Das Oropouche-Virus hat kürzlich zwei Todesopfer gefordert, auch in Europa gibt es bereits Infektionsfälle. In unserer Übersicht erfahrt ihr alles über die wichtigsten tropischen Fiebererkrankungen – inklusive Oropouche-Fieber.
In Brasilien sind kürzlich die ersten zwei Todesfälle durch das Oropouche-Virus gemeldet worden. Betroffen waren zwei Frauen unter 30 und ohne Vorerkrankungen. Brasilien kämpft zurzeit mit einem Ausbruch des Virus, bereits über 7.200 Infektionen wurden dieses Jahr bisher gemeldet. Auch andere südamerikanische Länder sind betroffen – und auch in Europa wurden Fälle gemeldet. Das ECDC berichtete von je drei Fällen in Italien und Spanien. Dabei handelte es sich allerdings ausschließlich um Reiserückkehrer aus Kuba, wo das Virus ebenfalls endemisch ist. Die Gefahr, dass sich das Virus in Europa ausbreitet oder gar etabliert wird als gering eingeschätzt, da es durch Mücken und Gnitzen übertragen wird, die in Deutschland nicht vorkommen.
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An anderer Stelle wächst die Sorge allerdings über tropische Fieberkrankheiten, die vermehrt nach Europa eingeschleppt werden und hier sehr wohl das Potential zur weiteren Übertragung haben. Und manche haben sich sogar bereits etabliert. Ein Überblick über die aktuelle Lage.
Es vergeht kaum ein Sommer mehr, indem nicht über vermehrte Dengue-Infektionen in Europa berichtet wird. Gerade in südlichen Ländern wie Italien und Spanien wird das eigentlich tropische Virus immer öfter auch autochthon übertragen. Letztes Jahr machte beispielsweise ein Ausbruch am Gardasee Schlagzeilen (DocCheck berichtete). Doch dieses Jahr sind es vor allem enorm hohe Fallzahlen in Thailand und anderen südostasiatischen Ländern, die zu den bisher höchsten Dengue-Fallzahlen in Europa geführt haben. Autochthon übertragene Fälle gab es dieses Jahr bisher noch nicht – allerdings ist der Sommer noch längst nicht vorbei. Und die übertragenden Mücken erreichen ihren Populations-Höhepunkt meist erst im September.
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Und das Dengue-Virus hat noch eine besondere Tücke: Es gibt vier verschiedene Serotypen und eine Infektion mit einem Typen hinterlässt infektionsverstärkende Antikörper. Das heißt, bei einer darauffolgenden Infektion mit einem anderen Serotypen verläuft die Infektion in der Regel schwerer. Aus diesem Grund ist die seit kurzem zugelassene Impfung nicht für Personen empfohlen, die noch nie eine Dengue-Infektion durchgemacht haben, wie Infektiologin Dr. Nazifa Qurishi erklärt: „Würde auch die Lebendimpfung mit Qdenga infektionsverstärkende Antikörper induzieren, könnte ein Dengue-Naiver im Falle einer Wildtyp-Infektion nach Dengue-Impfung ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf haben, wenn die Vakzine nicht vollständig gegen alle vier DENV-Serotypen schützt.”
Ähnliches gilt im Übrigen auch, wenn nicht beide nötigen Impfungen zur Grundimmunisierung erfolgen können, so Qurishi: „Die STIKO hat Bedenken, dass bei inkompletter Grundimmunisierung eine Kombination aus infektionsverstärkenden Antikörpern bei gleichzeitig inkomplettem Impfschutz gegen Dengue vorliegen könnte, Deshalb fordert die STIKO eine komplette Grundimmunisierung vor der Ausreise. Wer nicht die nötige Zeit von 3 Monaten mitbringt, sollte gemäß STIKO-Empfehlung nicht geimpft werden.”
Die Liste der tropischen Fieberkrankheiten geht noch weiter. Sie alle haben gemein, dass sie von Mücken übertragen werden – und in den meisten Fällen die übertragenden Mücken auch in Europa zu finden sind. Ein wichtiger Vektor ist die asiatisch Tigermücke (Aedes albopictus), eine invasive Spezies, die sich mit den steigenden Temperaturen immer weiter in Europa ausbreitet. Auch in einigen Teilen Deutschlands hat sie sich etabliert.
Zu den wichtigsten tropischen Fieberkrankheiten zählen:
Eine Infektion mit einem der genannten Erreger verläuft meist ähnlich: Symptome beinhalten Fieber, Schüttelfrost, Gelenk- und Gliederschmerzen. Da aber Malaria anders behandelt werden muss als eine virale Infektion, ist eine Differenzialdiagnose wichtig. Allerdings gibt es für die meisten hier aufgeführten viralen Infektionen keine kausale Therapie und die Behandlung erfolgt symptomatisch.
Bei den meisten aufgezählten Pathogenen herrscht unter Experten die Sorge, dass sie sich aufgrund der steigenden Temperaturen in Europa etablieren könnten. Bis auf begrenzte lokale Übertragungen ist das bisher aber – zum Glück – bei keinem der Erreger der Fall und die Krankheiten können noch als „Reisekrankheit“ abgestempelt werden. Bei einem anderen Virus ist das allerdings seit ein paar Jahren nicht mehr möglich: Das West-Nil-Virus. Das ursprünglich aus Afrika stammende Virus hat sich fest im Osten des Landes etabliert, trotzt den kalten Wintertemperaturen, und sorgt im Sommer für Infektionen in Tier und Mensch.
Bildquelle: Caroline Selfors, Unsplash