Dafür, dass es sich beim diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) um eine aggressive Krebserkrankung handelt, ist die Prognose grundsätzlich gut, die Heilung durch eine hochwirksame Therapie in der Erstlinienbehandlung ist das wichtigste Ziel. Dank intensiver Forschung in den letzten Jahren und Jahrzehnten können die meisten Patient:innen mit einer Chemoimmuntherapie eine langanhaltende Remission erreichen. Für die 40 % der Betroffenen, die therapierefraktär sind oder rezidivieren (r/r), stellt sich die Situation jedoch ganz anders dar. Insbesondere bei einem frühen Rückfall ist die Prognose schlecht.1-3
Auch wenn Therapien mit T-Lymphozyten mit chimärem Antigenrezeptor (CAR-T-Zell-Therapien) für Verbesserungen der Versorgungssituation sorgen, rezidiviert ein großer Anteil der r/r DLBCL-Patient:innen erneut in der Zweitlinie.4 Eine weitere, meist aggressive Folgetherapie wird dann erforderlich, was weitreichende Konsequenzen für die Patient:innen haben kann. Zusätzlich zur hohen Belastung durch die Erkrankung ist jede weitere Behandlung mit neuen Unsicherheiten, psychischen Belastungen und meist auch Langzeittoxizitäten verbunden – die Lebensqualität kann dadurch stark beeinträchtigt werden. Und nicht zuletzt können Lymphom-Therapien das Risiko für Sekundärmalignome erhöhen.5-8 Auch Prof. Borchmann, Oberarzt an der Uniklinik Köln, betont die Belastung durch Folgetherapien für Patient:innen. Folgetherapien seien in der Regel “intensiver und auch nicht mehr so erfolgreich wie in der Erstlinie. Das wissen die betroffenen Patientinnen und Patienten, sodass die Belastung physisch und psychisch durch jede weitere Therapie immer größer wird.”
“Aus Patient:innenperspektive ist die Sorge vor dem Rückfall nach durchgeführter Erstlinientherapie die größte Sorge, die sie am längsten begleitet. [...] die Patient:innen bewegt nach der Therapie, dass sie nicht nochmal in ihrem Leben so eine existenzielle Krise durchmachen müssen [bzw.] wollen, nicht nochmal die Diagnose Krebs bekommen wollen, nicht nochmal durch eine Therapie gehen wollen [bzw.] müssen.” (Prof. Borchmann, Köln)
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Dass insbesondere die ersten beiden Therapiejahre eine hohe Bedeutung für den langfristigen Therapieerfolg und die Vermeidung von Rückfällen und Folgetherapien haben, weiß auch Experte Prof. Dr. Bastian von Tresckow aus dem Klinikalltag. Der Hämatologe leitet den Schwerpunkt Lymphome an der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation der Universitätsmedizin Essen. Vor allem ein progressionsfreier Verlauf in den ersten 24 Monaten sei entscheidend, so von Tresckow im Interview, was die Bedeutung einer hochwirksamen initialen Therapie unterstreicht:
“Wir wissen heute aus großen internationalen kooperativen Studiengruppen-Analysen, dass Patientinnen und Patienten, die nach einer Chemoimmuntherapie beim diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom die ersten zwei Jahre rezidivfrei sind und bleiben, [...] ein Gesamtüberleben haben, das von der Allgemeinbevölkerung nicht zu unterscheiden ist.”(Prof. von Tresckow, Essen)
Studiendaten unterstreichen die hohe Bedeutung der Progressionsfreiheit in den ersten beiden Jahren. Eine Auswertung großer Patient:innenkohorten zum DLBCL zeigte, dass sich insbesondere ein progressionsfreies Überleben über 24 Monate (PFS24) günstig auf die Prognose auswirkte. Patient:innen, die ein PFS24 erreichten, hatten eine normale Lebenserwartung.9
Neben den Konsequenzen für jede:n einzelne:n Betroffene:n stellen spätere Therapielinien auch das Gesundheitssystem vor Herausforderungen. Die Belastungen durch kostenintensive DLBCL-Folgetherapien können beträchtlich sein.10 Durch effektive Firstline-Ansätze, welche die beste Chance auf Heilung bieten und weniger nachfolgende Therapien erforderlich machen, könnten somit auch hohe Folgekosten vermieden werden.
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M-DE-00022579