Wenn die Stimme versagt, ist schnelle Hilfe gefragt. Ein Wundermittel gibt es zwar leider nicht, mit ein paar Tricks findet man aber trotzdem schnell wieder zu Worten. Was ihr euren Patienten raten könnt.
Heiserkeit ist, wenn die Stimme krächzt und quietscht und schließlich versagt. Sie kann durch einfache Infektionen der oberen Atemwege ebenso ausgelöst werden wie durch Überbeanspruchung der Stimme oder Krankheiten wie etwa die Refluxkrankheit. Eine S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (GPP) aus 2023 befasst sich mit Stimmstörungen (Dysphonien), die durch eine Vielzahl von Ursachen hervorgerufen werden können. Dazu zählen organische Probleme wie Laryngitis, Stimmlippenwucherungen oder Verletzungen (z. B. nach Intubationen) sowie neurologische oder hormonelle Einflüsse. Ein weiterer möglicher Auslöser von Heiserkeit ist der gastroösophageale Reflux (GERD), bei dem Magensäure in den Kehlkopf aufsteigt und die Stimmbänder reizt.
Die akute Laryngitis als häufigster Auslöser entsteht in den meisten Fällen durch eine Virusinfektion und tritt entweder isoliert oder im Zusammenhang mit einer akuten Infektion der oberen Atemwege oder einer Bronchitis auf. Dabei befallen Erreger den Kehlkopf und rufen dort eine Entzündung hervor. Die Stimmbänder schwellen an und können nicht mehr frei schwingen. Zu Beginn klingt die Stimme krächzend, bei weiterer Überlastung kann sie völlig versagen.
Auch wenn’s schwer fällt: Eine der effektivsten Maßnahmen gegen Heiserkeit ist es, die Stimme zu schonen. Besonders bei Überlastung der Stimmbänder hilft es, Sprechpausen einzulegen, um den Stimmapparat zu entlasten und die Heilung zu fördern. Eine Fehlannahme ist, dass Flüstern die Stimme schone. Das Gegenteil ist der Fall. Flüstern belastet die Stimmbänder stärker als normales Sprechen. Beim Flüstern werden die Stimmlippen nicht vollständig geschlossen, was zu unnatürlichem Luftstrom und erhöhtem Druck auf die Stimmbänder führt. Dadurch kann sich die Heiserkeit verschlimmern. Um die Heilung zu unterstützen, sprechen Patienten besser in einem normalen, aber leisen Ton. Auch das häufige Räuspern sollte vermieden werden, da es den Stimmapparat mechanisch stark beansprucht.
Wichtig weiterhin: Viel trinken. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hält die Schleimhäute feucht und erleichtert das Abhusten von Schleim. Warme Flüssigkeiten wie Tee oder Brühe tun besonders gut. Honig in warmem Wasser kann entzündungshemmend wirken und so die Beschwerden lindern. Das Inhalieren von Dampf – gerne auch mit Zusatz von ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Kamillenblüten oder Thymian – kann bei Heiserkeit ebenfalls Linderung verschaffen. Für unterwegs sind Lutschtabletten und Pastillen ideal. Bewährte Wirkstoffe sind schleimstoffhaltige Pflanzenextrakte wie Eibisch, Spitzwegerich, Primelwurzel oder Isländisch Moos. Die Extrakte regen den Speichelfluss an und ihre Polysaccharide bilden einen schützenden Film, der die Schleimhäute vor Reizungen schützt. Hyaluronsäure, ein natürlicher Feuchtigkeitsspeicher, unterstützt in Lutschtabletten die Schleimhaut bei ihrer Regeneration. Salzhaltige Präparate oder Gurgellösungen befeuchten die Schleimhaut und reinigen den Rachen.
Da Heiserkeit meist viral bedingt ist, sollten Antibiotika nicht routinemäßig eingesetzt werden. Nur bei einem klaren Verdacht auf eine bakterielle Infektion können Antibiotika wie Penicillin angezeigt sein.
Zu beachten ist, dass sich einige Arzneimittel als Nebenwirkung auf die Stimme auswirken. Dazu gehören u. a. ACE-Hemmer (durch Husten), Analgetika (durch Einblutungen in die Stimmlippen), Antihistaminika (durch Mundtrockenheit), Glukokortikoide (inhalativ: durch Reizung der Stimmlippenschleimhaut, systemisch: durch Abbau der stimmgebenden Muskulatur) und Kontrazeptiva (Stimmlage kann tiefer werden). Diese und andere Medikamente können die Stimme direkt oder indirekt beeinflussen. Bei einer medikamenteninduzierten Dysphonie sind möglicherweise Anpassungen in der Medikation erforderlich, besonders wenn es Patienten mit stimmintensiven Berufen oder Hobbys betrifft.
Bei anhaltender Dysphonie können Ärzte Maßnahmen wie ein Stimmtraining verordnen, das idealerweise von einem auf Stimmtherapie spezialisierten Logopäden durchgeführt wird. Für bestimmte Therapieprogramme gibt es Belege aus klinischen Studien, dass sie zu signifikanten Verbesserungen führen können.
Eine gute Stimmhygiene trägt dazu bei, in der Erkältungszeit nicht sprachlos zu werden. Beim Sprechen stets durch die Nase zu atmen, stellt sicher, dass die Luft vorgewärmt und gefiltert wird, bevor sie die unteren Atemwege erreicht. Nach längeren Sprechphasen tut der Stimme eine Ruhepause gut. Warme Getränke sind besser geeignet als kalte oder sehr heiße, da sie die Schleimhäute schonen. Im Winter wirken Luftbefeuchter der trockenen Heizungsluft entgegenwirken. Alternativ können Wasserschalen auf der Heizung oder nasse Tücher im Raum die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Bei Heiserkeit, die durch eine akute Kehlkopfentzündung verursacht wird, kann ein warmer Halswickel helfen. Er fördert die Durchblutung und unterstützt den Heilungsprozess. Scharfe oder würzige Speisen meiden die Patienten besser, da sie die Stimmlippen reizen können. Das gleiche gilt fürs Rauchen. Toxische Substanzen im Tabak schädigen die Stimmlippen und können sie sogar dauerhaft verändern.
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