Fruchtpüree im Quetschbeutel ist eine praktische und daher beliebte Zwischenmahlzeit für Kleinkinder. Doch die vermeintlich gesunden Snacks werden ihrem guten Ruf nicht gerecht – und das liegt nicht nur am Zuckergehalt.
In jeder Drogerie gibt es heute eine riesengroße Auswahl an sogenannten „Quetschies“ für Baby und Kleinkind, die meist aus Fruchtpüree bestehen und nicht nur als besonders praktisch, sondern auch gesund beworben werden. Aber was sagt die aktuelle Studienlage: Wie gesund sind die süßen Zwischenmahlzeiten wirklich? Dieser Artikel sucht nach Antworten.
Mein Baby war keine sechs Monate alt, da bekam ich von Bekannten eine Baby-Geschenke-Tüte voller Leckereien, darunter einige „Quetschies“ und süße Milchbreie der gängigen Marken. Gleichzeitig machten zahlreiche Newsletter für frisch gebackene Eltern Druck in Richtung Beikost, obwohl mein Sohn mit Nahrungsmitteln jenseits von Muttermilch zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts anfangen konnte. Die Botschaft von Geschenketüte und Newslettern war vergleichbar: „Muttermilch ist zwar offiziell okay, Quetschies und Breie sind aber voller wertvoller Inhaltsstoffe und mit einem halben Jahr müssen Babys endlich sowas essen!“
Obgleich meterlange und proppenvolle Regale in Drogeriemärkten die große Bedeutung und das Positive von Gläschen, Babykeksen und – vor allem – der ach-so-praktischen Quetschies suggerieren, handelt es sich hier um echte Zuckerbomben: So beinhaltet einer der gesünderen Quetschies einer bekannten Marke mit Apfel, Banane, Spinat und Gurke trotz der Beimischung von 2 zuckerarmen Gemüsesorten immer noch 9,5 Gramm reinen Zucker auf 100g bzw. eine Packung. Wenn man jetzt sieht, dass manche Babys und Kleinkinder regelmäßig einen Quetschie zum Snacken erhalten – zusätzlich zu den normalen Mahlzeiten inklusive süßer Breie und süßer Muttermilch bzw. Ersatzmilch – kann da schon eine beträchtliche Menge Zucker pro Tag zusammenkommen. Und genau diese regelmäßige süße Versuchung schadet nicht nur den Zähnen, sondern kann negative Folgen für das spätere Essverhalten mit sich bringen.
Dabei ist den Eltern oftmals gar nicht bewusst, dass sie ihren Kindern mit Obstpüree nichts Gutes tun. Denn die Lebensmittelindustrie hat es auch in Bezug auf die Kleinsten faustdick hinter den Ohren und bewirbt ihre Zuckerbomben mit Bildern von lustigem Obst und Gemüse, bunten Farben und dem groß aufgedruckten Hinweis „ohne Zuckerzusatz“. Was viele auf die Schnelle nicht im Kopf haben: Ohne Zuckerzusatz bedeutet nicht auch gleichzeitig zuckerfrei. Denn beispielsweise Bananen sind wahre Fruchtzuckergranaten und werden auch für Erwachsene nur in Maßen und bei bestimmten Ernährungsformen gar nicht empfohlen.
Doch warum sind Zucker und süßer Geschmack etwas Schlechtes? Schließlich signalisierte Süße dem Steinzeitmenschen doch die Harmlosigkeit und Genießbarkeit von Pflanzen und Beeren. Unter einer Vielzahl von Möglichkeiten kommen mir 3 Gründe in den Sinn: Die Zähne, die Leber und der Geschmackssinn.
Warum? Ständiges Umspülen der Zähne mit Früchtemus gleicht einem Nährboden für Karies und Baktus und macht aus Kleinkindern bereits Stammpatienten in Zahnarztpraxen. Fruktose, der Hauptzucker in Früchten, wird überwiegend über die Leber abgebaut. Da diese bei Babys und kleinen Kindern ebenfalls noch klein ist, kann sie schnell an ihre Belastungsgrenze kommen – mit negativen gesundheitlichen Folgen. Und dann wäre da noch die Prägung: Wer als Kind immer einen süßen Geschmack im Mund hat, wird das wahrscheinlich auch nicht als Erwachsener ablegen. Statt Gemüse und Vollkorn müssen es dann auch später noch süße Getränke, süße Mittagsmahlzeiten und Kuchen sein. Und über die negativen Folgen dieser Ernährung ist sicher jedem inzwischen einiges bekannt.
Auch wenn meine Argumentation hoffentlich nachvollziehbar und schlüssig ist, wären natürlich aktuelle Studien als Grundlage wünschenswert. Ich habe mich also bei PubMed auf die Suche begeben und konnte nur wenig zu Quetschies bei Babys finden. Ich stieß sogar auf eine französische Studie, in der Quetschies den Konsum anderer zuckerhaltiger Lebensmittel bei Kindern bis 18 Jahre als Präventionsmaßnahme reduzieren konnten. Spannend!
Hilfereichere Ergebnisse bekam ich nach einem Blick auf ein Quetschie-Statement der Verbraucherzentrale: Diese warnt – knapp zusammengefasst – vor einer dauerhaften Schädigung des Zahnschmelzes der Kinderzähne, einer gestörten Sprachentwicklung durch Lutschen und Saugen anstelle von Kaubewegungen sowie einem erhöhten Risiko für Übergewicht. Gestörte Sprachentwicklung? Wow, das ist wirklich ein krasses Risiko!
Auch wenn ich als Mutter den praktischen Nutzen von Quetschies im stressigen Alltag durchaus verstehen kann, werde ich in Zukunft einen noch größeren Bogen um Fruchtpürees im Drogeriemarkt machen. Mein Kind mag dann auch mal protestieren. Vielleicht aber erspare ich ihm damit die eine oder andere Diät am Erwachsenenalter oder den ein oder anderen unangenehmen Zahnarztbesuch.
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