Eine Patientin stellt sich mit blutigem Husten vor. Da sie jahrelang Raucherin ist, scheint der Fall klar: Ein Tumor. Doch es steckt etwas anderes dahinter.
Aspergillen lösen bei immunkompetenten Menschen diverse Krankheitsbilder aus. Aber besonders immuninkompetente Menschen haben ein hohes Risiko für schwere Verläufe. Auf dem DocCheck CME: Pilzerkrankungen und ihre Folgen berichtete Dr. Henning Orbach, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie am St. Marien-Hospital in Köln von seinen Erfahrungen aus der Praxis, die wir euch in 5 Case Reports präsentieren wollen. Die ersten drei Fälle könnt ihr hier und hier nachlesen.
Fall Nummer vier: Eine 65-jährige Frau stellt sich mit zunehmender Luftnot vor. Bei ihr besteht zudem ein Nikotinabusus mit 54 Packungsjahren. Was sie noch im Schlepptau hat: einen seit vier Wochen anhaltenden blutigen Husten (Hämoptysen) – mit dem sei sie ein medizinischer Notfall, so Orbach. Laborchemische Untersuchungen konnten bei der Patientin nur eine Eosinophilie feststellen.
Eine ausführliche Anamnese, Funktionsdiagnostik der Lunge und CT, führt Orbach hier standardmäßig durch. Dazu kommt eine Bronchoskopie – inklusive endobronchialem Ultraschall, bronchoalveolärer Lavage (BAL) und transbronchialer Biopsie. Während der Diagnostik wird bei der Patientin auf der rechten Seite paratracheal eine Kaverne entdeckt, in der etwas zu wachsen scheint. „Eine kavernöse Raumforderung in der Lunge ist bis zum Beweis des Gegenteils TBC oder Malignom“. Das Wissen um die Malignität in der Differentialdiagnostik miteingeschlossen, hat der Experte hier ein systematisches Lymphknotenstaging durchgeführt, gefolgt von transbronchialen Biopsien sowie einer BAL. Auf eine Kryobiopsie wird wegen des Bluthustens verzichtet.
Ein weiteres CT der Patientin in Bauchlage zeigt, dass das ballförmige Wachstum in der Raumforderung beweglich ist. Außerdem konnte im Zuge der BAL Galaktomannan nachgewiesen werden sowie Aspergillen in der transbronchialen Biopsie. Für Orbach ist damit klar: Es handelt sich um ein Aspergillom.
Klassischerweise findet man Aspergillome bei immuninkompetenten Menschen. Aber auch in präformierte Höhlen setzen sie sich gern. „Das sind zum Beispiel alte Kavernen nach einer Tuberkulose, die ausgeheilt ist oder aber – das ist eine Patientin, die raucht – ein Lungenemphysem, hier mit großer Emphysembulla.“ Falls in einem solchen Fall eine transbronchiale Biopsie durchgeführt wird, muss laut Orbach daran gedacht werden, dass es dadurch zu einer Verschleppung der Erreger kommen kann. Eine Itraconazol-Prophylaxe wäre dann ratsam.
Bei einem Aspergillom wird meist eine antimykotische Therapie eingeleitet. Orbach empfiehlt aber die Patienten zu operieren. „Dieser Pilz, der muss da weg“, so der Experte. Denn in einer präformierten Höhle sind keine Blutgefäße, eine antimykotische Therapie könne deshalb schlechter ankommen, erklärt er. Orbach ist aber auch der Meinung, dass es Patienten mit massiv eingeschränkter Lungenfunktion nicht zugemutet werden könne, Teile ihrer Lunge im Rahmen einer Operation zu verlieren – dann würde eine antimykotische Therapie durchgeführt werden. Diese Entscheidung sollte daher zusammen mit dem Patienten getroffen werden. „Solche Entscheidungen treffen wir nicht allein, da setzen wir uns zusammen mit den Thoraxchirurgen und auch den Infektiologen, um gemeinsam Therapiekonzepte, auf den Patienten perfekt zugeschnitten, anzuwenden“, erklärt er.
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