Vogelgrippe-Viren breiten sich bei immer mehr Arten aus – und gefährden auch Menschen, warnt die WHO. Forscher finden mögliche Frühwarnzeichen von Multipler Sklerose und neues Organspende-Register ist beliebt bei Deutschen. Diese News lest ihr hier.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass zehn Prozent der Multiple-Sklerose-Erkrankten eine gemeinsame Autoantikörper-Signatur aufweisen, die bereits Jahre vor den ersten Symptomen auftritt. Ist das der Startschuss für künftige Biomarker-Tests? Experten haben die Ergebnisse gegenüber dem SMC eingeordnet.
Die Diagnose von MS ist traditionell verzwickt – denn sie gestaltet sich aufgrund der Vielfalt der Symptome schwierig. Aktuelle Diagnosemethoden, wie das Messen des Serum-Neuroflament-Light Proteins (sNfL), sind nicht spezifisch für MS und können auch auf andere neurologische Erkrankungen hinweisen. Die Entdeckung dieser neuen Autoantikörper-Signatur sorgt für Aufsehen, da sie eine spezifischere und frühere Erkennung der Krankheit ermöglichen könnte.
Die Studie analysierte Blutproben von Hunderten von MS-Patienten, die aus dem Department of Defense Serum Repository stammen. Die Forscher entdeckten, dass das spezifische Muster an Autoantikörpern nicht nur vor den ersten klinischen Anzeichen der Krankheit vorhanden ware, sondern auch mit höheren Levels von sNfL korrelierte.
Aber welches Potenzial hätte eine frühzeitige Diagnostik für Patienten überhaupt? „Aktuell gibt es zu den therapeutischen Vorteilen einer Früherkennung von MS keine Studien”, erklärt Prof. Bernhard Hemmer, Direktor der Klinik für Neurologie, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM). Er nimmt aber an, „dass eine Behandlung von Patienten im Prodrom der Erkrankung – das heißt, vor dem Ausbruch von Entzündungsaktivität im ZNS – eine gute Chance hätte, den Ausbruch der MS-Erkrankung zu verhindern.”
Wie geht es jetzt weiter? „Insgesamt ist aus meiner Sicht noch ein gewisser Weg zu gehen, um diese Früherkennungssignatur klinisch nutzbar zu machen. Zum einen findet sie nur zehn Prozent der Erkrankten, womit sie in erster Linie für gewisse Risikogruppen (zum Beispiel Verwandte ersten Grades von MS-Erkrankten, Geschwister oder Kinder) von Interesse ist“, so die Einschätzung von Prof. Heinz Wiendl, Direktor der Klinik für Allgemeine Neurologie, Universität Münster. „Hingegen bestünde beim Screening von allen Patienten, die ein Pfeiffersches Drüsenfieber erlitten haben, aus meiner Sicht ein relativ schlechtes Signal-Rausch-Verhältnis”, meint Wiel. Bis zur Entwicklung einer Antikörpersignatur, die sich diagnostisch oder charakteristisch zur Früherkennung der MS eignen könnte, ist es aus seiner Sicht „noch ein durchaus weiter Weg.“
Der Chefwissenschaftler der WHO, Jeremy Farrar, hat vor einer weiteren Ausbreitung der Influenza-Variante H5N1 gewarnt. Der aktuelle Ausbruch begann 2020 und hat seitdem mehrere Millionen Geflügelnutztiere getötet, in den letzten Monaten kam es aber auch vermehrt zu Berichten über Infektionen in anderen Tieren.
Besonders der Ausbruch in mehreren Kuhherden in den USA sorgte für Aufsehen, denn eine H5N1-Infektion in Kühen war bisher nicht beobachtet worden. Durch den engen Kontakt mit Menschen erhöht sich dadurch auch die Gefahr, dass das Virus auf Menschen übertragen wird. Ein erster solcher Fall wurde bereits bekannt. H5N1 zeichnet sich beim Menschen durch eine außergewöhnlich hohe Sterblichkeitsrate aus: Von den bisher bekannten Fällen verliefen 57 % tödlich.
