Osteoporose gilt als „stiller Dieb“, der den Knochen heimlich und nahezu unbemerkt die Substanz stiehlt. Klinisch manifestiert sich die Erkrankung, wenn Knochenbrüche auftreten, die plötzlich starke Schmerzen verursachen und mit nachhaltigen körperlichen Einschränkungen einhergehen können. Das wichtigste Ziel bei einer Osteoporose ist daher, das Risiko für Frakturen durch eine spezifische medikamentöse Therapie möglichst effektiv zu reduzieren.
Tritt etwa ein akuter Rückenschmerz bei Patient*innen auf, kann eine Wirbelkörperfraktur dahinterstecken. Auch chronische Rückenschmerzen, die bislang noch nicht abgeklärt wurden, können auf einen Wirbelbruch hindeuten. Die S3-Leitlinie Osteoporose sieht vor, in solchen Fällen eine bildgebende Diagnostik einzuleiten.1
Zur Behandlung der akuten Schmerzen und funktionellen Einschränkungen empfiehlt die S3-Leitlinie:1
Sind die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft und Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen nicht beherrschbar, sollte eine multimodale stationäre Behandlung durchgeführt werden.1 Die Versorgung mit einer die Wirbelsäule aufrichtenden Orthese kann erwogen werden, um die Mobilisierung schmerzarm zu gestalten.1 Bei multiplen Wirbelkörperfrakturen und zur Funktionsverbesserung können außerdem eine elektrische Feldtherapie und eine Elektrotherapie zur Schmerzreduktion erwogen werden.1 Sollte eine konservative Therapie keine ausreichende Schmerzlinderung bringen oder sollten die Schmerzen die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erheblich beeinträchtigen, können frühzeitig eine Kyphoplastie oder eine Vertebroplastie erwogen werden.1
Und wenn es ganz ohne Knochenbruch zwickt? Manche Patient*innen mit Osteoporose berichten von chronischen Knochenschmerzen, die nicht mit einem Frakturereignis in Verbindung stehen. Ob und durch welchen Mechanismus diese mit der Knochenstoffwechselstörung kausal zusammenhängen, ist allerdings fraglich. Diskutiert werden zum Beispiel osteoporosebedingte Veränderungen in den sensorischen Nervenfasern am Knochen oder eine säurebedingte Schädigung der Nervenenden durch eine erhöhte Aktivität der Osteoklasten.2 Eine große Kohortenstudie, in der die Daten von Männern mit Osteoporose über einen Zeitraum von 10 Jahren ausgewertet wurden, konnte jedoch keinen Zusammenhang zwischen einer Abnahme der Knochendichte und dem Auftreten von starken Rückenschmerzen feststellen.3
Doch auch chronische Schmerzen unklarer Ursache sollten bei Osteoporose-Patient*innen ernstgenommen werden. Hier kann eine gezielte, individuelle Schmerztherapie – z. B. eine Kombination von Medikamenten und nicht-pharmakologischen Maßnahmen wie Physiotherapie und/oder Mind-Body-Verfahren – sinnvoll sein, um den Teufelskreis aus Schmerz, körperlicher Inaktivität, Fortschreiten der Osteoporose und Knochenbrüchen zu durchbrechen.5 Denn ist eine schmerzfreie Bewegung möglich, fällt es Patient*innen leichter, ihren Bewegungsapparat zu trainieren und damit den Knochen etwas Gutes zu tun.
Referenzen
DE-DA-2400429