Nicht nur Patienten, die an Osteoporose leiden, profitieren von Vitamin-D-Supplementationen. Die bislang größte Übersichtsarbeit, in der zahlreiche Studien verglichen wurden, zeigt: Unter Einnahme von Vitamin-D verringert sich sogar die Gesamtmortalität.
Apotheker kennen Vitamin-D-Derivate vor allem in Zusammenhang mit Erkrankungen des Skelettsystems. Ein Mangel führt zu vielfältigen Störungen des Knochenstoffwechsels. Besonders häufig wird Osteoporose damit in Verbindung gebracht. Jetzt zeigen Epidemiologen mit einer großen Übersichtsarbeit, in welchen Fällen Patienten noch von Supplementationen profitieren.
Das Team um Philippe Autier vom International Prevention Research Institute, Lyon, machte es sich zum Ziel, die Wirkung von Vitamin D genauer zu untersuchen. Die Experten werteten alle über PubMed zugänglichen Literaturquellen aus. Als Zeitraum wählten sie Anfang Januar 2013 bis Ende Mai 2017. Sie fanden 87 Metaanalysen randomisierter Studien, mussten jedoch 52 aufgrund methodischer Mängel ausschließen. Hinzu kamen noch 202 weitere randomisierte Studien, welche in den Metaanalysen nicht berücksichtigt wurden.
Nahmen Patienten zehn bis 20 Mikrogramm (400 bis 800 IE) Vitamin D pro Tag ein, was in etwa der DGE-Empfehlung entspricht, verringerte sich die Gesamtmortalität signifikant um drei Prozent. Hier nennt Autier zwei relevante Quellen. Die Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2014 zeigte sogar eine Verringerung um sechs Prozent. Mark J. Bolland von der University of Auckland berichtet auf Basis von Metaanalysen über eine vierprozentige Verringerung. Im nächsten Schritt befasste sich Autier speziell mit der krebsbedingten Mortalität. Als wesentliche Publikationen zitiert der Epidemiologe erneut die Cochrane-Analyse, aber auch die Arbeit von Nana Keum, Forscherin an der Harvard School of Public Health. Beide Veröffentlichungen kamen zum gleichen Ergebnis, nämlich eine um zwölf Prozent verringerte krebsbedingte Mortalität bei der Einnahme von Vitamin-D-Verbindungen.
Außerdem erwiesen sich Vitamin-D-Supplementationen bei Erkrankungen der Atemwege als wirksam. Für akute Atemwegsinfekte verringert sich das Risiko um zwölf Prozent. Zu diesem Resultat kommt Adrian R. Martineau von der Queen Mary University of London. Er befasste sich außerdem mit Vitamin D und Asthma-Exazerbationen. Das Risiko einer Notfallbehandlung und/oder eines Klinikaufenthalts ging um 61 Prozent zurück. Bevor es hier zu einer Empfehlung kommen kann, warten Forscher jedoch auf Ergebnisse der EVITA-Studie. Ansonsten gebe es laut Philippe Autier wenig Evidenz beim Einsatz von Vitamin-D-Supplementationen, etwa beim vermuteten Effekt auf systemische entzündliche Vorgänge. Ob ein niedriger Vitamin D-Status vielleicht eher Folge, aber nicht Ursache dieser Erkrankungen ist, müsste in weiteren Studien untersucht werden.