Sprachbarrieren wirken sich nachweislich negativ auf die gesundheitliche Versorgung aus. Selbst bei Muttersprachlerinnen kann die Verwendung von Fachausdrücken im Patientinnengespräch zu Verständnisproblemen führen. Umso schwerer haben es Patientinnen, die wenig bzw. kein Deutsch oder keine gängige Fremdsprache wie Englisch sprechen. Sie können ihr Anliegen nicht so leicht verständlich machen und werden häufig nicht richtig verstanden.1
2,7 Mio. Menschen – 2022 gab es nach Deutschland eine historisch hohe Zuwanderung. Darunter waren knapp 1,1 Mio. Geflüchtete aus der Ukraine. Mehr als 205 Tausend Menschen wanderten aus Rumänien zu und mehr als 107 Tausend Menschen aus Polen.2 Diese Zahlen spiegeln sich auch in den Wartezimmern gynäkologischer Praxen wider: Deutsch als Muttersprache ist dort eben keine Selbstverständlichkeit mehr!
Gute Kommunikation und eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Behandelnden und Patientinnen stellen die Weichen für eine bessere Diagnose, bessere Compliance und einen daraus resultierenden Behandlungserfolg. Bestenfalls können:1,3
Dafür ist es jedoch wichtig, dass sich Patientinnen und Behandelnde austauschen können und verstanden fühlen.1
Die 58-jährige Patientin Elif Yildiz leidet seit 6 Jahren an schweren vasomotorischen Symptomen (VMS), die mit der Menopause assoziiert sind. Sie spricht gebrochen Deutsch. Bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung kam es zu Verständigungsproblemen bei der Aufklärung über mögliche Therapieoptionen und es wurde letztlich keine Therapieentscheidung getroffen.
So eine Situation kennen Sie sicher auch aus Ihrem Praxisalltag. Hierfür hat der Arbeitskreis zur Steigerung der Kultursensibilität in der ärztlichen Aus-, Fort- und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen zusammen mit dem Universitätsklinikum Düsseldorf sogenannte DocCards entwickelt, die auch von medizinischen Fachgesellschaften wie der Deutschen Diabetes Gesellschaft verwendet werden.4
Dabei handelt es sich um handliche Taschenkarten in Checklistenform. Auf der DocCard „Erfolgreiche Arzt-Patienten-Gespräche trotz Sprachbarrieren – gewusst wie!“ sehen Sie beispielsweise woran vor, während und nach dem Gespräch mit Ihren Patientinnen, die nur wenig Deutsch sprechen, zu denken ist. Hier die wichtigsten Punkte:4
>> Zur DocCard „Erfolgreiche Arzt-Patienten-Gespräche trotz Sprachbarrieren – gewusst wie!“ <<
Auch die 54-jährige Ukrainerin Polina Kravchenko leidet seit mehreren Jahren unter schweren VMS, die mit der Menopause assoziiert sind. Vor ein paar Monaten ist sie nach Deutschland geflüchtet, Deutschkenntnisse hat sie noch keine. Nun ist sie auf der Suche nach gynäkologischer Beratung.
Auch so eine Situation ist Ihnen sicher bekannt. Hier kann sich das Hinzuziehen eines Dolmetschers / einer Dolmetscherin lohnen.1 Damit allein sind jedoch noch nicht alle Schwierigkeiten geklärt, denn für so ein Gespräch ist ein umfassendes Briefing des Dolmetschers / der Dolmetscherin nötig.4 Hierfür kann eine weitere DocCard auf 2 Seiten einige hilfreiche Informationen liefern:
>> Zur DocCard „Erfolgreiche Arzt-Patienten-Gespräche mit Dolmetscher – gewusst wie!“ <<
Es gibt auch die Möglichkeit professionelle Sprach- und Integrationsmittler:innen zu Gesprächen hinzuzuziehen. Sie haben selbst Migrationserfahrung und werden nach bundesweit einheitlichen Kriterien und Qualitätsstandards 1 – 2 Jahre lang ausgebildet. Sie dolmetschen professionell, vermitteln fachspezifisch und kultursensibel und können bei Missverständnissen intervenieren. Damit können sie zum Sicherheitsgefühl Ihrer Patientinnen beitragen und eine vertrauensvolle Atmosphäre fördern.5
Den Bedarf an Sprachmittler:innen sieht übrigens auch der Deutsche Ärztetag:6 Bei der 128. Hauptversammlung der Bundesärztekammer im Mai 2024 forderten sie professionelle und kostenfreie Sprachmittlung für das deutsche Gesundheitssystem.
>> Finden Sie hier Ihre:n professionelle:n Sprach- und Integrationsmittler:in <<
Tipp: Für die Überbringung schlechter Nachrichten sind Personen mit professioneller Ausbildung in jedem Fall besser geeignet als bspw. Familienangehörige, die in einen Solidaritätskonflikt geraten könnten.3
VMS: Vasomotorische Symptome
MAT-DE-VEO-2024-00053 | Erstellt: Mai 2024