Verhandlung über Schichtdienst in Kliniken, ein ungeklärter Fall von Vogelgrippe beim Menschen und die Anhörung zum „Hausarztgesetz“ – das findet ihr in den heutigen News Bites. Jetzt reinlesen!
Planbare Operationen am Wochenende, Einsätze am Abend, monatlich neue Wechselschichten: Um OP-Säle und Personalauslastung ökonomisch so effizient wie möglich zu gestalten, sehen sich Ärzte in kommunalen Kliniken schon länger schwierigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Um dies zu beenden, geht der Marburger Bund in die fünfte und vermutlich vorerst letzte Verhandlungsrunde mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA).
„Wir wollen in den anstehenden Verhandlungen das derzeitige, jahrzehntealte System der Schicht- und Wechselschicht hinter uns lassen und ein neues Modell entwickeln, das den ärztlichen Anforderungen besser gerecht wird. Die Chance ist da – es bedarf aber auch der konstruktiven Bereitschaft der Arbeitgeber, überkommene Regelungen abzuschaffen, die einer Einigung im Wege stehen. Das betrifft insbesondere die hoch belastende Arbeit im Wechselschichtsystem“, erklärte Christian Twardy, Verhandlungsführer des Marburger Bundes.
Der zweite zentrale Punkt im Tarifstreit ist das liebe Geld. Die Forderung der Ärztevertreter liegt bei einem Plus von 8,5 %. Laut Andreas Botzlar, stellvertretender Vorsitzender des Marburger Bundes, müsse sich die „fortgesetzte Teuerung seit dem letzten Abschluss vor 18 Monaten […] in den Gehaltssteigerungen ebenso widerspiegeln wie die hohe Leistungsbereitschaft der Ärztinnen und Ärzte, die den Personalmangel auf vielen Stationen Tag für Tag kompensieren müssen“. Dass in dieser Runde eine Einigung erzielt wird, darf bezweifelt werden – vor allem wenn man bedenkt, dass der VKA mit Referenz auf eine „desaströse Finanzlage der Kliniken“ von maximal eine Steigerung von 4,4 % in 2025 anbietet.
Und wenn es kommt, wie es kommen muss? „Das ist die letzte Verhandlungsrunde, die unter Normalbedingungen stattfindet“, so Botzlar, der damit auf einen Arbeitskampf hindeutet, der als „Ultima Ratio, um unserem Verhandlungsgegenüber die notwendige Motivation zu verpassen“, in Erwägung gezogen würde.
Vogelgrippe ohne Vögel?
Am Samstag teilte die Gesundheitsbehörde der kanadischen Provinz British Columbia mit, dass nun der vermutlich erste menschliche Fall von Vogelgrippe in Kanada aufgetreten sei. Bei dem Erkrankten handelt es sich um einen Teenager. Das Besondere: Er hat keine bekannten Vorerkrankungen und befindet sich in kritischem Zustand.
Die Symptomatik (Fieber, Husten, Bindehautentzündung) habe vor einigen Tagen begonnen und uferte aus, sodass der Betroffene aufgrund von Atemnot ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Die Vogelgrippe ist eine Sonderform der Grippe und wird von Influenza-A-(H5N1)-Viren verursacht. Diese kommen vor allem bei Hühnern und Wasservögeln vor. Unter bestimmten Bedingungen kann über infizierten Vogelkot oder aerogen eine Übertragung auf den Menschen stattfinden – dies ist jedoch sehr selten. Aktuell werden in den Vereinigten Staaten vermehrt Vogelgrippe-Fälle bei Nutztieren – aber auch bei Menschen – gemeldet. Der Erkrankte in Kanada habe laut den Behörden keinen Kontakt zu Bauernhöfen, jedoch zu Hunden, Katzen und Reptilien gehabt. Wie sich der Teenager angesteckt hat, ist bis dato unbekannt und wird noch untersucht.
Im politischen Berlin herrscht Stillstand seit dem Ampel-Aus? Noch nicht ganz. In der gestrigen Anhörung zum Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) kamen noch einmal Ärzte- und Kassenverbände zusammen, um die inhaltliche Richtung des Vorhabens ihren Stempel aufzudrücken. Immerhin: Dereinst gestartet mit dem medienwirksamen Plan flächendeckender Gesundheitskiosk-Eröffnungen, sehen Kritiker darin aktuell eher ein „Hausarztgesetz“. Gesprochen wurde nun gestern sowohl über die Entbudgetierung der Hausärzte als auch zur Weiterentwicklung des Gemeinsamen Bundesausschusses, Einführung einer neuen Chronikerpauschale sowie über die kurzfristig von SPD und Grünen eingebrachten 18 fachfremden Änderungsanträge.
Während es ausgesprochen unwahrscheinlich ist, dass das Gesetz noch eine nötige Mehrheit in dieser Legislaturperiode findet, spricht sich der KBV dafür aus, dass die Versorgung nicht auf Kosten der Politik leiden dürfe und die Entbudgetierung noch vor den Neuwahlen durchgesetzt werden müsse: „Wenn die hausärztliche Versorgung geschwächt wird, dann werden die weiteren Bereiche des Gesundheitswesens – von den Krankenhäusern bis zur ambulanten Pflege – wie Dominosteine fallen. Die Entbudgetierung unserer Arbeit ist vielerorts für den Erhalt der dort versorgenden Praxen ausschlaggebend“, warnt der Hausärzteverband.
Eine Rückbesinnung auf bereits gestrichene Punkte fordern derweil die Kassen: „Einfach mehr Geld für Ärzte heilt keine Patienten und entlastet auch keine Praxen. Die Menschen benötigten dringend sektorübergreifende Versorgungsansätze, die knappe Personalressourcen und Patientenanliegen in Einklang brächten. Die aus dem Gesetz gestrichenen Primärversorgungszentren böten „konstruktive Anknüpfungspunkte,“ erklärt Carola Reimann, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands.Bildquelle: Erstellt mit Midjourney.