Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts gekennzeichnet ist. Per Definition liegt ab einem BMI von 30 kg/m2 eine Adipositas vor. Ein BMI-Wert zwischen 25 und 30 kg/m2 wird als Übergewicht klassifiziert.1 Mit der Anerkennung der Erkrankung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde die drastische epidemiologische Lage erstmals konkret benannt (Abbildung 1).3
Abbildung 1: Prävalenz Adipositas nach Daten der WHO und des Robert-Koch-Instituts3,4
Im Juli 2020 hat zudem der Deutsche Bundestag Adipositas als chronische Erkrankung anerkannt, deren Therapie eine multimodale und interdisziplinäre Versorgung erfordert. 5
Multifaktorielle Pathogenese der Adipositas
Die Pathogenese der Adipositas ist komplex. Bereits das Essverhalten wird auf mehreren verschiedenen Ebenen reguliert.1 So unterscheidet man zwischen
der physiologischen Ebene, gekennzeichnet durch homöostatisches Essen aus Hunger, das durch Hunger-Hormone wie Ghrelin sowie Sättigungs- und Appetits-Hormone wie GLP-1 und Amylin gesteuert wird,
der psychologischen Ebene, gekennzeichnet durch hedonisches Essen zum Vergnügen, das u. a. von Dopamin getriggert wird
der Lifestyle-Ebene, also die exekutive Funktion, sich bewusst für das Essen zu entscheiden
Neben dem Essverhalten sind aber auch soziokulturelle Einflüsse, genetische Veranlagung sowie biologische und psychologische Faktoren an der Entstehung beteiligt. Menschen mit Adipositas können die Faktoren, die Übergewicht bzw. Adipositas begünstigen also nur schwer individuell beeinflussen. Außerdem können auch bestimmte Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten die krankhafte Vermehrung des Körperfetts begünstigen.1 Die zentrale Regulation des Energiestoffwechsels wiederum wird durch hormonelle Signale aus Duodenum, Jejunum, Ileum, Magen, Pankreas und Kolon moduliert.1
Zentraler Treiber für metabolische und kardiovaskuläre Risiken
Ebenso komplex und weitreichend sind die Auswirkungen von Adipositas auf den gesamten Organismus. So führt eine übermäßige Fettansammlung insbesondere im viszeralen Fettgewebe zu einer pathologischen Vermehrung von Adipozyten, zur vermehrten Aktivierung inflammatorischer Signalwege und zu erhöhten Lipidspiegeln im Plasma.6 Dies wiederum begünstigt entzündliche Prozesse und zellulären Stress wie z. B. in der Skelettmuskulatur, Leber und Pankreas. In Kombination gelten diese Faktoren als zentraler Treiber von Insulinresistenz sowie Typ-2-Diabetes und kardiovaskulären Erkrankungen.7 Auch die Entwicklung weiterer Folgeerkrankungen wird begünstigt (Abbildung 2). Sowohl die WHO als auch medizinische Fachgesellschaften sehen in der Adipositas-Therapie einen Bedarf an individuellen Behandlungskonzepten. Denn: Adipositas erhöht nicht nur das Risiko für eine Vielzahl an Begleiterkrankungen, sondern beeinträchtigt auch die Lebensqualität von Betroffenen.1,3
Abbildung 2: Folgen der Adipositas8,9
PP-TR-DE-1599
Quellen:
Deutsche Adipositas Gesellschaft, https://adipositas-gesellschaft.de (zuletzt aufgerufen am 5.3.2024)
Schienkiewitz A, Kuhnert R, Blume M, Mensink GBM. J Health Monit. 2022; 7(3): 23–31.
Worl Health Organization. WHO European Regional Obesity Report 2022. Regional Office for Europe. https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/353747/9789289057738-eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y (zuletzt aufgerufen am 14.03.2024)
Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. Journal of Health Monitoring 2022; 7(3), doi:10.25646/10292
Bundestags-Drucksache 19/20619, https://dserver.bundestag.de/btd/19/206/1920619.pdf (zuletzt aufgerufen am 5.3.2024)
Trouwborst I. et al. Front Nutr. 2018 Sep 4;5:77. doi: 10.3389/fnut.2018.00077
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World Health Organization. Obesity: preventing and managing the global epidemic. Genf, Schweiz: WHO; 2000. (Technical Report Series; Bd. 894:i-xii, 1-253)
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