Psoriasis ist mehr als nur eine Hauterkrankung – jetzt zeigt sich eine Assoziation zwischen Psoriasis und dem Risiko für eine Fettlebererkrankung. Was das für eure Patienten bedeutet, lest ihr hier.
Wie alle Autoimmunerkrankungen stellt auch die Schuppenflechte ein großes Leid für Patienten dar. Die ekzemartigen Flecken können jucken, brennen und wirken sich oft auf das Selbstbewusstsein des Erkrankten aus. Aber das ist wohl nicht genug, denn Psoriasis kommt mit zahlreichen Komorbiditäten daher.
Neben Spondyloarthritis zählen auch Diabetes mellitus und das metabolische Syndrom zu möglichen Kollateralschäden der Hauterkrankung. In einer amerikanischen Studie wurde nun eine Assoziation zwischen Psoriasis und der Nicht-alkoholischen Fettleber-Erkrankung (NAFLD) beschrieben. Von 5.672 Studienteilnehmern waren 148 eigenanamnestisch an Psoriasis erkrankt. Die adjustierte Odds-Ratio für NAFLD betrug 1,70 (KI 95 %: 1,06–2,72). Die Subgruppenanalyse lieferte auch eine Assoziation mit dem Alter (20–39 Jahre), dem Geschlecht (männlich) und Komorbiditäten (kein Diabetes).
Der Hintergrund ist klar: das Immunsystem spielt verrückt und greift sich selbst an. Der Angriff muss dabei aber nicht auf die Haut beschränkt sein. Das sieht man an den zahlreichen Unterformen der Schuppenflechte, die den Bewegungsapparat mit angreifen. Dieser Einfluss kann sich weiter ausbreiten, in diesem Fall auf den Stoffwechsel.
Den Zytokinen, insbesondere TNF-alpha, wird in der Studie eine große Rolle zugeschriebenen. Die Signalmoleküle des Immunsystems sind bei entzündlichen Prozessen hochreguliert. Bei Psoriasis ist dies unter anderem das TNF-alpha, das daher auch in der Antikörpertherapie als Angriffspunkt genutzt wird. Die Autoren sehen einen Zusammenhang zwischen dem zirkulierenden TNF-alpha und der NAFLD. Das Zytokin erniedrige die Insulinresistenz des Körpers und fördere die Freisetzung von kurzkettigen Fettsäuren, die sich in der Leber ablagern würden.
Nicht‐alkoholische Fettlebererkrankung und Psoriasis – besteht ein gemeinsames proinflammatorisches Netzwerk? Credit: Heitmann et al.
Aus einer übermäßigen Reaktion des Immunsystems wird so ein neues Krankheitsbild geschaffen, was fatale Auswirkungen haben kann. Denn die NAFLD ist ein Risikofaktor für die Entstehung einer Steatohepatitis, die dann im weiteren Verlauf zur irreversiblen Leberzirrhose führen kann.
Einen Lichtblick gibt es trotzdem: Eine Assoziation allein bestätigt keinen Kausalzusammenhang. Diverse Kovariablen können das Ergebnis beeinflussen. Auch Kovariablen, an die überhaupt nicht gedacht wird. Außerdem handelt es sich bei der Studie um eine Querschnittsstudie ambulanter Patienten in den USA. Um einen sicheren Kausalzusammenhang feststellen zu können, wird eine randomisierte Kontrollstudie benötigt.
Dennoch gilt: Weil die Erkrankung Psoriasis so komplex und zum Teil nicht genügend erforscht ist, bleibt den behandelnden Ärzten nichts weiter übrig, als solche Studien im Hinterkopf zu behalten. An der Assoziation lässt sich zwar nichts ändern – aber am Lebensstil des Patienten schon.
Mirghani H, Altemani A, Alsaedi E, Aldawish R, Alharbi M, Alzahrani R, Alatawi S, Altemani S, Alanazi AH. The Association of Psoriasis, Diabetes Mellitus, and Hypertension: A Meta-Analysis. Cureus. 2023 Nov 15;15(11):e48855. doi: 10.7759/cureus.48855.
Armstrong AW, Harskamp CT, Armstrong EJ. Psoriasis and the risk of diabetes mellitus: a systematic review and meta-analysis. JAMA Dermatol. 2013 Jan;149(1):84-91. doi: 10.1001/2013.jamadermatol.406.
Singh S, Young P, Armstrong AW. Relationship between psoriasis and metabolic syndrome: a systematic review. G Ital Dermatol Venereol. 2016 Dec;151(6):663-677. Epub 2016 Sep 2.
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