Operationen und Therapieansätze virtuell proben – das könnte durch das Metaverse zum Alltag werden. Auch die Arzt-Patienten-Kommunikation soll damit revolutioniert werden. Was bedeutet das für Ärzte?
Das Metaverse ist schon längst keine Zukunftsmusik mehr. In der Gaming-Branche haben diese virtuellen Realitäten schon vor einigen Jahren ihren Einzug gefeiert. Doch auch in der Medizin könnten sie von Nutzen sein.
Das Metaverse kann als Erweiterung von sozialen Medien angesehen werden. Nach der Literatur werden verschiedenen Stufen in der Entwicklung von sozialen Medien unterscheiden. So gab es beispielsweise zu Beginn das read-only Web oder auch Web 1.0. Dieses diente nur dazu, sich Informationen anzueignen. Darauf folgt das Web 2.0 – die sozialen Medien, die eine Interaktion ermöglichen. Das Metaverse ist die Weiterentwicklung des Web 2.0.
Der Begriff Metaverse wurde erstmals 1991 in Neal Stephensons Science-Fiction-Roman Snow Crash verwendet. Der Autor beschreibt das Metaverse als eine Art globale virtuelle Realität, in der Menschen als Avatare herumlaufen. Das Metaverse ist als digitale Alternative zur physischen Welt aufgebaut.
Inzwischen ist die Rede davon, dass Metaversen zunehmend Einzug ins alltägliche Leben erhalten sollen. So diskutierten Experten aus verschiedenen Fachbereichen auf der Tagung des Deutschen Ethikrates zum Thema „Lost in Metaverse“. Es ging beispielsweise um die Lebenswelten, die wirtschaftliche Sicht und politische oder psychologische Standpunkte. Dabei wurden unter anderem auch die Möglichkeiten für die Medizin, die das Metaverse bereithält (z. B. Einsatz bei der Therapie von Adipositas) angesprochen. Im Metaverse können etwa Operationen und neue Therapieansätze geprobt werden. Auch die Kommunikation von Ärzten soll mit Hilfe des Metaverse revolutioniert werden. Was genau bedeutet das?
Im Online-Magazine Health Relations wurden verschiedene Experten zu ihren Einschätzungen des Metaverse befragt, dabei auch zum Thema Kommunikation: „Statt Vorträgen und Interaktion im digitalen Setting würde immersives Erleben möglich, ganz gleich wo sich die Teams befinden”, sagt Kommunikationsstrategin Kathrin Walther. „Die Anwendung neuester Medizintechnik könnte in AR/VR-gestützten Operationen unmittelbar testbar gemacht werden. Patient:innen könnten einfacheren Zugang zu medizinischen Studien erlangen und die Therapiebegleitung würde ein ganz neues Level erreichen, da Pflegepersonal Betroffene quasi live im Alltag unterstützen könnte”, so Walther.
„Zu guter Letzt würde auch die Kommunikation von Ärzt:innen untereinander, Stichwort peer-to-peer, auf ein neues Level gehoben. Man stelle sich seltene und hochkomplizierte Operationen vor, bei denen Kolleg:innen aus aller Welt quasi live mitwirken könnten. All dies könnte Adhärenz und Effizienz in der Gesundheitsversorgung verbessern, davon sind wir überzeugt. Damit all dies möglich ist, muss natürlich die Hardware für alle User:innen verfügbar sein, was natürlich eine Herausforderung darstellt”, konkludiert Walther.
Voraussetzung dafür, dass diese Technologie Einzug ins Alltagsleben erhält, ist jedoch eine Massentauglichkeit. Die Technik muss also zum einen für die breite Masse zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung stehen und es braucht klare rechtlich Rahmenbedingungen, etwa mit Blick auf den Datenschutz. Ebenso müsste überall eine stabile, leitungsstarke Datenverbindung ermöglicht werden.
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