Lipödem – ein Zustand, bei dem weder Sport noch Diät wirklich Abhilfe schaffen. Allein in Deutschland sind zahlreiche Frauen betroffen – geschätzt rund 3,8 Millionen. Diese chronische Erkrankung kennzeichnet sich durch eine deutliche Volumenzunahme insbesondere an Armen und Beinen. „Ich hatte keine Leichtigkeit mehr und starke Schmerzen in den Beinen“, erzählt Helga, eine 65-jährige Frau, die mit Lipödem lebt. Ihre Auseinandersetzung mit Diäten, oder wie sie es selbst nennt, ihre 'Diät-Karriere', begann in den 80er Jahren nach ihrer ersten Schwangerschaft. Zusätzlich diagnostiziert mit der Stoffwechselstörung Hämopyrrollaktamurie (HPU) gelang es Helga nicht langfristig, ihr Gewicht zu steuern. „Die Abnahme an sich hat immer gut funktioniert, das hinterher war immer das Problem", gesteht sie.
Ein Lipödem ist eine pathologische Fettverteilungsstörung, deren Ursachen noch unklar sind. Hormonelle Veränderungen, wie sie in der Pubertät, nach Schwangerschaften oder in den Wechseljahren auftreten, sowie eine genetische Veranlagung gelten als mögliche Auslöser. Die Krankheit betrifft ausschließlich Frauen und äußert sich durch symmetrische Fettansammlungen an Hüften, Gesäß, Beinen und/oder Armen, die sich von herkömmlichem Übergewicht unterscheiden. Typische erste Symptome sind neben unverhältnismäßigen Gewebevermehrungen, ein Spannungs- und Schweregefühl in den Beinen, Schmerzen und eine Neigung zu Blutergüssen. Die Anhäufung von Entzündungszellen im Lipödem-Gewebe erklärt die Schmerzen und die Tendenz zu Schwellungen und Hämatomen.
Diagnostisch entscheidend ist das frühzeitige Erkennen durch das Fühlen von harten Knötchen unter der Haut und das schnelle Verschwinden von Dellen nach Druck. Die Erkrankung verläuft chronisch progredient und wird in drei Stadien eingeteilt, wobei die Schwere der Symptome nicht unbedingt mit dem Stadium übereinstimmt. Zu Beginn ist die Hautoberfläche noch glatt, später wird sie wellig und im letzten Stadium zeigt sie eine pflastersteinartige Struktur mit grobknotigem Fettgewebe. Typischerweise sind Füße und Hände nicht betroffen.
Behandlungswege und die Rolle von Ernährung & Eigeninitiative
Da die genauen Ursachen des Lipödems unbekannt sind, fokussiert sich die Therapie derzeit auf Symptomlinderung und umfasst konservative und operative Maßnahmen. „Ich dachte mir mal, es muss einen Weg geben, mich wieder wohl zu fühlen – meine Leichtigkeit zurückzugewinnen, mit meinen Enkelkindern zu toben, ohne bei jeder Anstrengung außer Atem zu sein.“ Diese Einsicht war für Helga der Anstoß, ihre Ernährungsweise grundlegend zu verändern.
Konservative Behandlungen beinhalten spezialisierte Verfahren wie die komplexe physikalische Entstauungstherapie, manuelle Lymphdrainage und das Tragen von Kompressionsstrümpfen parallel zu Ernährungsumstellungen, Bewegung und gegebenenfalls Psychotherapie. Ab Stadium 2 kann auch eine Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (Vibrationsliposuktion) in Betracht gezogen werden, um die Symptome langfristig zu mildern und Folgeerkrankungen vorzubeugen. Trotz der hohen Kosten für konservative Behandlungsmethoden zeigen Studien, dass Patienten auch nach einer Operation eine weiterführende konservative Therapie benötigen. Ernährungsumstellungen können entscheidend dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern. „Die Zusammensetzung der einzelnen Nahrungsgruppen und die tägliche Ernährungsstrategie“, identifiziert Helga als den entscheidenden Faktor für ihr aktuelles Wohlfühlgewicht.
Seit 2020 übernehmen die Krankenkassen in Deutschland die Kosten für die operative Behandlung im Stadium 3, allerdings unter bestimmten Voraussetzungen.
Als ergänzende Maßnahme kann sanfte Bewegung, wie Wassertreten, zur Schmerzlinderung beitragen und die Entwicklung eines Lipo-Lymphödems verhindern.
Körperfett reduzieren trotz Lipödem: JA - Ein positiver Ausblick
Bei Vorliegen eines Lipödems ist das Erreichen eines Wohlfühlgewichts durch eine gesunde Ernährung in der Tat möglich. „Ich habe keine Schmerzen mehr, und das steht zu 100% in Verbindung damit, dass ich mein Gewicht reduzieren konnte“, gesteht Helga. Gewichtsverlust kann das Lipödem nicht heilen, trägt aber dazu bei, eine Verschlimmerung der Symptome zu verhindern.
Abnehmen erfordert letztendlich eine Kombination aus Ernährung, Bewegung und Motivation. Krafttraining wird empfohlen, um Muskeln aufzubauen und den Fettanteil zu reduzieren. Gelenkschonende Sportarten und Kompressionskleidung können ebenfalls helfen. Bei der Ernährung sollten individuell angepasste Pläne, gegebenenfalls mit Unterstützung eines Fachmanns, umgesetzt werden, um ungesunde Gewohnheiten durch gesündere Alternativen zu ersetzen. Eine ketogene Diät kann für einige Betroffene vorteilhaft sein, jedoch muss jeder Ernährungsplan individuell angepasst werden.
Erfolgreiches Abnehmen mit Lipödem setzt ein positives Mindset und Durchhaltevermögen voraus. Der Austausch mit anderen Betroffenen und professionelle Begleitung können motivieren und beim Erreichen der Ziele unterstützen.