Bei Psoriasis können der Verzehr unverarbeiteter Lebensmittel und Gewichtsmanagement helfen, Schübe zu vermeiden. Welche Tipps ihr euren Patienten an die Hand geben könnt.
Was wir essen, kann sich auf die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten auswirken. Die Zusammenhänge speziell bei Psoriasis untersuchten französische Wissenschaftler in einer Querschnittsstudie mit Daten aus der Nutri-Net-Santé-Kohortenstudie. Es wurden 18.528 Teilnehmer eingeschlossen, von denen 1.825 (10 %) an Psoriasis litten und 803 Fälle aktiv waren (4 %). Im Fokus stand der Konsum von hochverarbeiteten Lebensmitteln (ultra-processed foods, UPF).
Süßigkeiten, Gebäck, frittierte Snacks, Würstchen, Fleischersatzprodukte, Brotaufstriche und Fertiggerichte sind typische Beispiele und verdrängen zunehmend natürliche und frisch zubereitete Speisen von unserem Speiseplan. Eine hohe Aufnahme wird mit gesundheitlichen Problemen wie Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht.
Die vorliegende Studie ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen hoher UPF-Aufnahme und aktiver Psoriasis, unabhängig von Störfaktoren wie BMI, Alter und Komorbiditäten. Personen mit aktiver Psoriasis wiesen im Vergleich zu Personen ohne Psoriasis eine höhere Prävalenz von Fettleibigkeit und Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, entzündlichem Rheumatismus und Diabetes auf. Es wurde jedoch weder in univariaten noch in angepassten Modellen ein signifikanter Zusammenhang zwischen UPF-Aufnahme und nicht-aktiver Psoriasis beobachtet. Unklar blieb wegen des Querschnittstudiendesigns, ob eine erhöhte UPF-Aufnahme Psoriasis-Schüben vorausgeht oder eine Folge davon ist.
Der in der Studie beobachtete Zusammenhang überrascht nicht. Autoimmunerkrankungen wie Psoriasis gehen auf eine Überreaktion des Immunsystems zurück und Entzündungen sind ein Teil davon. Es ist daher nachvollziehbar, dass entzündungsfördernde Nahrungsmittel Symptome verstärken können. Zur Bewertung des Entzündungspotenzials von Lebensmitteln wurde der Dietary Inflammatory Index (DII®) entwickelt, der auf umfangreichen Literaturdaten basiert. Entzündungsfördernd sind zum Beispiel rotes und verarbeitetes Fleisch, Innereien, Eier. Als entzündungshemmend gelten Blattgemüse, dunkelgelbes Gemüse und fetter Seefisch.
Speziell Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettem Fisch wie Lachs, Makrele und Sardinen vorkommen, haben eine starke entzündungshemmende Wirkung. Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) wirken durch die Hemmung von proinflammatorischen Mediatoren wie Leukotrienen und Prostaglandinen. Es wurde gezeigt, dass eine Omega-3-Fettsäuren-Supplementation Psoriasis günstig beeinflussen kann. Die Studienlage ist jedoch nicht eindeutig.
Mit der Empfehlung, zwei Portionen fettreichen Fisch pro Woche zu konsumieren, kann man jedoch nichts falsch machen. Für Patienten mit pflanzenbasierter Ernährung bieten mikroalgenbasierte Nahrungsergänzungsmittel (NEM) eine EPA/DHA-Quelle. Wichtig ist die Balance zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren: Omega-6-Fettsäuren, die vor allem in Sonnenblumenöl und tierischen Produkten enthalten sind, fördern in hohen Mengen Entzündungen. Ein Verhältnis von maximal 5:1 (Omega-6 zu Omega-3) ist ideal.
Beeren wie Heidelbeeren, grünes Blattgemüse (Spinat, Grünkohl), Nüsse (z. B. Walnüsse) und Gewürze wie Kurkuma und Ingwer sind reich an Antioxidantien und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Diese Substanzen neutralisieren freie Radikale, die Entzündungen im Körper fördern können. Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse enthalten viele Ballaststoffe. Sie fördern die Darmgesundheit, unterstützen das Immunsystem und helfen, entzündliche Prozesse zu mindern.
Vitamin D reguliert die Differenzierung und Aktivierung von T-Zellen und ist essentiell für die Funktion der epidermalen Barriere. Eine Substitution sollte individuell dosiert erfolgen, basierend auf 25(OH)D-Serumwerten. Zielwerte liegen zwischen 30 und 50 ng/ml. Zink ist an über 300 enzymatischen Reaktionen beteiligt und fördert die Wundheilung sowie die Regulation der Immunantwort. Selen wirkt als Cofaktor antioxidativer Enzyme wie Glutathionperoxidase und zeigt ebenfalls positive Effekte auf die Hautregeneration. Zink ist in Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Kürbiskernen enthalten; Quellen für Selen sind Paranüsse, Eier sowie Meeresfrüchte.
Viele Grundsätze der antientzündlichen Ernährung vereinigt die mediterrane Ernährung, die reich an ungesättigten Fettsäuren aus fettreichem Fisch und Olivenöl, Antioxidantien und Ballaststoffen ist.
Ein Zusammenhang zwischen Psoriasis und nicht-zöliakiespezifischer Glutenempfindlichkeit wird kontrovers diskutiert. Bei Patienten mit nachgewiesenen Anti-Gliadin-Antikörpern können sich die Symptome unter glutenfreier Diät verbessern.
Die aktuelle Studie aus Frankreich zeigte auch einen Zusammenhang von Übergewicht und Psoriasis: Adipozyten im Fettgewebe agieren als endokrine Zellen, die proinflammatorische Zytokine wie TNF-α und IL-6 ausschütten. Diese verstärken die Aktivierung von T-Zellen und die Expression von Adhäsionsmolekülen in der Haut. Eine Gewichtsreduktion ist übergewichtigen Patienten mit Psoriasis daher ebenfalls anzuraten. Dazu kann auch der Verzicht auf hochverarbeitete, energiedichte Nahrungsmittel beitragen. Die Studie macht also wieder einmal deutlich: Was auf den Teller kommt, kann entscheidend für das Wohlbefinden und die Gesundheit sein.
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