Menschen, die an COPD leiden, haben einen festen Begleiter in (fast) allen Lebenslagen: ihr Inhalationsgerät. Die korrekte Anwendung ist essenziell – und doch machen es die wenigsten richtig.
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Ein Großteil der medikamentösen Therapie bei COPD erfolgt durch die Inhalation von Medikamenten. Doch genau hier liegt ein erhebliches Problem: Eine aktuelle Schweizer Studie zeigt wieder einmal, dass 2/3 aller Patienten ihre Inhalatoren falsch anwenden, was zu einer ineffektiven Behandlung und schwerwiegenden Komplikationen führen kann.
Die kürzlich durchgeführte Querschnittsstudie untersuchte die Inhalationstechnik von COPD-Patienten und kam zu alarmierenden Ergebnissen: 69,4 % der Inhalatoren wurden falsch angewendet, entweder durch kritische Fehler bei der Inhalationstechnik oder aufgrund eines unzureichenden Peak-Inspiratory-Flows (PIF). Dies bedeutet, dass viele Patienten nicht die volle therapeutische Wirkung ihrer Medikation erhalten – was zu einer schlechteren Symptomkontrolle, häufigeren Exazerbationen und vermehrten Krankenhausaufenthalten führen kann.
Die Ergebnisse dieser Studie sind leider kein Einzelfall – in nahezu allen Studien, die man sich zu diesem Thema anlesen kann, sehen die Ergebnisse ähnlich aus. Die häufigsten Fehler bei der Inhalation von COPD- und Asthma-Patienten sind:
Technik bei Dosieraerosolen:
Anwendung von Spacern:
Pulverinhalatoren:
Spezielle Geräteprobleme:
Doch woran liegt das? Eine einmalige Schulung ist oft nicht ausreichend, was man aus den Studien ersehen kann. Und selbst wenn die Patienten nach zweimaliger Schulung alles richtig machen, neigen sie irgendwann erneut dazu, wieder in fehlerhafte Muster zurückzufallen. Eine regelmäßige Überprüfung und kontinuierliche Schulung sind daher unerlässlich, um die korrekte Anwendung der Inhalatoren sicherzustellen und die Effektivität der Therapie zu maximieren. Die Schulung sollte ein fortlaufender Prozess sein, bei dem auch das pharmazeutische Personal regelmäßig die Technik überprüft und gegebenenfalls anpasst.
Häufig wird der Patient in der Apotheke nur gefragt, ob der Arzt oder die Ärztin die Inhalationstechnik bereits erklärt hat. Und selbst wenn sie das getan haben: Eine einmalige Schulung reicht wie gesagt einfach nicht aus. Die Studienlage zeigt eindeutig, dass selbst nach gezielter Unterweisung viele Patienten weiterhin Probleme bei der richtigen Anwendung ihrer Inhalatoren haben. Besonders Patienten mit kognitiven oder feinmotorischen Einschränkungen benötigen wiederholte Schulungen und eine intensive Betreuung.
Einer der interessantesten Aspekte an der Studie aus der Schweiz ist für mich, dass auch nach mehreren Schulungen einige Patienten noch immer falsch inhalierten – also die Inhalatoren selbst nach umfassender Unterweisung nicht korrekt verwendet werden konnten, sei es wegen kritischer Fehler in der Technik oder eines unzureichenden PIF. Dies zeigt, wie wichtig es ist, den Inhalatortyp individuell an den Patienten anzupassen und regelmäßig zu überprüfen, ob der gewählte Inhalator noch der optimale ist.
Daher sollte in der Apotheke proaktiv agiert werden, und die Pharmazeutische Dienstleistung (PdL) zur Inhalationsschulung jedem Patienten angeboten werden, der mit einem Rezept für einen Inhalator vor einem steht. Eine einfache, aber wirkungsvolle Frage könnte lauten: „Darf ich Ihnen nochmals zeigen, wie Sie Ihren Inhalator richtig anwenden?“ Für Patienten, die hier kein Interesse zeigen, rät die Expertin Frau Dr. Katja Renner dazu, sich die Neugierde zunutze zu machen und mit der Frage einzusteigen: „Wissen Sie eigentlich, was der häufigste Fehler bei der Anwendung von Dosieraerosolen ist?“ So entwickelt sich oft ein interessantes Gespräch und die Patienten sind eher bereit, sich auf eine (erneute) Schulung einzulassen. Das wäre nicht nur im Sinne der Patientensicherheit wichtig, sondern kann auch Exazerbationen und Krankenhausaufenthalte verhindern.
Das Fazit ist also, dass diese Erkenntnisse für das pharmazeutische Personal bedeuten, dass es nicht ausreicht, Patienten nur einmal die Inhalationstechnik zu erklären. Eine kontinuierliche, proaktive Betreuung und Schulung ist essenziell. Der richtige Umgang mit Inhalatoren ist ein fortlaufender Lernprozess, der durch regelmäßige Kontrollen und Schulungen begleitet werden muss.
Neben der Inhalationstechnik sollte aber auch der inspiratorische Fluss des Patienten geprüft werden, insbesondere bei der Nutzung von Trockenpulverinhalatoren. Viele Patienten haben Schwierigkeiten, den notwendigen PIF zu erreichen, was die Effektivität der Medikation erheblich beeinträchtigen kann. Das ist in der Apotheke selbstverständlich nicht möglich, und sollte die Aufgabe des medizinischen Personals sein.
Durch eine engmaschige Betreuung und eine regelmäßige Schulung in der Apotheke kann definitiv die Patientensicherheit erhöht und die Lebensqualität von COPD-Patienten signifikant verbessert werden. Die Patientenschulungen sollten aktiv angegangen, und auch in Zeiten des Personalmangels ressourcenschonend in den Apothekenalltag eingeplant werden.
Bildquelle: Elena Helade, Unsplash