In Großbritannien gibt es einen Skandal um verunreinigte Blutkonserven, Hausärzte dürfen sich über das Ende von Budgetierung und Regressen freuen und eine nichtinvasive Elektrostimulation verspricht Hoffnung für Gelähmte. Diese News lest ihr hier.
Premierminister Rishi Sunak bezeichnete den vergangenen Montag als „Tag der Schande für den britischen Staat“: Gemeint war die Veröffentlichung eines Berichts zu verunreinigten Blutkonserven. Schon jetzt gebe es 3.000 Tote durch Infektionen, täglich kämen weitere dazu. Insgesamt seien über 30.000 Menschen infiziert worden. Die Patienten und Angehörigen der Toten sollen nun Entschädigungszahlungen erhalten, teilweise haben sie das auch bereits. Berichten zufolge gehe es um mehrere Milliarden Pfund Schadenersatz.
Der über 5 Jahre zusammengestellte Bericht schlüsselt auf, wie es dazu kommen konnte. Im Zeitraum zwischen den 1970ern und 1990ern hatten zehntausende Menschen die fraglichen Bluttransfusionen erhalten, z. B. im Rahmen von Therapien bei Anämie und Hämophilie, aber auch bei OPs oder Geburten. Dabei wurden sie mit HIV und/oder Hepatitis infiziert. Hintergrund: knappe Blutkonserven und die Einfuhr von Blutspenden u. a. aus US-Gefängnissen, die nicht ausreichend kontrolliert wurden. Es sei der größte Skandal in der Geschichte des britischen Gesundheitssystems NHS.
Erschütternd sei besonders, so Brian Langstaff, der die Auswertung vorlegte, dass die Fälle über Jahre vertuscht worden seien – obwohl Infektionsrisiken durch Blutkonserven bereits seit dem Zweiten Weltkrieg bekannt sind. Auch von Kindern, die in den 70ern und 80ern als „Versuchskaninchen“ am Hämophiliezentrum einer Schule missbraucht worden seien, ist die Rede. Hier seien bewusst zu hoch bzw. zu niedrig dosierte Transfusionen mit Faktor-VIII-Konzentraten verabreicht worden, die zudem oft noch mit HIV verunreinigt gewesen seien. Nur 30 der 122 betroffenen Kinder haben überlebt.
Eine nichtinvasive Elektrostimulation kann laut einer aktuellen Veröffentlichung die Hand- und Armfunktion bei gelähmten Patienten verbessern. An der Studie, die in Nature Medicine veröffentlicht wurde, nahmen 65 Personen mit Tetraplegie aufgrund einer Rückenmarksverletzung teil. Sie erhielten eine Therapie mit dem speziell entwickelten Elektrostimulationsgerät ARC-EX, bei dem Elektroden ober- und unterhalb der Verletzungsstelle angebracht werden, um das Rückenmark mit Stromimpulsen zu stimulieren. Die Patienten machten erst zwei Monate lang eine normale Reha, gefolgt von zwei weiteren Monaten mit zusätzlicher ARC-EX-Therapie. 72 % der Teilnehmer zeigten Verbesserungen in der Fingerkraft, Bewegung und sensorischen Fähigkeiten sowie eine allgemein bessere Lebensqualität. Die größten Fortschritte in Motorik und Sensorik traten erst nach der ARC-EX-Therapie auf, obwohl auch das reine Reha-Programm zu leichten Verbesserungen führte.
Bei der ARCEX-Therapie wird das zervikale Rückenmark während der strukturierten Rehabilitation von außen elektrisch stimuliert. Die Stimulationselektroden befinden sich ober- und unterhalb der Verletzung. Credit: Moritz et al., Nat MedDr. Rüdiger Rupp, Leiter der Sektion Experimentelle Neurorehabilitation von der Klinik für Paraplegiologie am Universitätsklinikum Heidelberg, erklärt: „Die Verbesserungen waren so groß, dass die Studienteilnehmenden eine Verbesserung ihrer Lebensqualität angaben, was die wenigsten Verfahren erreichen.“ Die Methode habe zudem den großen Vorteil, dass sie leicht in den klinischen Alltag integriert werden könne – die Stimulation sei quasi „ein Booster für die Physiotherapie“. Prof. Winfried Mayr, stellvertretender Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Biomedizinische Technik, kritisiert allerdings: „Das gewählte Studiendesign verzichtet leider auf eine Vergleichsgruppe, die durchgehende Physiotherapie ohne Stimulation unter sonst gleichen Bedingungen angewendet hätte. Unter den gegebenen stark eingeschränkten Studienbedingungen erscheint die Wirkung eher geringgradig.“
Große Worte sind ein Markenzeichen des Gesundheitsministers Lauterbach. So sei das heute beschlossene Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) nicht nur eine hausärztliche Honorarreform, sondern ein Zeichen für die Demokratie und dass die Aufholjagd wichtiger Gesetze mitten im Gange sei. Was konkret für Hausärzte und Psychotherapeuten kommt:
„Dass es die Entbudgetierung [...] in den Kabinettsentwurf geschafft hat, ist zweifelsohne positiv. [...] [Sie] allein wird nicht reichen, um das Ruder rumzureißen. Dafür sind die Probleme nach Jahrzehnten des Nichtstuns zu groß,“ nennt Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands einen Kritikpunkt. Mit dem jüngst gestrichenen 30-Euro-Bonus für Patienten, die an den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmen, nennt er ein elementares Werkzeug zur Patientensteuerung, dessen Idee wieder aufgenommen werden müsse.
Weiterhin macht Lauterbach in der heutigen PK eine Kampfansage an alle Akteure, die sich Fehlverhalten leisten. Einerseits soll die Beratungsqualität von Krankenkassen evaluiert und veröffentlicht werden. Andererseits solle mit Hilfe von KI die Wirtschaftlichkeit des Systems verbessert, Abrechnungsbetrug stärker sanktioniert und unwirtschaftlich ausgegebene Mittel sowie gegenseitige Überweisungen schneller und besser erkannt werden.
Bildquelle: Erstellt mit Dall-E.