Invasive Pilzerkrankungen sind mit einer erheblichen Morbidität und Mortalität verbunden und ein weltweit wachsendes Problem.1,2 Allein in Deutschland beträgt die geschätzte Prävalenz zwischen 18.000 und 36.000 Fälle pro Jahr.3 In den letzten Jahren konnten wichtige Fortschritte in der Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankungen gemacht werden. Haben diese Fortschritte ihren Weg in die klinische Praxis in Deutschland gefunden?
Um das herauszufinden, wurde in einer Publikation die mykologische Ausstattung in den 36 Universitätskliniken Deutschlands abgefragt.4 Der 3-seitige Fragebogen wurde von 24 (67 %) der angeschriebenen Zentren beantwortet.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Ein Beratungsdienst für Infektionskrankheiten war in allen 24 Universitätskliniken vorhanden. In 7 Einrichtungen (29 %), war dieser an 7 Tagen der Woche rund um die Uhr zu erreichen. 13 Kliniken (54 %) hatten ein regelmäßig, mindestens einmal im Monat stattfindendes, multidisziplinäres Meeting zu Infektionskrankheiten. Ein Trainingsprogramm auf dem Gebiet boten 18 der Universitätskliniken (67 %) an.3
Im Mai 2021 wurde auf dem 124. Deutschen Ärztetag die bundesweite Einführung eines Facharztes für Innere Medizin und Infektiologie beschlossen. Vorher gab es in Deutschland – außer in Mecklenburg-Vorpommern – lediglich die Möglichkeit, eine einjährige Zusatzweiterbildung auf dem Gebiet der Infektiologie zu erwerben. Weitere Informationen gibt es z. B. von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).
Laut der Autorenschaft zeigen die Ergebnisse, dass die Infektiologie in der deutschen Hochschulmedizin weiter gestärkt werden müsse.4 Dies müsse allerdings über bloße Labordiagnostik hinausgehen, da nur durch einen holistischen Ansatz die Infektiologie insgesamt gestärkt werden könne.
So fordern die Autorinnen und Autoren die formale Einrichtung einer „Subspezialität Infektiologie“ in der Inneren Medizin.4 Ein 1. Schritt wurde mit der Genehmigung der 72-monatigen Facharztausbildung für Innere Medizin und Infektionskrankheiten von der Bundesärztekammer gemacht.
In der S1-Leitlinie zur Diagnose und Therapie von Candida-Infektionen werden u. a. serologische und molekularbiologische Verfahren beschrieben, um eine schnelle Diagnostik zu gewährleisten. Dabei muss der Erregernachweis stets mit einer Identifikation auf Spezies-Ebene und einer in vitro Empfindlichkeitstestung erfolgen. Die Durchführung einer PCR-Diagnostik hat sich im Falle der Candidosen und Candidämien allerdings bisher noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Molekulare Testmethoden wie Direktnachweissysteme werden derzeit nur als Ergänzung zu Blutkulturen eingesetzt, da sie keine Aussage über antimykotische Resistenzen erlauben. Die S1-Leitlinie befindet sich gerade in Überarbeitung und wird 2025 auch neue Bewertungen zur Bedeutung einzelner Testverfahren/Methoden enthalten.5
Die komplette Originalarbeit mit weiteren Informationen zur mykologischen Forschung, Studieninfrastruktur und Kooperationen der Universitätskliniken ist frei verfügbar.
→ Zur Publikation
Fußnote:
* Matrix-assisted laser desorption/Ionisation time-of-flight mass spectrometry
Referenzen:
Bildquelle: istock/sanjeri