Die Impfraten gegen die humanen Papillomviren nehmen massiv ab. Warum ausgerechnet Männer ein Problem kriegen könnten, lest ihr hier.
Die Impfung gegen die humanen Papillomviren (HPV) war zu Beginn ihrer Karriere umstritten. Von schweren Nebenwirkungen wie Armplexusneuritiden oder Unfruchtbarkeit war die Rede. Doch innerhalb der nächsten Jahre gewann die Impfung an Zuspruch, und sorgte für einen signifikanten Rückgang der Inzidenz von Zervixkarzinomen.
Der neue Barmer-Arzneimittelreport zeigt nun eine besorgniserregende Entwicklung: Die Impfrate ist zwischen 2021 und 2022 massiv eingebrochen. Eine Assoziation mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie scheint es nicht unbedingt zu geben, denn die Impfquote sei schon vorher unzureichend gewesen.
Gleichzeitig berichtet die WHO von einem deutlichen Rückgang der Kondomnutzung unter Jugendlichen. In Deutschland sank die Kondomnutzung bei Jungen von 72 auf 59 % und bei Mädchen von 68 auf 58%. Dadurch könnte nicht nur die Fallzahl an sexuell übertragbaren Erkrankungen steigen, sondern auch das Risiko für die Entwicklung eines HPV-assoziierten Karzinoms.
Es gibt mehr als 200 verschiedene Papillomviren. Man unterscheidet die Low-Risk-Typen mit einem geringen Risiko und High-Risk-Typen mit einem erhöhten oder hohen Risiko für eine Karzinomentstehung. Die Viren können sowohl den Anogenitalbereich als auch Haut und Schleimhaut infizieren. Die Übertragung erfolgt in der Regel über direkten Sexualkontakt, indem die Viren über kleinste Läsionen die Epithelzellen der Basalzellschicht erreichen.
Während die Low-Risk-Typen für die Ausbildung von Genitalwarzen sorgen, kann es bei persistierenden Infektionen mit High-Risk-Typen zur malignen Entartung kommen – mit großer Latenzzeit. Bei Frauen ist das häufigste HPV-assoziierte Karzinom das Zervixkarzinom, bei Männern treten vor allem Oropharynx-Karzinome auf.
Aber auch genitale HPV-Infektionen sind bei Männern sehr weit verbreitet. Das zeigt eine spanische Studie aus Córdoba. 205 Freiwillige spendeten Ejakulatproben, die mittels PCR auf HPV und andere sexuell übertragbare Krankheiten getestet wurden. 19 % bzw. 39 Proben zeigten eine HPV-Infektion, davon waren 20 mit einem High-Risk-Typen infiziert. Die Wissenschaftlicher konnten eine deutlich geringere CD45+-Leukozyten-Anzahl im Sperma dieser Männer nachweisen. Auch waren die Spermien häufiger von oxidativem Stress und Nekrose betroffen als bei mit Low-Risk-HPV infizierten oder nicht infizierten Männern. Die Autoren schlussfolgern eine verminderte Fruchtbarkeit bei den Männern, die mit High-Risk-HPV infiziert waren.
Was könnten die Gründe für den Impfeinbruch sein? Schreibt es in die Kommentare.
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