Deutschlands Apotheken geht das Geld aus. Mit roter Kleidung, Plakaten, Aufklebern machten Apo-Inhaber in der vergangenen Woche auf die wirtschaftlichen Nöte aufmerksam. Hat’s geholfen?
Vom 22. bis 27. April rief die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mit ihrer Aktion „Wir sehen rot“ Apothekeninhaber dazu auf, sich Aufmerksamkeit zu verschaffen und auf die allgemeine wirtschaftliche Schieflage hinzuweisen.
Die Apothekenteams sollten dazu in roter Kleidung das Leid der Branche symbolisieren, begleitet von Plakaten, Aufklebern und Handzetteln, die über QR-Codes zu Online-Umfragen führen. Die Idee klingt zunächst solidarisch und mobilisierend, doch wirft man einen Blick in die sozialen Medien, wird schnell klar: Die Stimmung unter den Apothekenmitarbeitern ist alles andere als rot glühend vor Begeisterung.
Trotz des ernsten Hintergrunds mutet die ABDA-Aktion eher wie eine Verzweiflungstat an, ein letztes Aufbäumen in einer Reihe von zunehmend wirkungslosen Protesten. Man könnte fast meinen, die ABDA hätte sich hier von einem schlecht beratenen Marketing-Team inspirieren lassen, das noch in den 90ern festhängt. Wo bleiben die Zeiten, in denen Protest noch echte Veränderung herbeiführte? Stattdessen: rote Shirts und Aufkleber, die wohl kaum die Sparpolitik der Regierung beeindrucken werden.
Der Sarkasmus und die Resignation, die aus den Kommentaren der Apotheker in den sozialen Netzwerken sprechen, zeugen von einer tiefen Frustration. Da wird vorgeschlagen, man solle statt roter Kleidung lieber Arbeitsplätze mit Flatterband absperren oder symbolisch den Betrieb einstellen. Oder noch besser, sich auf Traktoren vor die Apotheken setzen, um wirklich auf die Missstände aufmerksam zu machen. Ein anderer Vorschlag ist, Papp- Apotheken vor dem Bundestag zu verbrennen – sicherlich ein drastisches Bild, das aber die Verzweiflung und den Wunsch nach echtem Gehör unterstreicht.
Was die ABDA hier versucht, ist sicherlich ehrenwert in der Intention, die Apothekenlandschaft vor weiterem Verfall zu schützen. Aber wie so oft scheint die gewählte Form des Protests an den tatsächlichen Bedürfnissen und der Mentalität der Basis vorbeizugehen. Die rote Kleidung wird von vielen als unpassend und wenig aussagekräftig empfunden, und die Kommentare bei Social-Media reichen von Humor und Spott bis zu offenem Unmut über die Ausrichtung und Effektivität der Kampagne.
Es wird deutlich, dass ein Umdenken erforderlich ist. Anstatt auf halbherzige Symbolpolitik zu setzen, die mehr nach einer Image-Kampagne als nach einem echten Hilferuf aussieht, wäre es vielleicht an der Zeit, radikalere Maßnahmen zu erwägen. Die Apotheker fordern nicht weniger als echte, substantielle Unterstützung und politische Maßnahmen, die den wirtschaftlichen Druck mindern und die Zukunft der lokalen Apotheken sichern.
Schlussendlich ist „Wir sehen rot“ vielleicht ein passendes Motto, denn es spiegelt nicht nur die wirtschaftliche Notlage der Apotheker wider, sondern auch ihre wachsende Wut und Enttäuschung über eine Vertretung, die in ihren Augen zu zahm agiert. Die Zeit für sanfte Proteste scheint vorbei – es braucht nun eine klare, unmissverständliche Sprache und Handlungen, die den Entscheidungsträgern wirklich ins Auge stechen. Es ist Zeit, dass die ABDA und die Apotheker zusammenfinden und eine Strategie entwickeln, die mehr ist als nur ein Farbenspiel.
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