Genau 26,5 Millionen Euro wollte die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ursprünglich in Bauprojekte stecken. Doch in mehreren Kammerbezirken regt sich Widerstand. Schließlich macht die ABDA-Spitze einen Rückzieher.
Berlin, Jägerstr. 49/50: Hier befindet sich das traditionsreiche Mendelssohn-Palais: früher ein Bankgebäude, heute repräsentativer Sitz der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Etwas in die Jahre gekommen ist das Haus allemal, und Platz gibt es kaum. Zwei Baumaßnahmen mit dem Gesamtvolumen von 26,5 Millionen Euro sollten das Problem beseitigen. Allein 15 Millionen waren für eine Aufstockung des Apothekerhauses vorgesehen, die restliche Summe für Instandhaltungsmaßnahmen.
Apotheker erinnern sich an ähnliche Debatten: Bereits vor drei Jahren hatte die ABDA Pläne, ein Nachbargebäude für elf Millionen Euro zu erwerben. Zahlreiche Kollegen sahen darin ein völlig falsches Signal, wirtschaftlich befand sich der Berufsstand am absoluten Tiefpunkt. Jetzt starten Verantwortliche einen neuen Versuch. „Da die Raumkapazitäten in der Jägerstr. 49/50 nicht mehr für alle Mitarbeiter der ABDA ausreichend sind, arbeiten derzeit 20 Mitarbeiter in zulasten des ABDA-Haushaltes angemieteten Räumen in der Jägerstr. 41“, berichtet die ABDA in einer Beschlussvorlage. Grund genug, neben dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen eine Aufstockung in das Gespräch zu bringen.
Am Sinn entsprechender Baumaßnahmen scheiden sich die Geister. Ablehnende Töne kamen von Spitzenfunktionären der Apothekerkammern Hamburg beziehungsweise Niedersachsen. Und in Nordrhein forderten Delegierte der Liste „Pharmazie Leben“, alle Apotheker mit einzubinden, nicht nur Standesvertreter. Spitzenkandidat Dr. Jürgen Strahl bewertet Bauprojekte politisch gesehen als „Ignoranz gegenüber der Basis“ und sieht ein falsches Signal in schwierigen Zeiten. Er kann sich Online-Diskussionen über das Thema vorstellen, wie beim Leitbild. Neben ökonomischen Aspekten ist unklar, ob sich der Denkmalschutz als zusätzliche Hürde erweist. Angesichts veranschlagter Baukosten von 15 Millionen Euro fragen sich Apotheker, ob es keine alternativen Optionen gäbe.
Der 25. Juni brachte mehr Gewissheit - und eine Überraschung: Delegierte sprachen sich im Rahmen einer ABDA-Mitgliederversammlung einstimmig gegen die ursprünglichen Baumaßnahmen aus. Der ABDA-Gesamtvorstand hatte am Tag zuvor seine Pläne zurückgezogen - angeblich wegen zu geringer Flächenkapazitäten bei künftigen Ausdehnungen des Verbands. Jetzt soll eine alternative Immobilie im Berliner Regierungsviertel gesucht werden. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt würde einen Neubau allerdings vorziehen - mit weiteren Diskussionen ist zu rechnen. Das Mendelssohn-Palais steht möglicherweise bald zum Verkauf.