Heute stehen Ärzten und Apothekern effektive Präparate zur Verfügung, um Patienten mit Rheumatoider Arthritis zu behandeln. Neue Studien gehen der Frage nach, wie sich Pharmakotherapien optimieren lassen – oder ob auf Medikamente sogar gelegentlich verzichtet werden kann.
Die Rheumatoide Arthritis gilt als eine der häufigsten entzündlichen Gelenkerkrankungen. Wissenschaftler vermuten autoimmune Prozesse als Auslöser, wobei genetische Ursachen und Umwelteinflüsse zum Tragen kommen. Während entsprechende Prozesse biologisch immer noch Rätsel aufgeben, sieht es pharmakotherapeutisch deutlich besser aus. Beim Annual European Congress of Rheumatology der European League Against Rheumatism (EULAR) standen dieses Jahr optimierte Strategien im Mittelpunkt. Ein Überblick zu aktuellen Studien:
Niederländische Wissenschaftler untersuchten mit der tREACH (Treatment in the Rotterdam Early Arthritis Cohort)-Studie, welche Medikamente sich bei Patienten mit frühen RA-Stadien anbieten. Im Mittelpunkt stand eine Basistherapie mit DMARD (disease-modifying anti-rheumatic drugs). Wissenschaftler rekrutierten Studienteilnehmer mit einer Krankheitsdauer von weniger als zwölf Monaten und hohem Progressionsrisiko. Zu Beginn erhielten 91 Patienten DMARD (Methotrexat 25 mg pro Woche plus Sulfasalazin 2 g pro Tag plus Hydroxychloroquin 400 mg pro Tag) und einmalig intramuskuläres Glukokortikoid (Methylprednisolon 120 mg). Weitere 93 Patienten wurden neben DMARD mit oralen Glukokortikoiden behandelt (15 mg, ausschleichend), und 97 erhielten Methotrexat mit oralem Glukokortikoid (15 mg, ausschleichend). Anschließend bestimmten Ärzte den Disease Activity Score 28 (DAS28) als quantitatives Maß für rheumatische Vorgänge. Hier gilt ein Zielwert von unter 2,6 als Remission, strengere Studienstrategien empfehlen sogar einen DAS28 unter 2,0. Bei tREACH war ein Zielwert unter 2,4 angedacht. Die Resultate: Unter DMARD wurde dieser Parameter schneller erreicht, und Modifizierungen waren seltener erforderlich. Unterschiedliche Glukokortikoid-Gaben führten jedoch zu keinem signifikanten Unterschied.
Bei der Study of the Optimal Protocol for Methotrexate and Adalimumab Combination Therapy in Early Rheumatoid Arthritis (OPTIMA) erhielten 1.032 Patienten mit RA 26 Wochen lang randomisiert entweder Adalimumab plus Methotrexat oder Placebo plus Methotrexat. Nach 22 und 26 Wochen untersuchten Ärzte alle Studienteilnehmer der Verum-Gruppe. Patienten mit niedriger Krankheitsaktivität (low disease activity, LDA) wurden nochmals randomisiert. Weiter ging es mit Adalimumab oder Placebo. Den primären Endpunkt, sprich LDA nach 22, 26 beziehungsweise 78 Wochen sowie keine radiologische Progression, erreichten unter Adalimumab plus Methotrexat 70 Prozent – im Vergleich zu 54 Prozent unter Placebo plus Methotrexat. Ob bei niedrigen Krankheitsaktivitäten weiter Adalimumab verordnet wurde nicht, erwies sich als irrelevant – eine Gabe ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zwingend erforderlich.
Schließlich stellten Wissenschaftler noch die Frage, wann RA-Patienten ihre Medikation absetzen können. Antworten lieferte die PRIZE-Studie („Assessing Maintenance Of Remission After Withdrawal Of Etanercept Plus Methotrexate, Methotrexate Alone, Or Placebo In Early Rheumatoid Arthritis Patients Who Achieved Remission With Etanercept and Methotrexate“). Hier wurden Teilnehmer untersucht, die in Phase eins mit Etanercept (50 mg) plus Methotrexat (10 bis 25 mg pro Woche) bis Woche 39 einen DAS28 von 3,2 oder weniger erreichten, und in Woche 52 bei weniger als 2,6 lagen. Sie erhielten in Phase zwei randomisiert über 39 Wochen Etanercept (25 mg) plus Methotrexat, Methotrexat oder Placebo. In Phase drei gab es schließlich keine Pharmakotherapie mehr. Die Gruppe mit verringerter Etanercept-Gabe zeigte in Phase zwei die besten Resultate – ein Argument für niedrig dosierte Kombinationstherapien. Ohne Pharmaka verringerte sich der Prozentsatz an Patienten mit niedrigen DAS28-Werten rasch.
Bleibt zu klären, welchen Vorteil Etanercept plus Methotrexat im Vergleich zu Methotrexat als Monotherapie bringen. Dazu ein Blick auf die EMPIRE-Studie („A randomised controlled trial of etanercept and methotrexate to induce remission in early inflammatory arthritis“). Untersucht wurden 110 Patienten mit früher, inflammatorischer RA. Sie erhielten 52 Wochen lang beide Wirkstoffe oder Methotrexat plus Placebo. Hinsichtlich des primären Endpunkts, also geschwollenen, empfindlichen Gelenken, fanden Forscher keinen signifikanten Unterschied. Klinische Parameter wie DAS28-Werte unter 2,6, ließen sich mit beiden Arzneistoffen jedoch schneller erreichen.
Bleibt noch ein Blick auf Komorbiditäten und Nebenwirkungen: Sowohl die systemische Entzündung selbst als auch die Gabe von Glukokortikoiden kann bei RA zur Osteoporose führen. Heilberufler sollten gegebenenfalls Calcium- und Vitamin-D-Supplemente empfehlen. Darüber hinaus lohnen Maßnahmen, um den Lebensstil zu überdenken: wenig Alkohol, Nikotinverzicht und bei betagten Menschen Maßnahmen zur Sturzprävention.