Eine aktuelle Umfrage bringt es an den Tag: Inhaber erwarten, dass unser Gesundheitssystem mehr und mehr an Leistungsfähigkeit verliert. Im gleichen Atemzug gewinnen öffentliche Apotheken an Bedeutung – durch neue Lotsenfunktionen für Patienten.
Die medizinisch-pharmazeutische Versorgung in Deutschland braucht sich trotz bekannter Schwächen nicht zu verstecken. Umfrageergebnisse des Instituts für Handelsforschung (IFH) und Zahlen des MLP Gesundheitsreports 2014 bestätigen den Trend. So geben 79 Prozent aller Bürger, 90 Prozent aller Ärzte und 67 Prozent aller Apotheker unserem Gesundheitssystem „sehr gute“ Noten – momentan. Prognosen sind jedoch wenig erbaulich.
Zu ihren Erwartungen hinsichtlich der nächsten zehn Jahre befragt, äußerten sich Studienteilnehmer meistens pessimistisch. Beispielsweise erwarten zwölf Prozent aller Patienten eine „deutliche Verschlechterung“, und weitere 26 Prozent spekulieren, die Lage würde sich „etwas verschlechtern“. Health Professionals finden noch klarere Worte. Insgesamt blicken 85 Prozent aller Apotheker mutlos nach vorne – 36 Prozent sagen, die Lage werde sich „deutlich verschlechtern“, und 49 Prozent erwarten, ihre Situation werde etwas schlimmer. Bei Ärzten sprechen 24 Prozent von einer „deutlichen“ Verschlechterung, weitere 40 Prozent von geringfügigen Abwärtstrends.
Noch ein Blick speziell auf öffentliche Apotheken. Inhaber befürchten, Ärzte würden weniger Zeit für Patienten haben (89 Prozent Zustimmung). Auch bleibt als mögliches Szenario, dass Patienten Kosten für Arztbesuche, Operationen oder Medikamente in weiten Teilen selbst tragen müssen (82 Prozent). Bei Pharmakotherapien rechnen Apotheker mit einer Tendenz weg von Kassenleistungen (76 Prozent) und hin zu mehr OTCs (64 Prozent), ohne dass es großartige OTC-Switches geben wird.
Hinter dieser wenig erbaulichen Prognose verbergen sich aber auch Potenziale. Jeder zweite Befragte spekuliert, die Rolle von Apotheken innerhalb des Gesundheitssystems könne wichtiger werden – durch neue Lotsenfunktionen für Patienten. Die Kehrseite: Dass sich Pharmazeuten umfassend an Projekten zum Medikationsmanagement beteiligen, denken nur 42 Prozent. Und 37 Prozent hoffen auf stärkere Kooperationen zwischen Arzt und Apotheker. Gräben zwischen Health Professionals scheinen auch das nächste Jahrzehnt zu überdauern.