Chemisch-synthetische Arzneimittel sind uns allen bekannt und finden sich vermutlich in fast allen Apothekenschränken im hauseigenen Badezimmer. Diese bestehen oft aus einer oder mehrerer genau bekannter und charakterisierter, chemischer Verbindungen, die pharmazeutisch wirksam sind.¹
Im Gegenzug bestehen Extrakte aus pflanzlichen Arzneimitteln aus einer Vielzahl von chemischen Verbindungen, die aus dem primären oder sekundären Stoffwechselkreislauf der Pflanze stammen und sich gegenseitig beeinflussen können.¹ Die Effekte, die ein solcher Extrakt auf den Körper haben kann, sind daher nicht immer vorhersehbar und können positive wie negative Auswirkungen haben.¹
Der Vorteil eines Isolats ist, dass z.B. nur CBD in dem meist kristallinen Pulver pharmakologisch aktiv ist. Dadurch lässt sich gerade in der Forschung leichter ein kohärenter und einheitlicher Datensatz über die Wirksamkeit von Isolaten sammeln. So zeigt etwa eine Phase-I-Studie das inhalativ eingenommenes CBD-Isolat eine höhere Bioverfügbarkeit hat als orales, da diese den First-Pass-Metabolismus umgeht.² Ebenso scheint die Stabilität eines pulverigen Isolats weniger Temperaturschwankungen zu unterliegen, wodurch eine möglichst gleichbleibende Wirkung und Qualität wahrscheinlicher wird.³ Bisher ist der Forschungsstand bei Isolaten noch überschaubar, es gibt aber erste Hinweise darauf, dass CBD-Isolate etwa den verzögert eintretenden Muskelkater (DOMS) reduzieren⁴ und neuropathische Schmerzen lindern könnten.⁵
Wie eingangs kurz angedeutet können in Vollspektrumsextrakten Synergien entstehen, die man
den Entourage-Effekt nennt. Gerade in Bezug auf Medizinalcannabis gibt es Hinweise darauf, dass das Zusammenspiel aus Cannabinoiden und sekundären Metaboliten, wie Terpenen oder Flavinoiden, eine entscheidende Rolle zu spielen scheint.⁶
Vollspektrumsextrakte scheinen durch den Entourage-Effekt mit Terpenen, antiinflammatorisch und schmerzlindernd bei neuropathischen Schmerzen zu wirken.⁷ Ein publizierter Fallbericht einer Patientin mit temporomandibulärer Dysfunktion und damit verbundenen Schmerzen zeigt, dass die Patientin durch den Einsatz von CBD-haltigem Vollspektrumsextrakt innerhalb weniger Tage komplett schmerzfrei wurde.⁸ In der Behandlung von Angststörungen kann der Einsatz von Vollspektrumsextrakten mit hohem CBD-Gehalt die Symptombelastung von Betroffenen reduzieren.⁹
Interessanterweise zeigte sich für oral eingenommene CBD-haltigem Vollspektrumsextrakte eine erhöhte Bioverfügbarkeit im Vergleich zum CBD-Isolat im Rattenmodell, obwohl der First-Pass-Metabolismus nicht umgangen wird. Die Forschenden vermuten, dass die zusätzliche Verfügbarkeit von THC im Extrakt für eine bessere Aufnahme des CBD sorgt und die Ausscheidung über die Darmwand reduziert.¹⁰ Eine Konzentration von 0,2 % THC reiche hier schon aus.¹⁰
Bei Vollspektrumsextrakten, die bereits in der Therapie diverser Indikationen zum Einsatz kommen, hat sich die Chromatographie mehr und mehr als Werkzeug der Wahl etabliert, um das vielfältige Substanzspektrum von Extrakten zu analysieren und abzubilden und dadurch auch in einem pflanzlichen Arzneimittel standardisierte Qualität und gleichbleibende Parameter zu überwachen und zu erhalten.⁶
Referenzen