Bundesgesundheitsminister Lauterbach plant ein Herz-Gesundheits-Gesetz, Metformin hat keine Auswirkungen auf ungeborene Kinder und das CDC warnt vor resistenter Schweinegrippe. Diese und weitere News im Schnelldurchlauf.
350.000 Tote jährlich – Tendenz steigend. Die Rede ist von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in Deutschland für mehr als jeden dritten Todesfall verantwortlich sind. Dazu kommen Ausgaben des Gesundheitssystems in Höhe von rund 56,7 Milliarden Euro (Stand: 2022). Beiden Entwicklungen will Bundesgesundheitsminister Lauterbach nun vorgreifen. Für das dritte Quartal 2025 ist das „Herz-Gesundheits-Gesetz“ geplant, das eine Reihe von Präventionsmaßnahmen und -angeboten parat hält und so auf lange Sicht die gesetzlichen Krankenversicherungen nach einer vierjährigen Übergangsphase um rund 510 Millionen Euro jährlich entlasten soll. Dass eben diese zunächst aber auch die Kosten per Umstrukturierung ihrer Vorsorgeangebote tragen sollen, klingt da fast schon nach Randsache.
„Unter idealen Vorbeugebedingungen ließen sich fast 90 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden. Es gibt keine so tödliche Krankheit, wo so viel Tod unnötig ist. Und es ist traurig, dass wir in Deutschland so wenig erreicht haben.“
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
Konkret sieht das Gesetz unter anderem Herz-Checks für Erwachsene im Alter von 25, 35 und 50 vor. Diese sollen dabei entweder vom Arzt oder in einer Apotheke durchgeführt werden können – was diese begrüßen: „Fest steht, dass die Apothekerschaft präventive Leistungen nur im Schulterschluss mit Ärztinnen und Ärzten zum Wohle der Menschen anbieten will“, so ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. In Sachen Prävention sollen:
Das Ministerium verspricht sich von den Maßnahmen zunächst einen Zuwachs von rund 2 Millionen Patienten. Die rechtfertigende positive Perspektive beschreibt der Gesundheitsminister im Bild-Interview: „Unter idealen Vorbeugebedingungen ließen sich fast 90 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden. Es gibt keine so tödliche Krankheit, wo so viel Tod unnötig ist. Und es ist traurig, dass wir in Deutschland so wenig erreicht haben.“
Zwei aktuelle Studien geben Entwarnung für den Einsatz von Metformin bei Schwangeren und werdenden Vätern. Das Diabetesmedikament zeigt laut der Studien, die in Annals of Internal Medicine veröffentlicht wurden, keine negativen Auswirkungen auf die Nachkommen. Das war teilweise noch unklar. Die Studien von Chiu et al. und Rotem et al. untersuchten jeweils die Einnahme von Metformin während der Schwangerschaft und der Spermaproduktion und konnten keine erhöhten Risiken für Fehlbildungen oder Totgeburten feststellen. Dr. Rachel Lippert vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke betont jedoch, dass Langzeitstudien notwendig sind: „Die langfristigen Effekte auf die Physiologie und den Stoffwechsel der Kinder sind noch nicht vollständig verstanden.“
Prof. Michael Zitzmann sieht in den Ergebnissen Potenzial für eine Anpassung der Leitlinien, insbesondere für Frauen mit Polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) oder Schwangerschaftsdiabetes. Er hebt hervor: „Angesichts dieser Ergebnisse könnte die Studie tatsächlich Anlass für eine Überarbeitung der aktuellen Empfehlungen für Metformin bei schwangeren Frauen mit Typ-2-Diabetes bieten.“ Somit könne man die Praxis der Umstellung auf Insulintherapie überdenken und die Fortsetzung von Metformin erlauben, was Vorteile wie eine bessere glykämische Kontrolle, reduzierte Gewichtszunahme der Mutter und möglicherweise geringere Kosten und weniger Invasivität im Vergleich zur Insulintherapie mit sich bringen könnte, so Zitzmann.
Während alle Welt mit Sorge auf die Zirkulation von H5N1-Influenza schaut, warnt das CDC nun zusätzlich vor einer neuen Variante von H1N1. Genauer gesagt geht es um Influenza A(H1N1)pdm09 (pH1N1), besser bekannt als Schweinegrippe. pH1N1 zeichnet sich durch eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Oseltamivir aus, ein Neuraminidase-Hemmer, eines der am häufigsten verwendeten Medikamente bei Influenza-Infektionen.
In Isolaten von Mai 2023 bis Februar 2024 wurden nun mehrere Viren mit zwei Punktmutationen (I223V und S247N) identifiziert, die mit einer 13- bis 16-fach geringeren Hemmung durch Oseltamivir assoziiert sind. Diese dualen Mutationen wurden unter anderem in den Niederlanden, Frankreich, Bangladesch, Hong Kong und den USA gefunden – sie scheinen also bereits weit verbreitet zu sein. Weitere Untersuchungen zeigten, dass diese Mutationen nicht mit einer geringeren Virus-Fitness oder schlechteren Übertragung einhergehen. Trotzdem ist pH1N1 generell weit weniger pathogen als H5N1.
Ein neues Präventions-Institut nimmt langsam Gestalt an. In einem aktuellen Entwurf werden die Zuständigkeiten und die Abgrenzung zum Robert-Koch-Institut klargestellt. Der große Kritikpunkt, dass das etablierte RKI Kompetenzen und Expertise an das geplante Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (Bipam) in großem Stil abgeben müsse, wurde von BMG-Abteilungsleiterin für Öffentliche Gesundheit, Ute Teichert, dementiert.
Die Aufgabenteilung indes sieht vor, dass sich das Bipam „um die Vermeidung nicht übertragbarer Erkrankungen (z.B. Krebs, Demenz, KHK)“ kümmern soll. In erster Linie würden nur die vormals im RKI angesiedelten Bereiche der Gesundheitsberichterstattung und des Gesundheitsmonitoring des Bundes übernommen werden. Komplett in das neue Institut integriert wird hingegen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA). Die Kosten schätzt das BMG im laufenden Betrieb auf 30 Millionen Euro pro Jahr – nach einmaligen Kosten zum Aufbau in Höhe von 19,3 Millionen Euro.
Bildquelle: Galina Nelyubova, Unsplash