Während sich das Mpox-Virus in Afrika rasant ausbreitet, gibt es nun auch den ersten europäischen Fall. Doch dieser weltweite Alarmzustand könnte auch eine Chance für uns sein.
Nachdem die WHO letzte Woche den internationalen Notstand aufgrund der neuen Mpox-Variante Clade I ausrief (DocCheck berichtete), ist die Sorge nun groß, dass die Welt in die nächste Pandemie schlittert. Bisher kursiert das Virus zwar hauptsächlich auf dem afrikanischen Kontinent, doch sind die Zahlen in der letzten Woche nochmal rasant gestiegen: Mittlerweile steht man bei 18.910 Verdachtsfällen für dieses Jahr – knapp 1.400 mehr als noch in der Vorwoche. Die meisten Fälle wurden in der Demokratischen Republik Kongo gemeldet. Insgesamt wurde das Virus in zwölf afrikanischen Ländern nachgewiesen.
Inzwischen hat die neue Virus-Variante auch ihren Weg nach Europa gefunden: Letzte Woche meldete Schweden eine erste Infektion mit dem Mpox-Virus der Clade I. Die betroffene Person war zuvor nach Afrika gereist und hatte sich wahrscheinlich dort angesteckt.
Die Leiterin der EU-Gesundheitsbehörde ECDC, Dr. Pamela Rendi-Wagner, erklärt, dass mit weiteren Fällen zu rechnen sei. „Derzeit ist der Ausbruch in Afrika alles andere unter Kontrolle“, sagt sie. Aufgrund der mangelhaften Testkapazitäten sei die Dunkelziffer wahrscheinlich viel höher als die offiziellen Zahlen.
Dr. Pamela Rendi-Wagner, Leiterin der EU-Gesundheitsbehörde ECDC
Das ECDC hat in einer Stellungnahme das Risiko durch Mpox in Europa von „niedrig“ auf „moderat“ hochgestuft. Die Behörde betonte aber auch, dass eine vermehrte Einschleppung zwar wahrscheinlich sei, das Risiko einer langfristigen Weiterverbreitung aufgrund der vorhandenen Diagnose- und Kontrollmaßnahmen aber gering bliebe.
Am Montag (19. August 2024) kam der Gesundheitssicherheitsausschuss der Europäischen Union zusammen, bestehend aus Vertretern des ECDC und der EMA. Der Ausschuss stufte das aktuelle Risiko für Europa als gering ein und entschied sich dagegen, Grenzkontrollen oder EU-weite Impfkampagnen einzuführen. Damit bleiben die Empfehlungen von 2022 zur Pocken-Impfung nur für bestimmte Risikogruppen so bestehen. Die Situation werde aber weiter genau beobachtet werden.
Der Europa-Direktor der WHO, Dr. Hans Kluge, betonte in einem Statement, dass Mpox nicht das neue Covid sei: „Wir wissen, wie wir Mpox bekämpfen können, und kennen – in der Europäischen Region – die Maßnahmen, die zur Eliminierung ihrer Übertragung insgesamt notwendig sind.“ Tatsächlich hätte Europa schon nach dem Ausbruch der Clade II in 2022 die Chance gehabt, Mpox in Europa auszurotten, „aber aufgrund mangelnden Engagements und fehlender Ressourcen haben wir es auf der Zielgeraden nicht geschafft.“
Aktuell werden monatlich immer noch etwa 100 neue Mpox-Fälle in Europa gemeldet. Deshalb sollten die verstärkten Maßnahme wegen der Clade I nun als Chance genutzt werden, um die Clade II endgültig in Europa zu eliminieren.
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