Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) entsteht durch Anomalien in den Atemwegen und/oder Alveolen, die zu einer persistierenden Atemwegsobstruktion führen.1 Sie ist gekennzeichnet durch die chronischen Atemwegssymptome Dyspnoe, Husten und Auswurf.1 Der Krankheitsverlauf ist in den meisten Fällen progredient.1 Mit einer möglichst frühen COPD-Diagnose und einer geeigneten Behandlung kann die Progredienz frühzeitig verlangsamt werden.
Eine COPD sollte immer bei Patient*innen in Erwägung gezogen werden, die unter mindestens einem der folgenden Symptomen leiden und/oder mindestens einen Risikofaktor in der Vorgeschichte haben1:
Abb.1: Mögliche Symptome und Risikofaktoren in der Vorgeschichte bei COPD-Patient*innen. Modifiziert nach1
Das Vorhandensein mehrerer Schlüsselindikatoren erhöht die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer COPD. Um eine COPD-Diagnose zu stellen, ist in jedem Fall der Nachweis einer nicht vollständigen Atemwegsobstruktion mittels Spirometrie erforderlich. Bei einem post-bronchodilatatorischem Tiffeneau-Index (FEV1/FVC) von < 0,7 ist die COPD-Diagnose bestätigt.1
Gemäß dem GOLD-Update 2024 kann bei symptomatischen Patient*innen auch die prä-Bronchodilatator-Spirometrie als erster Test auf eine Atemwegsobstruktion verwendet werden.1 Zeigt die prä-Bronchodilatator-Spirometrie keine Obstruktion, ist eine post-Bronchodilatator-Spirometrie nicht erforderlich.1 Eine Ausnahme besteht bei sehr starkem klinischem Verdacht auf COPD. In diesem Fall kann die post-Bronchodilatator-Spirometrie trotzdem ein FEV1/FVC < 0,7 ergeben.1Bei Personen mit einem FEV1/FVC-Verhältnis < 0,7 prä-Bronchodilatation, bei denen das Verhältnis post-bronchodilatatorisch auf ≥ 0,7 ansteigt, besteht nachweislich ein erhöhtes Risiko für die weitere Entwicklung einer COPD, so dass sie genau beobachtet werden sollten.1
Abb.2: Normale Spirometrie (A) vs. Spirometrie mit Atemwegsobstruktion (B). Modifiziert nach1; FEV1: Einsekundenkapazität; FVC: forcierte Vitalkapazität.
Auch bei einem Tiffeneau-Index von ≥ 0,7 post-Bronchodilatation sollten andere Auffälligkeiten, z. B. Emphysem, geringes FEV1, schneller FEV1-Verlust oder eine Obstruktion in der Spirometrie, nicht ignoriert werden. Diese sind Anzeichen der möglichen COPD-Vorstufen Pre-COPD oder PRISm (preserved ratio but impaired spirometry).1 Patient*innen mit Pre-COPD bzw. PRISm haben ein erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf eine COPD zu entwickeln und sollten daher weiter beobachtet und auch behandelt werden. Bisher gibt es allerdings noch keine Evidenz zu geeigneten Therapiestrategien für diese Patient*innen.1
Patient*innen mit COPD leiden häufig an anderen Begleiterkrankungen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Skelettmuskelfunktionsstörungen, metabolisches Syndrom, Osteoporose, Depression, Angstzuständen und Lungenkrebs.1 Diese Komorbiditäten beeinflussen unabhängig vom Grad der COPD den Gesundheitszustand, Krankenhausaufenthalte und die Sterblichkeit.1 Daher sollten diese Komorbiditäten bei COPD-Diagnose gezielt gesucht und, wenn vorhanden, angemessen behandelt werden.1 Die Zusammenarbeit mit anderen Fachärzt*innen, z.B. aus der Kardiologie, unterstützt daher die optimale Versorgung von COPD-Patient*innen.
Zur Beurteilung der leitliniengerechten Therapie nach einer COPD-Erstdiagnose werden der COPD-Schweregrad (% FEV1 vom Soll), die Symptomlast (COPD Assessment Test und/oder mMRC) und das Exazerbationsrisiko (Exazerbationshistorie anhand der Anamnese) berücksichtigt.
GlossarFEV1: EinsekundenkapazitätFVC: forcierte VitalkapazitätmMRC: Modified Medical Research Council
Referenzen
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