Die WHO verkündet die nächste globale Krise wegen einer neuen Mpox-Variante, die sich rasant ausbreitet. Wie groß ist die Gefahr für Deutschland – und was müssen wir tun?
In Afrika breitet sich die neue Variante des Mpox-Virus der Clade I weiter aus. Am schwersten betroffen ist nach wie vor die Demokratische Republik Kongo, es werden jedoch in immer mehr anderen afrikanischen Ländern Fälle gemeldet. Die WHO zeigt sich besorgt über diesen Ausbruch und stuft das Risiko für diese Virusvariante als hoch ein. Gestern (14.08.2024) folgte dann die nächste Eskalationsstufe: Ein Notfallausschuss der WHO rief die Notlage von internationaler Tragweite aus. Dies geschah zuletzt 2020 während der Corona-Pandemie und 2022 wegen des damaligen weltweiten Mpox-Ausbruchs. Dadurch soll die Umsetzung von Gegenmaßnahmen, wie beispielsweise den Erhalt von Impfstoff, erleichtert werden. Die EU hat bereits eine Spende von 215.000 Impfdosen zugesagt.
Sollte der Tweet nicht richtig angezeigt werden, bitte Seite neu laden.
Das Africa CDC erklärte bereits am Dienstag (13.08.2024) den Notstand auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Letzten Zahlen zufolge erkrankten in Afrika dieses Jahr bereits 2.863 Menschen mit 517 Todesfällen. Experten vermuten allerdings, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist, da die Diagnosemöglichkeiten in vielen afrikanischen Ländern eingeschränkt sind.
Der Direktor des Africa CDC Dr. Jean Kaseya wies darauf hin, dass es sich nicht um ein reines afrikanisches Problem handele: „Der Kampf gegen Mpox erfordert eine globale Antwort. Wir brauchen Ihre Unterstützung, Ihr Fachwissen und Ihre Solidarität. Die Welt kann es sich nicht leisten, die Augen vor dieser Krise zu verschließen.“
Von der Clade I wird vermutet, dass sie besser übertragen wird als die bisherige Variante der Clade II, weil sie nicht nur durch sexuellen Kontakt, sondern auch durch andere Wege wie direkten und indirekten Körperkontakt verbreitet werden kann. Zudem wird angenommen, dass Infizierte schwerer erkranken und gerade bei Kindern die Sterblichkeit höher ist. Allerdings bemängeln mehrere deutsche Experten in einem Statement gegenüber dem Deutschen Science Media Center (SMC), dass es für diese Annahmen aktuell keine ausreichende Evidenz gibt. Dr. Christina Frank, Epidemiologin am RKI, erklärte: „Aufgrund der bisher noch nicht zufriedenstellenden Datenlage in Afrika, insbesondere aufgrund des eingeschränkten Zugangs zu medizinischer Versorgung und eingeschränkter Kapazitäten in der Labordiagnostik, sind Aussagen zur Mortalität und Infektiosität von Clade I im Vergleich zu Clade II weiterhin schwierig. Daher sind auch Berechnungen zum R-Wert aktuell noch nicht möglich.“
Müssen wir uns in Deutschland nun auch auf einen erneuten Mpox-Ausbruch einstellen? „Eine Ausbreitung der Clade-I-Viren nach Europa ist durch reiseassoziierte Infektionen prinzipiell möglich“, sagt Epidemiologe Dr. Klaus Jansen vom RKI im SMC-Statement dazu. „Innerhalb Europas wäre nach aktueller Kenntnislage eine Weiterverbreitung insbesondere durch sexuelle Transmission denkbar.“ Allerdings haben wir hier ganz andere Möglichkeiten, gegen das Virus vorzugehen, wie Dr. Wölfel, Oberarzt und Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr erklärt: „[Wir haben] in Europa und insbesondere in Deutschland ausreichend Diagnostiklabore für das Affenpockenvirus.“ Er fügt hinzu: „In Europa und anderen Industriestaaten konnte das Infektionsgeschehen 2022 durch die Impfungen gut eingedämmt werden, aber diese fehlen meist in afrikanischen Ländern.“ Dennoch sei eine intensive Überwachung und Typisierung der Mpox-Infektionen entscheidend, um schnell reagieren zu können.
Bildquelle: NASA, Unsplash