Die Herpes-zoster-Impfung ist die neuste Hoffnung in Sachen Demenz-Prävention. Zumindest gilt das für den Lebendimpfstoff – doch der wird von der STIKO gar nicht empfohlen. Wie es mit dem Totimpfstoff aussieht, lest ihr hier.
Vergangene Experimente deuten darauf hin, dass Gürtelrose-Impfungen das Demenzrisiko senken können. So zeigte beispielsweise eine Studie aus 2023, dass durch einen Lebendimpfstoff gegen Herpes zoster (Zostavax®) das Demenzrisiko über einen Zeitraum von 7 Jahren um ganze 19 % gesenkt werden konnte. Nun empfiehlt die STIKO aber seit Dezember 2018 den Herpes-zoster-Totimpfstoff als Standardimpfung für alle Personen ≥ 60 Jahren. Ob der auch einen positiven Effekt auf das Demenzrisiko hat, war bisher aber wenig erforscht.
Eine nun veröffentlichte Studie im Fachjournal Nature Medicine hat sich jetzt dieser Aufgabe angenommen. Die Forscher der University of Oxford und des NIHR Oxford Health Biomedical Research Centre untersuchten, ob auch der rekombinante Totimpfstoff Shingrix® mit einem niedrigeren Risiko für Demenz assoziiert ist. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, nutze das Team elektronische Gesundheitsdaten von über 200.000 Patienten in den USA. Dort hat die rekombinante Impfung den Lebensimpfstoff schnell ersetzt. Dadurch ist ein natürliches Experiment entstanden mit zwei Versuchsgruppen: Eine Gruppe, die ihre Impfung vor Oktober 2017 erhielt (hauptsächlich mit Zostavax®) sowie eine zweite, die nach Oktober 2017 (hauptsächlich mit Shingrix®) geimpft wurde. Durch statistische Analysen stellten die Forscher zudem sicher, dass die beiden Gruppen sich bis auf die Art der Herpes-zoster-Impfung nicht unterscheiden.Zwei natürliche Gruppen mit unterschiedlichen Impfungen. Credit: Taquet et al.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Shingrix®-Impfung im Vergleich zu Zostavax® das Demenzrisiko über den Beobachtungszeitraum von 6 Jahren um 17 % senken konnte – verglichen mit anderen Impfungen sogar bis zu 27 %. Die Forscher übersetzen das in zusätzliche 164 Tage ohne Demenz-Diagnose. Dabei schnitten Frauen mit durchschnittlich 222 extra Tagen besser ab als Männer (+ 122 Tage). Dieser Geschlechterunterschied konnte auch schon in der 2023 veröffentlichen Studie von Eyting et al. beobachtet werden.
Frauen profitierten mehr von einer Impfung. Credit: Taquet et al.
Die Frage, die sich die Wissenschaftler jetzt stellen: Wie schützt der Impfstoff vor Demenz? „Eine Möglichkeit ist, dass eine Infektion mit dem Herpes-zoster-Virus das Demenzrisiko erhöht und der Impfstoff durch die Hemmung des Virus dieses Risiko verringern könnte. Möglicherweise enthält der Impfstoff aber auch chemische Stoffe, die sich separat positiv auf die Gesundheit des Gehirns auswirken“, vermutet John Todd, Professor für Präzisionsmedizin an der Nuffield-Abteilung für Medizin der University of Oxford und Mitautor der Studie.
Klar sei, dass die Studie die Hypothese unterstütze, dass eine Impfung gegen Gürtelrose Demenz vorbeugen könnte, so Erstautor Maxime Taquet. „Wenn sie [die Ergebnisse] in klinischen Studien bestätigt werden, könnten diese Ergebnisse erhebliche Auswirkungen auf ältere Erwachsene, das Gesundheitswesen und die öffentliche Gesundheit haben,“ erklärt er.
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