Ein heißer Sommer – und allein in Deutschland mehr als 10.000 Seen. Egal ob trübe Farbe, tote Fische oder Warnschilder: Viele springen trotzdem ins kühle Nass. Diese Gefahren lauern in unseren Badeseen.
Keine Zeit? Am Ende des Textes gibt es eine Zusammenfassung für Eilige.
Der matschige Pfad schlängelt sich durch das Dickicht. Hier und da brechen ein paar Sonnenstrahlen durch das dichte Laub und dann liegt er vor mir: Ein perfekter Spiegel bis zum Horizont, ein paar Mücken tanzen über die Oberfläche, ich bin ganz allein. Raus aus den Kleidern und schon empfängt mich das kühle Wasser wie eine schützende Hand. Ich schwimme los. Was gibt es Besseres als ein Bad im See an einem heißen Sommertag? Aber Moment: Ist das eigentlich gefährlich? Ja, manchmal schon. Es gibt ein paar Dinge, die man auch bei unbändiger Badelust unbedingt beachten sollte.
Ein kristallklarer Bergsee. Wunderschön – und auch ungefährlich?
Zerkariendermatitis: Ein häufiges Mitbringsel aus einem erfrischenden Bad im See ist die Zerkariendermatitis oder das „Schwimmerjucken“. Hierbei handelt es sich um eine parasitäre Infektion durch Larven von Saugwürmern. Klinisch imponiert ein juckendes Exanthem. Da der Mensch ein Fehlwirt ist, ist die Infektion zwar unangenehm, aber selbstlimitierend. Die Therapie erfolgt symptomatisch durch Antihistaminika.
Schistosomiasis oder Bilharziose: In tropischen Ländern weit verbreitet (insbesondere in ganz Afrika, jedoch auch in Südamerika und Asien sowie einigen Gewässern Europas) ist die Schistosomiasis oder Bilharziose. Die Larven dieser Saugwürmer können sich auch durch intakte Haut bohren und stellen ein ernstzunehmendes Problem dar. Einmal im Körper angekommen beginnt ein komplizierter Entwicklungszyklus, an dessen Ende sich die Erreger je nach Spezies im Gastrointestinal- oder Urogenitaltrakt einnisten. Die Primärinfektion kann sich mit Fieber und Urtikaria als sogenanntes Katayama-Syndrom zeigen, verläuft aber auch asymptomatisch. Unbehandelt drohen Spätfolgen wie Blasenkarzinom oder Leberzirrhose. Die Therapie erfolgt mit Praziquantel.
Leptospiren: In manche Seen kann über den Urin von Nutztieren ein gefährlicher Erreger gelangen: Leptospiren. Nach Eintritt in den Körper durch Hautverletzungen oder durch die Schleimhäute kann sich neben einem meist milden grippeähnlichen Krankheitsbild in wenigen Fällen auch eine schwere Leptospirose (Morbus Weil) entwickeln. Die Symptomtrias sind hier Hämorrhagien, Ikterus und Nierenversagen. Die gezielte Diagnostik ist komplex und erfolgt serologisch oder per PCR, die Kultur ist schwierig. Therapiert wird gezielt nach Antibiogramm oder empirisch mit Doxycyclin oder Penicillinen.
Seen können durch industrielle oder private Einleitung von Schadstoffen verunreinigt sein. Auch biologische Giftstoffe können Probleme verursachen: In warmen nährstoffreichen Gewässern kommen zum Beispiel Blaualgen (Cyanonakterien) vor, die Toxine produzieren. Je nach Spezies sind diese hepato- oder neurotoxisch und verursachen Symptome wie Übelkeit und Erbrechen bzw. Kopfschmerzen, Schwindel und Krampfanfälle. Bei sichtbaren Algenblüten und grünlich trübem Wasser: Finger weg!
Die ganz banale Gefahr eines schweren Sonnenbrandes wird bei Baden in Seen oft unterschätzt. Durch das Wasser kommt es zur Reflexion und Verstärkung der UV-Strahlung auf die Haut. Die brennende Sonne nimmt man durch das kühle Wasser nicht wahr.
Seen sind zudem ein Eldorado für Insekten. Im Wasser ist man ein leichtes Ziel für Stechmücken. Wie schützt man sich richtig? Vor der Sonne mit wasserdichter Sonnencreme, die in ausreichender Menge und ausreichendem Abstand vor dem Bad aufgetragen werden sollte. Gegen die Mücken hilft Mückenspray auf Icaridin- oder Deet-Basis. Dabei gilt die die Grundregel: Erst die Sonnencreme auf die Haut, darüber den Mückenschutz – quasi als Tarnkappe gegen die lästigen Quälgeister.
Gute Schwimmer ertrinken in Seen? Gibt‘s doch gar nicht! Doch, gibt es. Es sind nicht wenige – und nach einer Statistik der DLRG zufolge ertrinken zu 80 % Männer. Das kann aus ganz unterschiedlichen Gründen passieren:
Nicht alle Seen sind Badeseen. Gibt es ein Badeverbot im See, besteht das meist nicht ohne Grund. Entsprechende Warnschilder sollte man ernst nehmen. Ansonsten ist es immer eine gute Idee, sich bei Anwohnern bzw. Einheimischen über mögliche Gefahren zu informieren.
Zusammenfassung für Eilige:
Bildquelle: Kalen Emsley, unsplash