Keine Lust zu Kochen? Kein Problem, es gibt ja den Lieferservice. Nur leider kommt das gelieferte Essen mit einer gehörigen Portion Mikroplastik. Wie gefährlich die kleinen Partikel werden können, lest ihr hier.
Wir sind umgeben von Plastik: Es ist in unserer Kleidung und Kosmetik, wir lagern unser Essen und Trinken darin, geben es als Spielzeug an unsere Kinder und vieles mehr. Doch so gut wir in der Herstellung von Plastikprodukten sind, so schlecht sind wir im Recyceln. Von den 460 Millionen Tonnen Plastik, die wir 2019 verwendet haben, wurden gerade einmal 9 % recycelt. Die Folge: Das Plastik landet in der Umwelt, zersetzt sich zu Mikroplastik und gelangt ins Ökosystem – und unseren Körper. Schon länger wird vor den gesundheitlichen Folgen der Aufnahme von Mikroplastik gewarnt. Doch wissen wir überhaupt was genau mit dem Mikroplastik im Körper passiert?
Mikroplastik gelangt hauptsächlich über drei Wege in den Körper. Der wichtigste ist die orale Aufnahme. Denn vieles von dem, was wir Essen und Trinken, enthält Mikroplastik: Da wären zum Beispiel Fisch und Meeresfrüchte, die im Meer Mikroplastik aufgenommen haben oder Agrarprodukte, die mit Mikroplastik-haltigem Wasser gegossen wurden und das Plastik selbst aufnehmen. Eine weitere Quelle sind Verpackungen von Lebensmitteln, allen voran Take-out-Boxen. Und auch der Nuckel von Babyflaschen ist ein konstanter Mikroplastik-Produzent, denn durch die regelmäßige Dampfsterilisation lösen sich immer wieder kleine Plastikteilchen ab, die das Baby dann schluckt.
Neben der oralen Aufnahme wird Mikroplastik auch regelmäßig inhaliert. Die mit Abstand größte Quelle für Mikroplastik in der Luft ist der Straßenverkehr. Und auch unsere Haut ist regelmäßig mit Plastik bedeckt, zum Beispiel durch Cremes und Textilien. Eine weitere unterschätze Quelle sind Plastikprodukte, die wir oft in den Händen halten – wie Handyhüllen. Es wird zwar davon ausgegangen, dass Mikroplastik nicht über die Haut aufgenommen werden kann, jedoch erhöht der ständige Hautkontakt die Gefahr der oralen Aufnahmen, gerade bei kleinen Kindern.
Lange wurde davon ausgegangen, dass Mikroplastik lediglich durch den Verdauungstrakt wandert und anschließend wieder ausgeschieden wird. In den letzten Jahren häuften sich dann allerdings Studien, die Mikroplastik an den unterschiedlichsten Stellen im Körper nachwiesen, wie zum Beispiel:
Doch wie genau wirkt sich das Mikroplastik auf die biologischen Prozesse aus? Diese Frage lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Denn Studien am Menschen gibt es nicht, all unser Wissen geht auf Zell-, Organoid- und Tiermodelle zurück. In diesen wurde gezeigt, dass Mikroplastik zu oxidativem Stress und dadurch zum Zelltod führt, Schäden an Membranen und DNA verursachen kann und eine entzündungsfördernde Immunantwort hervorruft. In Tierversuchen wurden außerdem Funktionsstörungen in Organen wie Darm und Leber beobachtet, sowie Auswirkungen auf das Nervensystem und eine Beeinträchtigung bei der Reproduktion und Entwicklung. Inwieweit diese Ergebnisse auf den Menschen übertragbar sind, ist allerdings noch nicht klar.
Mikroplastik im Menschen. Credit: DocCheck, erstellt mit BioRender.com
Es konnte aber in epidemiologischen Studien gezeigt werden, dass Mikroplastik durchaus einen negativen Effekt auf die Gesundheit von Menschen hat. Beispielsweise hatten Arbeiter in Polymer-Fabriken ein erhöhtes Risiko für chronische respiratorische Erkrankungen. In einer anderen Studie korrelierte ein höherer Mikroplastikgehalt im Stuhl mit einem größeren Risiko für einen Reizdarm und in einer weiteren Untersuchung waren die Mikroplastikwerte in zirrhotischen Lebern höher als in gesunden.
Obwohl die Datenlage also noch einiges zu wünschen übriglässt, gibt es genügend Hinweise, um zu sagen, dass Mikroplastik die Gesundheit beeinträchtigt. Weitere Studien sind nötig, um die genauen Prozesse und Auswirkungen zu untersuchen und um mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Quellen:
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Bildquelle: Julia Joppien, unsplash