Bisher scheint H5N1 nicht zwischen Menschen übertragbar zu sein. Es sei jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich das Virus anpasse, warnt Farrar und betont, es sei wichtig „sicherzustellen, dass wir im Falle einer Übertragung von H5N1 zwischen Menschen in der Lage wären, sofort zu reagieren und einen gleichberechtigten Zugang zu Impfstoffen, Therapeutika und Diagnostika zu gewährleisten.“ Nationale und regionale Gesundheitsbehörden sollten ausführlich testen, um so früh wie möglich zu erkennen, falls es zu Mensch-zu-Mensch-Übertragungen kommt.
Währenddessen steht die USA in der Kritik für mangelnde Transparenz bei der Untersuchung der Kuh-Infektionen. Experten kritisieren, dass nicht bekannt ist, ob es eine gemeinsame Verbindung zwischen den verschiedenen Kuhherden gibt oder ob es unabhängige Infektionen waren. Dadurch könnten Experten und Viehhalter nicht abschätzen, wie groß die Gefahr einer Ansteckung für andere Herden ist. Zudem wären bisher nur wenige Genome der isolierten Viren veröffentlicht worden.
Eine neue Studie, die am kommenden Wochenende auf dem ESCMID Global Congress vorgestellt wird, hat gezeigt, dass über die Hälfte (57 %) der Infektiologie-Experten weltweit Influenza als das Virus mit dem größten Pandemie-Potential einstufen. Durch die letzte Pandemie wurde außerdem deutlich, dass es keine allgemeingültige Definition für durch die Luft übertragbare Pathogene gibt. Deshalb hat die WHO jetzt eine neue Definition veröffentlicht, in der sie davon abrät, Begriffe wie „Aerosole“ oder „Tröpfchen“ zu verwenden, weil das zu Verwirrung über die Größe der Partikel führen kann. Stattdessen führen sie den Begriff „Infektiöse Partikel der Atemwege“ (engl: infectious respiratory particles, IRP) ein.
Das neue zentrale Organspende-Register läuft seit vier Wochen – und das ziemlich erfolgreich: Fast 100.000 Menschen haben sich seit dem Online-Start am 19. März 2024 bereits registriert. „Das digitale Organspende-Register zieht an. Die Digitalisierung im Gesundheitssystem ist eben doch möglich”, schreibt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dazu auf der Plattform X.
Das Online-Register ermöglicht es Personen ab 16 Jahren, ihre Entscheidung zur Organspende einfach und unkompliziert zu dokumentieren. Die Nutzung des Portals „www.organspende-register.de“ ist freiwillig und kostenlos. Zudem können die Angaben jederzeit angepasst oder entfernt werden, was durch die Verwendung eines Personalausweises mit Online-Funktion ermöglicht wird.
Ab Juli dieses Jahres sollen Kliniken die Möglichkeit haben, auf die digital hinterlegten Willenserklärungen zuzugreifen, was den Prozess der Organgewinnung weiter vereinfachen soll. Zusätzlich plant das Gesundheitsministerium, dass bis Ende September digitale Eintragungen auch direkt über Apps von Krankenkassen möglich sein werden.
Die Einrichtung dieses Registers ist Teil einer gesetzlichen Initiative, die 2020 vom Bundestag verabschiedet wurde und darauf abzielt, die Anzahl der Organspenden in Deutschland zu erhöhen. Es ist eine Reaktion auf die sinkenden Spenderzahlen in den Vorjahren. Die positive Tendenz nach dem Start lässt hoffen, dass das neue System die Bereitschaft zur Organspende unter den Deutschen möglicherweise steigern könnte. Überfällig wäre es, denn aktuell warten fast 8.400 Menschen in Deutschland auf eine Organtransplantation.
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