Eine erste Übertragung der mutierten Mpox-Variante in Europa, explodierende Fallzahlen von Keuchhusten und die Debatte um die Patientensteuerung und Praxisgebühren – hier die News im Schnelldurchlauf.
Bis zum 30.10.2024 wurden dem RKI bereits 20.922 Fälle von Menschen, die an Keuchhusten erkrankt sind, gemeldet. Im gesamten Jahr 2023 dagegen lag die Zahl bei 3.428 Fällen. Während für Jugendliche und Erwachsene die Erkrankung meist ein lang andauernder, quälender Husten bedeutet, kann bei Neugeborenen der Keuchhusten zu lebensbedrohlichen Apnoen führen.
Die Impfung gegen Keuchhusten gilt als wirksamste Schutzmaßnahme und wird bereits in den ersten Lebensmonaten verabreicht (2, 4 und 11 Monate). Danach folgen zwei Auffrischungsimpfungen im Kindesalter (5-6 und 9-16 Jahre). Auch im Erwachsenenalter sollte eine erneute einmalige Immunisierung im Rahmen der nächsten fälligen Tetanus-Diphtherie-Impfung erfolgen – diese wird aber oft vernachlässigt.
Prof. Horst von Bernuth, pädiatrischer Immunologe und Infektiologe an der Charité, hat noch eine andere Vermutung: „Während der Pandemie haben sich weniger Menschen mit Keuchhusten angesteckt. Die Immunität der Bevölkerung gegen Keuchhusten ist damit wahrscheinlich zurückgegangen, sodass nun wieder mehr Menschen zeitgleich erkranken. Die Zahlen liegen nun wieder auf Vor-Pandemie-Niveau.“
In Großbritannien wurden nach dem ersten Nachweis der mutierten Mpox-Klade Ib im Umfeld des betroffenen Patienten zwei weitere Infektionen bei Haushaltskontakten bestätigt, teilte die UK Health Security Agency (UKSHA) mit. Damit handelt es sich um die erste Übertragung der neuen Klade in Europa. Die beiden Betroffenen werden in London behandelt, ohne Angaben zu Alter oder Geschlecht. Es wird vermutet, dass sich der erste infizierte Patient zuvor in Afrika aufhielt, wo das Virus endemisch ist.
Experten beobachten die Ausbreitung der mutierten Klade Ib genau, da sie möglicherweise zu schwereren Verläufen führt als die bisher bekannte Klade II. Die UKSHA erklärte, das Risiko für die allgemeine Bevölkerung sei weiterhin gering, da die Übertragung des Virus vor allem bei engem Kontakt erfolgt. In Deutschland war die Klade Ib bereits vor 2 Wochen erstmals bei einem Reiserückkehrer aus Afrika nachgewiesen worden. Weitere Ansteckungsfälle hat es hierzulande aber offenbar nicht gegeben.
Mit Bauchschmerzen Samstags die Notaufnahme blockieren, mit einem gestoßenen Zeh die ärztliche Notfallsprechstunde verstopfen – Patienten sehen die ärztliche Gesundheitsversorgung zunehmend als Selbstverständlichkeit. „Es gibt Leute, die meinen, dass sie ihren Kassenbeitrag zahlen und dieser dazu legitimiert, dass man ein monatliches vis-a-vis mit seinem Arzt hat“, erklärt G-BA Vorsitzender Josef Hecken. Da das Thema nicht nur die ohnehin begrenzt vorhandene ärztliche Behandlungszeit sondern auch Bürokratie- und Kostenpunkte betrifft, hat sich der Virchowbund eben dieses unter der Überschrift „Behandeln wir die Richtigen?“ zur heute tagenden Bundeshauptversammlung gemacht. Darin werden die Niedergelassenen-Vertreter ebenso deutlich wie konstruktiv, wenn es darum geht, die richtigen Mechanismen zu finden, um auch von Patienten wieder Eigenverantwortung abzuverlangen.
Ob das aber überhaupt funktionieren kann, hänge auch vom politischen Willen einer kommenden neuen Koalition ab: „Steht sie zum selbstverwalteten System, zum freien Beruf, zum Primat der freien Arztwahl? Diese Aussage wurde vor dem letzten Amtsantritt nicht getroffen und so konnte der aktuelle Minister schalten und walten und so letztlich den Versuch unternehmen, Staatsmedizin etablieren“, erklärt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes.
Eine Idee, wie ebenjene Patientensteuerung künftig funktionieren könnte, stellte Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU, kurzerhand vor: „Es mag klingen wie Bevormundung, aber die Kassen können überlegen, ob man Versicherten nicht differenzierte Tarife anbietet. Dann können diese entscheiden, ob sie überall sofort hinrennen können wollen oder ihnen ein Lotsenmodell reicht, durch das sie dann koordiniert werden.“ Für Ärzte hingegen könne man Vergütungsanreize im ländlichen Raum schaffen, um Versorgung dort zu stärken. Zudem würden ja auch viele Menschen Telemedizin nutzen – wenn es denn auf dem Land schnelles Internet gäbe. Man müsse also Geld in die Hand nehmen für Grundstrukturen.
Eine Antwort auf das Tagungsmotto gab derweil Hecken: „Nein, wir behandeln nicht die richtigen. 20 – 30 % der Inanspruchnahmen, die krankheitsbedingt nicht indiziert sind, weil Bürger ein subjektives Unwohlsein empfinden. Daneben gibt es noch angebotsinduzierte Mengenverbreitung. Heißt: Wir behandeln Gesunde und geben so auch noch das Signal: Du musst nichts für deine Gesundheit tun, gibt die Verantwortung ab.“ Ginge es nach dem G-BA-Mann müsse jeder Bundesbürger in die Pflicht und Verantwortung genommen werden. Auch die sozial Schwachen müssen erkennen, dass es so nicht geht und so müssen auch bei diesen „die zu tragende Selbstbelastung immer mindestens eine Schachtel Kippen kosten.“ – Überforderungsklauseln für Rentner und Bedürftige aber berücksichtigt. Die Essenz und Vorschlag für eine nun vorerst nicht zum Abschluss gebrachte Notfallreform: Die Reaktivierung eines bereits validierten Ersteinschätzungsverfahrens, das gemeinsam mit den Niedergelassenen etabliert wurde. Darin würden alle Patienten, die entsprechende Anlaufstellen aufsuchen, je nach Einschätzung der Behandlungsbedürftigkeit in der Klinik bleiben oder zum nächsten Zeitpunkt an Fachärzte weitergeleitet. Nicht vergessen werden darf zudem – unabhängig davon, wer weiterleitet und ob Digitalangebot, vernetzte Leitstelle oder Arzt vor Ort – dass es eine eigene Vergütungsstruktur für ebenjene Menschen geben muss, die diese nicht-ärztliche Tätigkeit übernehmen. Es dürfe kein weiteres kostenfreies On-Top sein. Ebenso zentrales Anliegen: Wie auch immer die (Klinik)Reformen nun ausgehen, dürfen die Level 1i-Kliniken keine staatlich gelenkte Konkurrenz zum niedergelassenen Fach- und Hausarzt werden – sondern sollten nur dort eingesetzt werden, wo echte Unterversorgung herrscht.
Bildquelle: mit Midjourney erstellt