Hilft Kaffee gegen Kopfschmerzen? Oder kann Koffein sogar eine Migräneattacke auslösen? Wir haben die wichtigsten Fakten zum Thema Kaffee und Kopfschmerzen zusammengestellt.
Wer kennt’s nicht: Aufwachen mit Brummschädel, das Verlangen nach Kaffee ist überwältigend. Also ab in die Küche und die Kaffeemaschine anwerfen. Schon der Duft von frischem Kaffee lindert die Beschwerden und nach dem Genuss sind die Kopfschmerzen schlagartig verschwunden – der Tag kann beginnen. Liegt das an der therapeutischen Wirkung des Koffeins oder besteht eine starke Koffeinabhängigkeit und die morgendlichen Kopfschmerzen sind Ausdruck eines Kaffeeentzuges? Der Zusammenhang zwischen Kaffee- und Koffeinkonsum einerseits und Kopfschmerzen andererseits ist komplex, deshalb hat sich ein aktuelles Review mit dem Thema beschäftigt und bringt Licht ins Dunkel.
Koffein wirkt als Antagonist an Adenosinrezeptoren. Adenosin wiederum ist ein Botenstoff, der als Nebenprodukt beim Energieverbrauch entsteht. Im Laufe des Tages wird viel Energie verbraucht und dabei immer mehr Adenosin gebildet – und wer viel Energie verbraucht hat, muss irgendwann schlafen. Und weil wir das selbst wahrscheinlich gar nicht merken würden, hilft uns Adenosin dabei, indem es uns müde macht und uns signalisiert, dass es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Koffein hingegen blockiert diese Müdigkeitssignale, weshalb wir uns nach seinem Konsum meist wacher und konzentrierter fühlen. Die beiden Gegenspieler Adenosin und Koffein sind auch für die Entstehung und Behandlung von Migräne relevant, was sogar dazu geführt hat, dass Koffein zu Unrecht verdächtigt wird, Migräneattacken auszulösen. Aber dazu später mehr.
Neben der Rolle als Wachmacher werden dem Koffein auch andere Wirkungen zugeschrieben, die einen Einfluss auf Kopfschmerzen haben könnten. In Versuchen mit Ratten senkte Koffein den Hirndruck und erhöhte die Schmerzschwelle, hatte also eine schmerzlindernde Wirkung. Koffein beeinflusst auch die Durchblutung des Gehirns. Lange Zeit ging man davon aus, dass Koffein vor allem vasokonstriktiv wirkt. Die Auswirkungen auf die Durchblutung sind jedoch viel komplexer als angenommen und hängen von der Menge und dem Zeitpunkt der Koffeinaufnahme sowie von den genetischen Voraussetzungen des Kaffeetrinkers ab.
Unabhängig von den genauen Wirkmechanismen hat Koffein allein oder in Kombination mit anderen Analgetika eine schmerzstillende Wirkung bei verschiedenen Kopfschmerzerkrankungen. Bei Migräneattacken wird es häufig in Kombination mit Ibuprofen und Paracetamol eingesetzt. Es wirkt vor allem bei leichten Attacken. Warum genau die Kombination besonders gut hilft, ist nicht ganz klar. Es könnte sich um eine direkte schmerzstillende Wirkung des Koffeins handeln oder um eine Verstärkung der Wirkung der anderen Schmerzmittel. Es könnte aber auch sein, dass das Koffein direkt Mechanismen beeinflusst, die an der Entstehung von Kopfschmerzen beteiligt sind. Die meisten Erfahrungen mit Koffein in der Therapie liegen bei Migräneattacken vor, aber auch bei anderen Kopfschmerzerkrankungen wie Clusterkopfschmerz oder Spannungskopfschmerz wird Koffein eingesetzt.
Auch wenn Koffein in der Akutbehandlung von Migräneattacken eine gute Wirkung zeigt, sollte es nicht zu häufig eingenommen werden. Ein bekanntes Problem bei chronischen Kopfschmerzen ist die Entwicklung eines medikamenteninduzierten Kopfschmerzes. Dabei handelt es sich um einen Kopfschmerz, der durch den übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln verursacht und aufrechterhalten wird. Der Entzug von Schmerzmitteln ist dann die einzige Lösung. Das Risiko für einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz besteht, wenn Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum an mindestens 10 bis 15 Tagen pro Monat eingenommen werden. Besonders hoch ist das Risiko bei Kombinationspräparaten, die Koffein enthalten.
Auch bei Personen ohne chronische Kopfschmerzen ist bekannt, dass ein plötzlicher Koffeinentzug bei regelmäßigen Kaffeetrinkern zu Kopfschmerzen führen kann. Eine Situation, in der sich die Koffeinzufuhr abrupt ändern kann, ist ein Krankenhausaufenthalt, insbesondere in der postoperativen Phase oder bei einer Behandlung auf der Intensivstation. Die dann auftretenden Kopfschmerzen können den Genesungsprozess negativ beeinflussen, weshalb in bestimmten Fällen eine Substitution in Betracht gezogen werden kann. Bei neu auftretenden Kopfschmerzen während der Schwangerschaft oder beim Fasten sollte auch an einen Koffeinentzug als mögliche Ursache gedacht werden.
An einem Mythos über Kaffee ist übrigens nichts dran: Oft wird Kaffee als möglicher Auslöser einer Migräneattacke verdächtigt. Meist handelt es sich dabei jedoch um eine Reaktion des Körpers auf die Frühsymptome eines sich anbahnenden Migräneanfalls. Ein mögliches Frühsymptom einer Migräneattacke ist ein ausgeprägtes Schlafbedürfnis, das durch Adenosin vermittelt wird. Auch bei der Schmerzentstehung während der Migräneattacke scheint Adenosin eine Rolle zu spielen, Adenosin kann sogar eine Migräne-Attacke auslösen. Und da Koffein ein Antagonist an Adenosinrezeptoren ist, kann es den Symptomen entgegenwirken. Das Kaffeetrinken könnte dann eine instinktive Reaktion sein, um die Symptome zu behandeln. Im Nachhinein könnte es dann so aussehen, als hätte der Kaffeekonsum den Anfall ausgelöst. In den meisten Fällen ist dieser Verdacht jedoch unbegründet. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für eine frische Tasse Kaffee.
Charles A. The role of caffeine in headache disorders. Curr Opin Neurol, 2024. doi: 10.1097/WCO.0000000000001249.
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