Ballaststoffe machen nicht nur satt und unterstützen die Verdauung. Die Faserstoffe könnten zudem auch eine wirksame Waffe bei der Behandlung bösartiger Hirntumoren sein. Das fanden nun zumindest Wissenschaftler heraus.
Schon seit längerer Zeit werden Patienten mit Hirntumoren, aber auch anderen Krebsformen, häufig auf eine Diät gesetzt, in der Kohlenhydrate durch Ballaststoffe ersetzt werden. Denn man weiß: Die Tumoren brauchen den Zucker, um zu wachsen. Jetzt konnten die Erlanger Forscher zeigen, dass die Faserstoffe in dieser Diät nicht bloße Ersatzstoffe für die Kohlenhydrate sind, die den Patienten ein Sättigungsgefühl geben sollen. Die Ballaststoffe haben auch therapeutisch nutzbare Wirkungen. „Durch die Ballaststoffe wachsen die Tumorzellen langsamer und sind weniger bösartig.“
Besonders effektiv auf bösartige Hirntumoren wirken, so haben die FAU-Forscher festgestellt, Biochanine, eine Untergruppe der Ballaststoffe, die in größeren Mengen vor allem in Kichererbsen, Sojabohnen und Rotklee vorkommen. Biochanine werden schon an anderer Stelle therapeutisch eingesetzt: Der Pflanzenstoff lindert Wechseljahresbeschwerden – und das ohne größere Nebenwirkungen bei den Patientinnen auszulösen. Dieser Vorteil mache Biochanine besonders attraktiv für die Krebstherapie, wo die Patienten ohnehin schon geschwächt sind, sagt der FAU-Forscher.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine ballaststoffreiche Diät in der Krebstherapie zu befürworten ist und diese viel häufiger eingesetzt werden sollte“, erläutert der Neuroonkologe Dr. Eyüpoglu. Dass Ballaststoffe vor Krebs schützen, diesen Umkehrschluss lassen die Ergebnisse der Erlanger Wissenschaftler allerdings nicht zu. „Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass Patienten, die die Regeln der gesunden Ernährung berücksichtigen – also unter anderem wenig Zucker und reichlich Ballaststoffe zu sich nehmen – in einem besseren Allgemeinzustand zu uns kommen und die Therapien tendenziell besser vertragen.“ Originalpublikation: The impact of dietary isoflavonoids an maligrant brain tumors Tina Sehm et al.; Cancer Medicine, doi: 10.1002/cam4.265; 2014