Eine gesunde Ernährung senkt das Schlaganfall-Risiko – Ärzte wissen das, Patienten setzen das aber oft nicht um. Wo Prävention anfängt und was doch erlaubt ist, erfahrt ihr hier.
Nach Informationen der Deutschen Schlaganfallhilfe ist ein Schlaganfall aktuell die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Im Fall eines Überlebens geht er mit teils schweren körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen für die Patienten einher. Obgleich überwiegend ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr betroffen sind, bleiben auch junge Menschen und Kinder nicht verschont und können durch einen hämorrhagischen oder ischämischen Schlaganfall aus ihrem gewohnten Leben gerissen werden.
Da neben dem Leid für die Betroffenen und ihre Angehörigen auch immense Kosten für das deutsche Gesundheitssystem entstehen, spielen Maßnahmen der primären und sekundären Prävention in Zeiten steigender Krankenkassenbeiträge eine ganz wichtige Rolle. Und genau an dieser Stelle kommt dem Thema gesunde Ernährung eine entscheidende Bedeutung zu.
Denn nicht immer endet ein Schlaganfall auf dem Friedhof oder im Pflegeheim. Da der Ort im Gehirn, der vorübergehend nicht durchblutet und somit geschädigt wird, auch über die gesundheitlichen Folgen bestimmt, kann man auch Glück im Unglück haben. Dank moderner Therapieverfahren zur Auflösung des Blutgerinnsels und einer anschließenden intensiven Rehabilitationsbehandlung wird sogar die Restitutio ad integrum möglich. Also der optimale Warn- bzw. Startschuss, um diese Überlebenschance wie einen zweiten Geburtstag zu feiern und den Lebensstil einmal auf den Kopf zu stellen – z.B. durch ein Mehr an täglicher Bewegung und vor allem mit Hilfe der modernen Ernährungsmedizin.
Da das metabolische Syndrom einschließlich Bluthochdruck und Übergewicht bei der Pathogenese des Schlaganfalls eine maßgebliche Rolle spielt, lohnt sich natürlich ein Blick in gängige Empfehlungen zur Ernährung bei Bluthochdruck. Darüber hinaus haben führende Fachgesellschaften – darunter die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) – eine S2k-Leitlinie zur Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfälle und transitorischer ischämischer Attacken herausgebracht.
Diese widmet sich dabei insbesondere in Teil 2 dem Thema Lebensstil und gibt behandelnden Ärzten folgende Empfehlung in puncto Lebensstilmodifikationen auf den Weg: „Regelmäßige körperliche Aktivität, der regelmäßige Verzehr von Obst und Gemüse oder eine mediterrane, kardioprotektive Diät reduzieren das Risiko eines Schlaganfallrezidivs und vaskulärer Folgeereignisse.“ Des Weiteren nennen sie positive Effekte des regelmäßigen Genusses von Fisch und sprechen sich ganz klar gegen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln aus. Schließlich raten die Herausgeber der Leitlinie zu reduziertem Salzkonsum, einer Gewichtsreduktion im Falle von Adipositas und zum Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
Dass ein gesunder Lebensstil in Kombination mit mediterraner Ernährung das Schlaganfallrisiko deutlich reduzieren kann, zeigen inzwischen zahlreiche Studien und Übersichtsarbeiten. So spricht beispielsweise Autor J. David Spence in einem Review von 2019 aus dem Fachblatt Nutrients von einer Risikoreduktion von beinahe 80 % durch einen gesunden Lebensstil und nennt als Ernährungsform der Wahl ebenso die kretisch-mediterrane Diät mit viel Olivenöl, Vollkorn, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten in Kombination mit wenig Cholesterin und einer reduzierten Menge von gesättigten Fettsäuren.
Auch Autorin A. Laffond kommt in ihrer Übersichtsarbeit von 2023 zu einem positiven Ergebnis. Ziel ihrer Arbeit war die Untersuchung der Auswirkungen der mediterranen Ernährung auf die Sterblichkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch bei Patienten mit einer früheren Herz-Kreislauf-Erkrankung. Sie analysieren dazu 24 Studien, die übereinstimmend zeigten, dass eine stärkere Einhaltung der Mittelmeerdiät mit einem geringeren Gesamtmortalitätsrisiko verbunden sei. Und dieser positive Effekt zeigte sich sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch bei Herz-Kreislauf-Patienten.
Gesunde Ernährung mit vielen Nährstoffen bewahrt zwar im Optimalfall vor dem ersten oder zweiten Schlaganfall, sprengt allerdings bei vielen Fans von Fast Food, Süßigkeiten und Alkohol vermutlich die Vorstellungskraft. Muss man wirklich auf alles verzichten, was lecker ist und Spaß macht? Sicher nicht! Denn auch die mediterrane Küche hat viele leckere Rezepte in petto. Darüber hinaus halten auch moderne Ernährungsmediziner absolute Verbote für kontraproduktiv. Oder denkt ihr jetzt etwa nicht an den berühmten rosa Elefanten, wenn ich ihn erwähne? Genau! Kleine Ausbrüche sind also in Maßen erlaubt. Denn schon Paracelsus wusste: Die Dosis macht das Gift. Darum ist auch ab und an mal ein Stück Schokolade zum Nachtisch okay – oder zu Weihnachten eine Scheibe vom Gänsebraten.
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