Chronische Verstopfung, viel Sitzen, kaum Bewegung – da sind Hämorrhoiden schon fast vorprogrammiert. Wie Ärzte helfen können und was Gastritis mit der ganzen Sache zu tun hat, lest ihr hier.
Hämorrhoiden gelten als echte Volkskrankheit – dabei weiß niemand so genau, wie viele Menschen tatsächlich betroffen sind. Der Grund: Es wird erstaunlich wenig dazu geforscht und Zahlen beruhen eher auf Schätzungen. Bis zu 80 % der Bevölkerung soll mindestens einmal im Leben von entsprechenden Symptomen geplagt sein. Ein weiterer Grund ist wohl, dass sich viele Patienten scheuen, mit analen Beschwerden zum Arzt zu gehen. Wenn sie sich dann letztlich doch überwinden – was können Ärzte tun?
Hämorrhoiden sind arteriovenöse Gefäßpolster oberhalb der Linea dentata, die die Feinkontinenz gewährleisten. Sie werden anatomisch als Corpus cavernosum recti bezeichnet und erhalten Blut über die Arteria rectalis superior, was ihre knotige Vergrößerung an bestimmten Stellen erklärt. Der Ring des hämorrhoidalen Gefäßpolsters ist schwammartig mit Blut gefüllt und dichtet das Rektum gegen den Austritt für Flüssigkeiten und Gase ab. Normalerweise entleert sich das Gefäßpolster bei der Defäkation. Ein Hämorrhoidalleiden – umgangssprachlich meist einfach als Hämorrhoiden bezeichnet – liegt dann vor, wenn sich das Gefäßgeflecht vergrößert und Symptome verursacht.
Begünstigt wird die Entstehung durch Faktoren wie chronische Verstopfung, ballaststoffarme Ernährung, langes Sitzen, Schwangerschaft, Übergewicht, genetische Veranlagung und zunehmendes Alter. Diese Faktoren erhöhen den Druck auf die Gefäße im Analbereich, was zur Bildung von Hämorrhoiden führt. Auch schwere körperliche Anstrengungen, die den Druck auf den Beckenboden verstärken, können zur Entstehung von Hämorrhoiden beitragen.
Eine aktuelle Studie aus China kommt zu dem Ergebnis, dass auch Gastritis ein Risikofaktor für Hämorrhoiden sein könnten. In ihrer untersuchten Kohorte standen neben den üblichen Verdächtigen auch chronische Gastritis in Zusammenhang mit der Entwicklung von Hämorrhoiden. Sie spekulieren, dass chronische Gastritis, oft durch eine Helicobacter-pylori-Infektion verursacht, zu Veränderungen der Magen- und Darmmikrobiota führt, was zu Durchfall und einer Erhöhung des abdominalen Drucks führen kann. Dies wiederum beeinträchtigt den Blutfluss im rektalen Venengeflecht und kann langfristig zur Entstehung von Hämorrhoiden beitragen. Zudem schwächt chronische Gastritis die Verdauungs- und Absorptionsfunktion des Magen-Darm-Trakts, was ebenfalls Verstopfungen und damit verbundene Hämorrhoiden begünstigen kann.
Vergrößerte Gefäßpolster ohne Symptome haben keinen Krankheitswert und bedürfen normalerweise keiner Behandlung. Typische Symptome eines Hämorrhoidalleidens sind Juckreiz (Pruritus ani), Schmerzen, Nässen und Blutungen.
Die Diagnose wird durch digital-rektale Austastung und die proktoskopische Untersuchung des Analkanals gestellt. Je nach Schweregrad eignen sich unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Die S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (DGK) – abgelaufen im März 2024 – stellt verschiedene konservative und operative Maßnahmen vor. Hämorrhoiden Grad I bis II werden meist konservativ behandelt.
Zu den Basismaßnahmen zählt vor allem eine Lebensstilanpassung:
Zur Behandlung akuter Beschwerden stehen topische Behandlungsoptionen zur Verfügung. Sie ersetzen allerdings nicht die gezielte Therapie des Hämorrhoidalleidens.
Ebenfalls zu den konservativen Maßnahmen zählt die DGK die Sklerosierung und die Gummibandligatur.
In fortgeschrittenen Fällen, insbesondere bei Hämorrhoiden Grad III und IV, können operative Maßnahmen zum Einsatz kommen. Hier ist die Hämorrhoidektomie oder eine Stapler-Hämorrhoidopexie oft unumgänglich. Dabei wird das überschüssige Gewebe entfernt und das verbleibende Gewebe nach oben gezogen und fixiert. Eine Übersicht über alle operativen Maßnahmen findet ihr hier.
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