tiefgreifende Veränderungen ein, die polarisieren.