Wer hätte es gedacht – in der Schweiz ist man in Sachen Digitalisierung noch hinterm Berg. Ein uneinheitliches System trifft auf fehlenden Nutzen. Hier lest ihr von meinem Frust.
Das fängt bereits mit der elektronischen Übermittlung der Rezepte an. Wir reden hier noch nicht mal vom E-Rezept wie in Deutschland. In der Schweiz gibt es noch kein gemeinsam geregeltes System. Das bedeutet: Die Ärzte senden die Rezepte per E-Mail.
Senden sie diese direkt an die Apotheke, dann ist das eine Verbindung zwischen zwei HIN-gesicherten Adressen und einigermaßen sicher. Leider senden viele Ärzte die Rezepte allerdings an ihre Patienten. Das ist dann nicht nur ein Sicherheitsproblem, sondern auch eine Steilvorlage für manche, Missbrauch zu betreiben. Es ist ja durchaus einfach, mehrere Ausdrucke in Farbe zu machen – ein Grund mehr für uns in der Apotheke, diese Rezepte nicht anzuerkennen, vor allem wenn es sich um missbrauchsgefährdete Medikamente handelt. Hier habe ich darüber geschrieben. Seit 2020 hat sich da kaum was geändert.
Der Apothekerverein und die Verbindung Schweizerischer Ärzte (FMH) arbeiten gemeinsam an einem E-Rezept, das via QR-Code auf dem Rezept (oder möglicherweise auf dem Smartphone des Patienten) dann in jeder Apotheke eingelöst werden kann, wobei die Gültigkeit überprüft wird. Aktuell ist das schweizweit bei etwa 530 Apotheken möglich (von 1.800) und noch im Rahmen eines erweiterten Pilotprojektes.
Ich habe herausgefunden, dass wir in der Apotheke die QR-Codes auch einlesen können. Eine richtige Validierung gibt es aber nicht – und ich muss, auch wenn es mir da praktischerweise die verschriebenen Medikamente in unser Computersystem importiert – noch sehr viel von Hand ändern oder ergänzen: Generika-Austausch, oder wenn etwas nicht lieferbar ist … und die Dosierungen übernimmt es auch nur sehr eingeschränkt. Außerdem kann ich ein und dasselbe Rezept mehrmals abrufen.
Bei der elektronischen Gesundheitskarte / dem elektronischen Patientendossier (EPD) sind wir einen Schritt weiter – einen kleinen. Inzwischen gibt es das und man kann als Patient ein EDP für sich eröffnen. Das ist freiwillig und kostenlos für die Patienten. Sie bringt einem aber wenig – das gilt sowohl für die Patienten selbst als auch für Institutionen wie Spitäler, Ärzte, Apotheken. Von der Hoffnung und den Versprechungen, dass darauf Gesundheitsdaten gespeichert und abgerufen werden könnten wie Untersuchungsergebnisse des Labors, Medikamente und Dosierungen, Allergien etc. und dass der Zugang für in die Behandlung involvierte Parteien einfach und mit bestehenden Plattformen kompatibel sein würde ist… wenig übrig.
Die Ursachen dafür sind sicher vielfältig. Der Fokus des EPDs liegt aktuell auf den Patienten, so dass diese Zugang zu ihren Gesundheitsdaten erhalten und diese verwalten können. Die Probleme sind:
Das EPD ist heute nicht als Kommunikationswerkzeug zwischen den Gesundheitsdienstleister konzipiert, es macht für Dienstleister im Gesundheitswesen vor allem Mehraufwand bei wenig Zusatznutzen. Schade.
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