Als Apotheker interessieren mich nicht nur Arzneistoffe, sondern auch Herbizide, die dem Menschen gefährlich werden könnten. Was hat es eigentlich mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auf sich? Ein kleiner Exkurs.
Glyphosat, oder chemisch N-(Phosphonomethyl)glycin, ist ein weit verbreitetes systemisches Herbizid, das seit den 1970er-Jahren weltweit in der Landwirtschaft und in Gärten zur Unkrautbekämpfung eingesetzt wird und Hauptbestandteil des bekannten Produkts Roundup des Chemiekonzerns Monsanto ist. Systemische Herbizide wie Glyphosat werden durch das Leitungsgewebe der Pflanzen aufgenommen und so in der gesamten Pflanze verteilt.
Die Wirksamkeit von Glyphosat beruht darauf, dass es ein spezielles Enzym in den Pflanzen blockiert, das für die Herstellung von Aminosäuren benötigt wird – was letztendlich zum Absterben der Pflanze führt. Entdeckt wurde Glyphosat bereits im Jahr 1950, aber seine herbiziden Eigenschaften wurden erst in den 1970er Jahren von den Monsanto-Chemikern erkannt. Seitdem spielt Glyphosat eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft.
In den 1990er Jahren begann Monsanto dann mit der Entwicklung von Kulturen, die gentechnisch so verändert wurden, dass sie gegenüber Glyphosat resistent sind. Zu diesen glyphosatresistenten Pflanzen zählen unter anderem Sorten von Sojabohnen, Mais, Baumwolle und Raps. Dadurch können Landwirte Glyphosat zur Unkrautbekämpfung einsetzen, ohne ihre Nutzpflanzen zu schädigen. Das revolutionierte zwar die landwirtschaftliche Unkrautbekämpfung, führte aber auch zu einer verstärkten Abhängigkeit sowohl von Glyphosat als auch von den genetisch veränderten Saatgütern.
In Gärten wird Glyphosat auf Rasenflächen und sogar in wässrigen Umgebungen zur Unkrautkontrolle verwendet. Da es aber nicht nur gegen Unkraut wirkt, ist es auch für viele andere Pflanzenarten giftig, was folglich zu Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt und die Artenvielfalt führt.
In Bezug auf die menschliche Gesundheit gibt es uneinheitliche Meinungen und Studienergebnisse. Während die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2015 Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte, kam die US-Umweltschutzbehörde EPA 2020 zu dem Ergebnis, dass das Risiko für den Menschen bei sachgemäßer Anwendung sehr gering ist.
Trotz der uneinheitlichen Meinungen und Studienergebnisse, der Bedenken hinsichtlich der Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen sowie der Klagen gegen Monsanto, das jetzt Teil der Bayer AG ist, bleibt Glyphosat ein weit verbreitetes Herbizid.
Obwohl es weiterhin Debatten und Bedenken gibt, hat die Europäische Kommission kürzlich die Verwendung von Glyphosat für weitere zehn Jahre genehmigt, nachdem die Mitgliedstaaten sich nicht einigen konnten.
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