Albert Einstein, Werner Heisenberg, Max Planck und Co. haben die Quantenphysik geprägt. Auf diesen physikalischen Zug wollen Schwurbel-Therapeuten nur allzu gerne aufspringen – als Trittbrettfahrer mit der Quantentherapie.
„Wirkt sofort – und jeder kann es lernen“ – so propagiert der US-amerikanische Chiropraktiker Frank Kinslow in seinen Büchern die Quantenheilung. Seine Methode arbeitete „mit sanfter Berührung und versetzt das vegetative Nervensystem spontan und sofort in den Zustand, in dem tiefe Heilprozesse stattfinden“, schreibt er. „Das Nervensystem schaltet unmittelbar auf Heilung um – und kann all das reorganisieren, was nicht optimal funktioniert.“
Deepak Chopra, immerhin Arzt, hat sich sein „Wissen“ ebenfalls vergolden lassen – durch Bücher in millionenfacher Auflage. Er bekam für seine „einzigartige Interpretation der Quantenphysik in Bezug auf das Leben, die Freiheit und das Streben nach wirtschaftlichem Glück“ den Ig-Nobel Prize: nicht gerade eine Anerkennung der wissenschaftlichen Community. Grund genug, den seltsam anmutenden Bereich genauer zu beleuchten.
Wie wäre es mit einem Gerät zur Quantentherapie? Im Internet ist alles erhältlich. Screenshot: DocCheck
Zum Hintergrund: Quantenphysik ist ein Zweig der Physik, der sich mit den kleinsten Bausteinen der Materie und deren Verhalten befasst. Dazu zählen Elektronen, Photonen und andere subatomare Teilchen.
Forscher konnten u. a. zeigen, dass Teilchen wie Elektronen und Photonen sowohl Wellen- als auch Teilcheneigenschaften besitzen. Sie führt auch das Konzept der Unschärferelation ein: Bestimmte Eigenschaften eines Teilchens, etwa Ort und Impuls, lassen sich nicht gleichzeitig mit beliebiger Genauigkeit bestimmen. Letztlich hat die Quantenphysik zu bahnbrechenden Entwicklungen geführt. Laser und Quantencomputer sind die bekanntesten Beispiele.
Genau auf diesen Zug springen Jünger der Quantenmedizin oder Quantentherapie auf. Sie behaupten, dass sich Quanten-Phänomene eignen, um Diagnose und Therapie zu verbessern.
Dahinter steckt die Hypothese, dass alle Lebewesen aus Energie bestehen und dass diese Energie durch Schwingungen und Frequenzen beeinflusst werden kann. Nur bleiben Befürworter der Quantenmedizin jeden Beweis, dass sich erwiesene Erkenntnisse aus subatomaren Welten auf Menschen übertragen lassen, schuldig: einer der größten Kritikpunkte.
„Ich erkläre Ihnen jetzt, wie ein Auto funktioniert, da drehen sich die Räder, und im Atom dreht sich auch ein Elektron um den Atomkern, und deshalb fährt das Auto“ – so hat der Physiker Florian Aigner die Pseudo-Argumentation schon vor Jahren auf den Punkt gebracht.
Um Zweifel auszuräumen, verwenden Heiler wissenschaftliche Begriffe der Physik als Pseudo-Legitimation ihrer Verfahren. Nur sind die wenigsten Menschen mit Quantenphysik vertraut; die Termini beeindrucken. Sprich: Was kaum ein Patient versteht, wird auch nicht hinterfragt. Bullshit ist es dennoch.
Ein paar der „Lehren“ der Quantentherapeuten:
Auch die Homöopathie beruft sich mitunter auf die Quantenmedizin. Es gibt sogar eine Gesellschaft für Quantenlogische Homöopathische Medizin. „Wir verbreiten und vertreten die Förderung von Wissenschaft und Forschung der Quantum Logic Medicine“, heißt es auf der Website.
Dahinter steckt die Lehre von Prof. Walter Köster. „Quantenlogik ist die verborgene Logik Hahnemanns bei seinen Erfolgen“, schreibt er. „Exakt und Schritt für Schritt erarbeitet der Quantenlogische Mediziner die Struktur des Patienten als Quant ebenso wie die der Arznei.“ Darin sieht Köster „eine exakte homöopathische Medizin“ bzw. ein „Upgrade“ der klassischen Homöopathie. Inhaltlich bleibt es bei philosophischen Abhandlungen – ohne die Spur eines Nachweises von Evidenz.
Bleibt als Fazit: Quantenmedizin ist eine Pseudowissenschaft. Es gibt keinerlei fundierte Belege für ihre Wirksamkeit. Viele ihrer Ansätze basieren auf einer Fehlinterpretation oder einer beliebigen Ausweitung der Quantenphysik. Die Methoden sind nicht ausreichend durch wissenschaftliche Studien gestützt.
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