Frauen schlafen schlechter als Männer – mit tödlichen Folgen. Wie sich der Schlafmangel auf das kardiovaskuläre Risiko von 50 % der Gesellschaft auswirkt, lest ihr hier.
Für Eilige gibt’s am Ende des Artikels eine kurze Zusammenfassung.
Ungesunde Schlafgewohnheiten und damit verbundener Schlafmangel können das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant erhöhen. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass zu wenig Schlaf direkt zu einer Erhöhung der Blutdruckwerte und auch zu einem erhöhten Risiko für Myokardinfarkte und zerebrovaskuläre Insulte führt.
Bis zu 50 % der Frauen leiden in ihrer Lebensmitte unter Schlafstörungen, und Herz-Kreislauferkrankungen sind inzwischen bei den Frauen die häufigste Todesursache. Es sind noch viele Fragen offen, wie sich chronisch schlechter Schlaf über einen längeren Zeitraum in der Lebensmitte bei Frauen auf das kardiovaskuläre Risiko auswirkt und welche Zusammenhänge bestehen. Thurston et al. untersuchen in ihrer aktuellen Studie die Verläufe von Schlaflosigkeitssymptomen bzw. Schlafdauer mit kardiovaskulären Ereignissen bei Teilnehmerinnen der SWAN-Studie (Study of Women’s Health across the Nation). Bei der SWAN-Studie handelt es sich um eine epidemiologische Längsschnittstudie in den USA, die darauf abzielt, die Gesundheit von Frauen im mittleren Alter zu untersuchen. Die Studie untersucht die physischen, biologischen, psychischen und sozialen Veränderungen während dieser Übergangszeit.
In die Studie wurden 2.964 SWAN-Teilnehmerinnen eingeschlossen. Sie waren zu dem Zeitpunkt zwischen 42 und 52 Jahre alt, prämenopausal oder früh perimenopausal, erhielten keine Hormontherapie und litten an keiner Herzkreislauferkrankung. Die Teilnehmerinnen absolvierten bis zu 16 Visiten, einschließlich Fragebögen zur Beurteilung der Schlaflosigkeitssymptome wie Einschlafstörungen, Früherwachen und Durchschlafstörungen. Zudem wurden die tägliche Schlafdauer, vasomotorische Symptome und depressive Symptome erfragt sowie kardiovaskuläre Ereignisse ermittelt. Die Schlafverläufe wurden in Bezug auf kardiovaskuläre Ereignisse in Cox-Proportional-Hazards-Modellen getestet. In der Multivariat-Analyse bezogen sich die multivariablen Modelle auf Standort, Alter, ethnische Zugehörigkeit, Bildung, kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie zusätzliche Kovariaten wie Schnarchen, Depression und vasomotorische Symptome.
Es zeigten sich vier Verläufe der Schlaflosigkeitssymptome:
Frauen mit anhaltend starken Schlaflosigkeitssymptomen hatten ein höheres kardiovaskuläres Risiko (Hazard Ratio 1,71 [95 %-KI 1,19; 2,46], p = 0,004, gegenüber geringer Schlaflosigkeit; multivariabel). Es ergaben sich drei Verläufe der Schlafdauer:
Frauen mit anhaltend kurzem Schlaf hatten ein geringfügig höheres kardiovaskuläres Risiko (HR 1,51 [95 %-KI 0,98; 2,33], p = 0,06 gegenüber mäßig; multivariabel). Frauen, die sowohl anhaltend unter einer hohen Schlaflosigkeit litten als auch eine kurze Schlafdauer zeigten, hatten ein signifikant erhöhtes kardiovaskuläres Risiko (HR 1,75 [95 %-KI 1,03; 2,98], p = 0,04 im Vergleich zu geringer Schlaflosigkeit und mäßiger oder mäßiger bis langer Schlafdauer; multivariabel). Der Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen blieb bestehen, wenn vasomotorische Symptome, Schnarchen oder Depression berücksichtigt wurden.
Die Ergebnisse der Studie belegen erneut die Bedeutung eines gesunden Schlafes, insbesondere da Frauen deutlich häufiger als Männer an Schlafproblemen zu leiden scheinen. Zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Wissenschaftler hatten darin Angaben von über 9.200 Probanden ausgewertet.
Für Schlafstörungen bei Frauen gibt es eine Vielzahl möglicher Gründe, die von biologischen Faktoren bis hin zu externen Einflüssen reichen. Ein tieferes Verständnis dieser Ursachen ist entscheidend, um effektive Präventions- und Behandlungsstrategien zu entwickeln und damit das kardiovaskuläre Risiko günstig zu beeinflussen.
Kurze Zusammenfassung für Eilige:
He et al. The association between insomnia symptoms and risk of cardio-cerebral vascular events: A meta-analysis of prospective cohort studies. Eur J Prev Cardiol. 2017. doi: 10.1177/2047487317702043.
Thurston et al. Trajectories of Sleep Over Midlife and Incident Cardiovascular Disease Events in the Study of Women's Health Across the Nation. Circulation. 2024. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.123.066491.
Hinz et al. Sleep quality in the general population: psychometric properties of the Pittsburgh Sleep Quality Index, derived from a German community sample of 9284 people. Sleep Medicine. 2017. doi: 10.1016/j.sleep.2016.03.008.
Bildquelle: erstellt mit Midjourney