Gestern haben wir euch nach der Diagnose von drei Brustschmerz-Fällen gefragt. Ihr habt fleißig kommentiert – heute gibt’s die Auflösung!
Die richtige Diagnose von Patienten mit Brustschmerzen kann schon mal knifflig werden. Gestern haben wir euch drei Fallbeispiele von Patienten vorgestellt, die über Brustschmerzen im Kontext von verschiedenen Begleiterscheinungen klagen. Heute erfahrt ihr, welche Diagnosen sich dahinter verstecken könnten.
Fall 1: Stechende, einschränkende Brustschmerzen
Die Diagnose lautet: Interkostalneuralgie nach Herpes Zoster. Die Interkostalneuralgie entsteht durch Irritation oder Schädigung der Interkostalnerven, oft aufgrund von Muskelverspannungen, Verletzungen oder entzündlichen Prozessen – in diesem Fall nach Herpes Zoster. Die Behandlung umfasst Schmerzmittel, Physiotherapie zur Entspannung der betroffenen Muskulatur und Wärmebehandlungen. In schweren Fällen kann eine lokale Injektion von Anästhetika oder Kortikosteroiden notwendig sein, um die Entzündung und Schmerzen zu lindern.
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Fall 2: Stechende Brustschmerzen beim Einatmen
Eine 28-jährige Raucherin klagt nach einem Langstreckenflug über stechende Brustschmerzen und Atemnot, wobei die klinische Untersuchung eine leicht erhöhte Atemfrequenz, einen beschleunigten Puls und eine Hypoxie zeigt. Die D-Dimere sind stark erhöht.
Die Patientin hat eine Lungenembolie, die aufgrund unspezifischer Symptome sehr häufig nicht diagnostiziert wird. Die wichtigsten klinischen Zeichen sind Dyspnoe und Brustschmerz, die auch bei der Patientin auftreten. Diese Symptome zusammen mit der Tatsache, dass sie Raucherin ist und einen Langstreckenflug hinter sich hat, können Hinweise auf eine Lungenembolie sein. Bei Langstreckenflügen kann das lange Sitzen mit angewinkelten Beinen zu einer verminderten Flussgeschwindigkeit des Blutes in den unteren Extremitäten führen. Bei entsprechender Prädisposition und Risikofaktoren (wie Rauchen) kann eine Phlebothrombose die Folge sein, die mit der Gefahr einer Lungenembolie einhergeht. Laborchemische Hinweise sind erhöhte D-Dimere oder ein erniedrigter Sauerstoffpartialdruck in der Blutgasanalyse. Hohe diagnostische Sicherheit hat die CT-Angiographie.
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Fall 3: Reißende Brustschmerzen
Die starken, reißenden und in den Rücken ausstrahlenden Schmerzen sind unspezifisch und könnten auf einen Herzinfarkt hindeuten. Die signifikante Differenz im Blutdruck zwischen den Armen sowie der Echokardiographie-Befund deuten allerdings auf eine Aortendissektion hin, die schnelles Handeln erfordert. Die medikamentöse Basistherapie bei weniger komplizierten Fällen umfasst die aggressive Blutdruckeinstellung mittels Betablocker sowie eine Schmerztherapie. Eine Aortendissektion vom Typ A muss meist sofort notfallmäßig operiert werden.
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