Am 11. Oktober 2024 war es endlich soweit: die neue Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“ (Version 5.0) wurde veröffentlicht.1 Die volle Version finden Sie hier auf der AWMF-Webseite. Im Folgenden erhalten Sie die wichtigsten Neuerungen auf einen Blick.
Das neue Update nach 10 Jahren ist das Ergebnis jahrelanger, intensiver Beteiligung von 16 Fachgesellschaften und Organisationen, unterstützt durch die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher und Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF).1,2 Federführend agierte die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) unter der Koordination von Prof. Martina de Zwaan und Prof. Hans Hauner.1,2
Prof. Martina de Zwaan: „Die Leitlinie nimmt darauf Rücksicht, dass die Adipositas eine chronische Erkrankung ist und einer langdauernden, oft lebenslangen Behandlung bedarf.“ 2
Kern der Adipositas-Therapie bleibt eine Basistherapie aus den drei Grundpfeilern: Ernährungsumstellung, Bewegungssteigerung und Verhaltensanpassung.1,2 Mit der Aktualisierung der Leitlinie stehen jedoch mehr Optionen für eine nachgewiesen wirksame Ernährungstherapie zur Verfügung.1,2 Zudem wird betont, die Ernährung stärker an die Lebensbedingungen des einzelnen Menschen mit Adipositas, inklusive persönlicher Ressourcen und Wünsche, anzupassen.1,2
Prof. Hans Hauner: „Es gibt heute viele, wissenschaftlich gut untersuchte Möglichkeiten, Kalorien einzusparen, sodass jeder Mensch eine für ihn passende Ernährungsweise finden sollte, die es ihm leichter macht, sein Gewicht im Griff zu behalten.“2
Wird mit dem multimodalen Basisansatz keine klinisch signifikante und nachhaltige Gewichtsreduktion erreicht oder aufrechterhalten, stehen neue Medikamente unterstützend zur Verfügung. 1,2 Vier Wirkstoffe zur Gewichtsreduktion werden in der Leitlinie berücksichtigt: Orlistat, die Glucagon-like Peptide-1(GLP-1)-Rezeptor Agonisten Semaglutid und Liraglutid sowie die Fixdosiskombination Bupropion-Naltrexon (seit 2021 nicht mehr vertrieben). 1 Die Therapiedauer ist jeweils uneingeschränkt.1
Dank der aktuellen Entwicklungen mit GLP-1-basierten Pharmaka, erhalten diese Einzug in die Leitlinie, wodurch die adjuvante Pharmakotherapie zukünftig eine neue Bedeutung in der Adipositastherapie einnehmen wird.1,2
Daher beschreibt die neue Leitlinie auch die Effektivität des langwirksamen GLP-1-Rezeptor Agonisten Semaglutid (Wegovy®).1,3 Der Wirkstoff kann nachweislich das Körpergewicht und die Körperfettmasse reduzieren und zeigte positive Effekte auf Plasmalipide, Blutdruck und Inflammationen.1 Darüber hinaus wurde unter Semaglutid eine klinische Besserung der gravierendsten Herz-Kreislauf-Folgeerkrankungen der Adipositas (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) und ein gutes kardiovaskuläres Sicherheitsprofil festgestellt.1 Diese Effekte zeigte die SELECT-Studie mit über 17.600 Patient:innen mit Übergewicht oder Adipositas
und einer etabilierten kardiovaskulären Erkrankung.1 Mehr zu der Studie erfahren Sie auf unserem Kanal!
Bei schwerer Adipositas kann die bariatrische Chirurgie herangezogen werden.1,2 Sowohl die medikamentöse als auch die chirurgische Therapie erwiesen sich laut aktueller Studienlage als wirksam und geeignet1,2 – mehr zu den Behandlungsarten finden Sie hier.
Eine kurze und knackige Zusammenfassung über die Ziele und den Aufbau der Adipositas-Therapie basierend auf der aktualisierten S3-Leitlinie, finden Sie hier in dieser Übersichtsbroschüre.
Die Leitlinie hebt neue eHealth-Ansätze wie die digitale Gesundheitsanwendung hervor.1,2 Dafür können zertifizierte Apps verschrieben werden, die die Hausarztmedizin auf neue Weise erweitern.1,2
Außerdem widmet sich die Leitlinie mit einem neuen, wichtigen Kapitel zur Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, aber auch im Gesundheitssystem und durch die Betroffenen selbst.1,2 Insbesondere sollte das Vorurteil widerlegt werden, dass die Betroffenen rein eigenverantwortlich für die Entstehung ihres Übergewichts seien und sie nur auf eine bessere Ernährung und mehr Bewegung achten sollten.1 Stigmatisierung kann schwerwiegende psychische und physische Folgen nach sich ziehen.1 Adipositas ist eine komplexe Erkrankung mit multifaktoriellen Ursachen und erfordert eine interdisziplinäre Behandlung.1
Die Adipositasbehandlung sollte sich nicht nur auf die Gewichtsreduktion, sondern auch auf die Gesundheit, dem Wohlbefinden und der Verlängerung des Lebens fokussieren.1
Prof. Dr. Jens Aberle, Hamburg, Präsident der DAG: „Es ist nun wichtig, dass der neueste, evidenzbasierte und von 16 Fachgesellschaften konsentierte Stand zur Behandlung der Adipositas Eingang in den praktischen Behandlungsalltag findet, sodass Patienten und Patientinnen eine leitliniengerechte Therapie zur Verfügung gestellt werden kann.“2
Die wichtigsten Neuerungen der Leitlinie finden Sie in Form der aktuellen CME-Fortbildung medLive Adipositas von Expert:innen zusammengefasst. → Hier gelangen Sie zur Fortbildung
Wegovy®:
Saxenda®:
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