Wie man Psychosen frühzeitig erkennt, ob einsame Menschen ein höheres Schlaganfallrisiko haben und warum der „nur noch eine Folge“ Binge-Watcher eine Seltenheit ist, erfahrt ihr im Mental-Health-Ticker.
Dass Einsamkeit die Gesundheit besonders bei alten Menschen beeinflusst, ist bekannt. So gibt es bereits Studien, die den Zusammenhang von Einsamkeit, sozialer Isolation und beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestätigen. Jetzt haben Forscher anhand der Daten der Health and Retirement Study (HRS) herausgefunden, dass sich chronische Einsamkeit auch auf das Schlaganfallrisiko auswirkt. Dafür teilten sie 8.936 Probanden in vier unterschiedliche Gruppen anhand ihrer Einsamkeitswerte ein:
Die Forscher konnten einen klaren Zusammenhang zwischen Einsamkeit und dem Schlaganfallrisiko feststellen. Besonders betroffen sind chronisch einsame Patienten. So hatten die Patienten der Gruppe mit konstant hoher Einsamkeit ein um 56 % höheres Schlaganfallrisiko als Patienten mit einer konstant niedrigen Einsamkeit. „Da die Assoziationen zwischen Einsamkeit und Schlaganfallrisiko auch nach Adjustierung für verschiedene physiologische und verhaltensbedingte Risikofaktoren bestehen blieben, könnten psychosoziale Mechanismen wie Depression, Angst, Dysphorie oder sozialer Rückzug zur Erklärung unserer Beobachtungen beitragen“, so die Studienautoren. Sie konkludieren: „Die Bekämpfung von Einsamkeit kann eine wichtige Rolle bei der Prävention von Schlaganfällen spielen.“
Ein verregneter Sonntag – jetzt erst mal die Lieblingsserie bingen. Das kennt wohl jeder, der gerne Serien guckt. Und die Industrie schläft nicht: Dass immer öfter ganze Staffeln von Serien auf einmal veröffentlicht werden, kommt nicht von ungefähr. Denn Menschen lieben Binge-Watchen. Das bestätigt jetzt eine Studie, die im Journal of Experimental Psychology veröffentlicht wurde.
Fast 800 Menschen wurden zu ihren Gewohnheiten beim Serien gucken befragt. Eine spannende Erkenntnis: Bingen passiert nicht spontan – zumindest beim Serien-Konsum. Während das Wort „bingen“ in anderem Kontext – beispielsweise bei der Binge-Eating-Störung – eine spontane, impulsive und oft negative Handlung beschreibt, wird Binge-Watching wohl überwiegend im Vorhinein geplant. Der spontane „nur noch eine Folge“ Binger ist also eher die Ausnahme. Eine andere Umfrage mit 200 Menschen ergab außerdem, dass wenn die Folgen eine Serie einzeln – zum Beispiel im Wochentakt – veröffentlicht werden, 75 % der Befragten lieber warten, um mehrere Folgen hintereinander gucken zu können, anstatt die Folgen einzeln direkt nach Veröffentlichung zu gucken. Das wissen natürlich auch die Streaming-Dienste und passen sich dementsprechend an.
Bevor eine psychotische Störung diagnostiziert wird, nutzten Betroffene häufig bereits zuvor psychische Gesundheitsdienste – das zeigt eine aktuelle Studie aus Kanada, die in Jama Psychiatry veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler untersuchten Gesundheitsdaten von 10.501 Menschen zwischen 15 und 29 Jahren, die erstmals eine Psychose-Diagnose erhielten und verglich diese mit Personen, die erstmals eine affektive Störung diagnostiziert bekamen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Personen mit einer späteren Psychose-Diagnose hatten deutlich häufiger und intensiver Kontakt zu psychiatrischen Diensten – darunter Notaufnahmen- und Krankenhauseinweisungen – als diejenigen mit einer affektiven Störung.
Zukünftigen Psychose-Patienten hatten auch häufiger bereits bestehende Diagnosen wie Substanzmissbrauch, Persönlichkeitsstörungen und selbstverletzendes Verhalten. Das deutet auf „unterschiedliche prämorbide Verläufe hin, die für weitere Schritte in der Vorhersage- und Präventionsforschung von Nutzen sein könnten“, so die Studienautoren.
Quellen
Soh, Yenee et al. Chronic loneliness and the risk of incident stroke in middle and late adulthood: a longitudinal cohort study of U.S. older adults. eClinicalMedicine. 2024. DOI: https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2024.102639.
Lu, J. et al. Planning-to-binge: Time allocation for future media consumption. Journal of Experimental Psychology: Applied. 2024. DOI: https://doi.org/10.1037/xap0000482.
Tempelaar W et al. Mental Health Service Use Before First Diagnosis of a Psychotic Disorder. JAMA Psychiatry. 2024. DOI:10.1001/jamapsychiatry.2024.1467.
Bildquelle: Roberto Catarinicchia, unsplash