Ist Hautkrebsvorsorge sexy? Dank eines neuen Kartenspiels wohl sehr! Wie ihr euren Patienten die Heim-Untersuchung in Zukunft schmackhafter machen könnt und welche Vorteile das mit sich bringt.
Hautkrebsscreening für Zuhause: Dass eure Patienten ihre Muttermale und Leberflecken im Auge behalten sollten, ratet ihr ihnen wohl ständig. Werden auffällige Hautstellen erkannt und Frühstadien von Hautkrebs schnell entfernt, sind Behandlung und Entfernung meist deutlich unkomplizierter. Doch wisst ihr, ob eure Patienten Zuhause tatsächlich ihre Haut untersuchen?
Die Deutschen scheuen sich vorm Hautkrebsscreening – das zeigt zumindest eine Erhebung vom Zentralinstitut kassenärztlicher Versorgung. Im Jahr 2022 wurden deutschlandweit lediglich 6,8 Millionen Hautkrebsscreenings durchgeführt, was zwar eine 1,1 %-ige Steigerung zum Vorjahr ist – jedoch bleibt deutlich Luft nach oben. Anspruch auf ein kostenloses Screening hat nämlich jeder ab 35 Jahren, alle zwei Jahre. Einige Krankenkassen bieten Versicherten sogar schon früher kostenlose Screenings an. Doch warum werden diese nicht so gerne genutzt?
Eine genaue Ursache zu finden ist hier schwierig. Mit Sicherheit spielen auch mangelnde Aufklärung und Unwissenheit eine große Rolle. Schließlich leben wir in Deutschland – je nach Region – nicht unbedingt an einem der sonnenreichsten Orte der Welt. Dass aber selbst im Schatten UV-Strahlung auf den Körper wirkt, auch im Winter Sonnenschutz getragen werden sollte und ein starker Sonnenbrand das Hautkrebsrisiko verstärkt, ist wohl vielen nicht bewusst.
Auch die Wartezeit für einen Termin bei Spezialisten trägt wahrscheinlich einen Teil zum Problem bei. Laut der AOK warten Patienten im Schnitt 35 Tage auf einen Termin in einer hautärztlichen Praxis. Dieser Wert ist in Großstädten wohl fernab der Realität und die Wartezeiten nochmal deutlich länger. Umso wichtiger wäre es, dass Patienten auch selbst ihre Muttermale im Auge behalten.
Dass eine regelmäßige Selbstuntersuchung effektiv ist, haben Studien in der Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt (hier und hier). Doch damit die Heimuntersuchung auch gelingt, ist eine gute Aufklärung darüber wichtig, wie problematische Hautstellen zu erkennen sind. Außerdem sind manche Körperstellen schwer für einen selbst einsehbar, die Worte „Schatz, kannst du dir noch mal die Muttermale auf meinem Hintern anschauen“ fallen aber wohl eher selten.
Um einen Anreiz zur Selbstuntersuchung zu schaffen, hat sich die AOK gemeinsam mit dem Online-Erotikspielzeughändler Amorelie jetzt etwas ausgedacht. In Kooperation haben sie das Kartenspiel „Skintimacy – der sinnliche Hautkrebscheck“ entworfen. Dabei untersuchen Partner gegenseitig ihre Muttermale und Leberflecken auf erotische und spielerische Art und Weise. Im Spiel enthalten sind Frage-, Wissens- und Aktionskarten, bei denen beide Partner gefragt sind. So können Paare gegenseitig ihr Wissen über Hautkrebs testen und erweitern. Spieler werden etwa darüber aufgeklärt, wie Hautkrebs aussehen kann und wie bedenkliche Hautstellen erkannt werden können. Die Aktionskarten bieten weiterhin eine spielerische Möglichkeit, den Körper des Partners zu erkunden und ganz nebenbei noch auf bedenkliche Muttermale zu untersuchen.
Eine Spielkarte aus dem Spiel Skintimicy. Credit: AOK, Amorelie
Zwar gibt es sicherlich einen einfacheren Weg, ein Muttermal zu untersuchen, als es mit der Zunge zu umkreisen, doch das Spiel wurde auch nicht dafür entwickelt, eine klinische Untersuchung durchzuführen. „Mit der Kampagne 'Skintimacy' und dem dazugehörigen Kartenspiel wagen wir einen neuen Ansatz in der Kommunikation. Damit möchten wir den Dialog anregen und das Bewusstsein für Hautkrebsvorsorge stärken“, so Steve Plesker, Geschäftsführer Markt/Produkte beim AOK-Bundesverband.
Den Partner in die Hautkrebsvorsorge mit einzubeziehen, ist keine schlechte Idee. So konnten Studien bereits zeigen, dass die Kontrolle effektiver ist, wenn auch der Partner eingespannt wird (hier). So fühlen sich Patienten weniger alleine gelassen und eine zusätzliche Person gibt mehr Sicherheit. Ein weiterer Grund liegt auf der Hand: Partner können auch Stellen des Körpers sehen, an die man selbst nicht so gut herankommt.
Zwar ersetzt der sexy Hautkrebs-Check für zu Hause nicht den Besuch beim Spezialisten, doch zu Aufklärungszwecken und ganz nach dem Vier-Augen-Prinzip sind solcherlei Ideen sicherlich zu begrüßen.Bildquelle: Mina Rad, unsplash