Nach dem ersten H5N1-Todesfall in den USA mehren sich erneut Sorgen vor dem Virus. Eine Studie hat die Verläufe der bisherigen Fälle nun genauer analysiert.
Im vergangenen Jahr gab es vermehrte Berichte über H5N1-Infektionen bei Vögeln, Säugetieren – und auch bei Menschen. H5N1 gehört zur Gruppe der aviären Influenza, besser bekannt als Vogelgrippe, eine Erkrankung, die durch das Influenza-A-Virus bei Vögeln ausgelöst wird, wobei H5N1 ein Subtyp dieses Virus darstellt. Inzwischen hat dieser Subtyp jedoch auch Säugetiere infiziert. Im Jahr 2024 wurden in den USA mehrere Ausbrüche in Geflügelbetrieben gemeldet und erstmals auch in Milchkühen. Im März 2024 wurde die erste vermutete Übertragung des H5N1-Virus von einer Kuh auf einen Menschen registriert. Bis heute wurde bei 66 Menschen in den USA eine H5N1-Infektion nachgewiesen.
Ein US-amerikanisches Team untersuchte 46 Fälle von H5N1-Infektionen, die zwischen März und Oktober 2024 auftraten, und veröffentlichte die Ergebnisse im New England Journal of Medicine. Von den 46 Patienten hatten 20 Kontakt zu Geflügel und 25 zu Milchkühen, während bei einer Person die Übertragungsquelle unbekannt war. Das mediane Alter der Patienten, die mit Tieren in Kontakt standen, betrug 34 Jahre.
Erfreulicherweise wiesen alle nur milde Symptome auf; niemand musste ins Krankenhaus und es gab keine Todesfälle. Die häufigste klinische Manifestation waren:
87 % der Betroffenen erhielten eine antivirale Behandlung mit Oseltamivir, die mediane Krankheitsdauer lag bei den dokumentierten Fällen bei 4 Tagen. Zudem fand keine Übertragung auf 97 Haushaltskontakte der Patienten statt.
Obwohl alle in der Publikation beschriebenen Infektionen bei den Arbeitern in Geflügel- und Milchkuhbetrieben mild verliefen, zeigt sich weltweit ein breites Spektrum an Krankheitsverläufen, das von milden bis hin zu schweren und sogar tödlichen Formen reicht. Die Gründe für den milden Verlauf der beschriebenen Fälle in den USA sind bislang unklar. Inzwischen wurden jedoch zwei schwere Infektionsfälle in den USA und Kananda mit dem Genotyp D1.1 des H5N1-Virus gemeldet. Das Gesundheitsamt von Louisiana berichtete, dass eine 65-jährige Person mit Vorerkrankungen nach einem schweren Krankheitsverlauf verstarb.
Ein schwerer Fall aus British Columbia, Kanada, wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht: Es handelt sich um ein 13-jähriges Mädchen mit leichtem Asthma und einem BMI von über 35. Die Symptome begannen mit einer Bindehautentzündung und Fieber, daraufhin entwickelten sich Husten, Erbrechen und Durchfall. Bei Eintritt von Atemnot und hämodynamischer Instabilität wurde eine Pneumonie im linken Unterlappen sowie ein akutes Nierenversagen, Thrombozytopenie und Leukopenie diagnostiziert. Der Nachweis des Influenza-A-Subtyps H5N1 führte zur Isolierung der Patientin und sofortigen Einleitung einer Behandlung mit Oseltamivir. Zunächst wurde sie nichtinvasiv beatmet, doch im weiteren Verlauf war eine invasive Beatmung erforderlich. Nachdem sich ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS) entwickelte, wurde eine venovenöse extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) eingeleitet. Die antivirale Therapie wurde um Amantadin und Baloxavir erweitert. Glücklicherweise stabilisierte sich der Zustand des Mädchens, die ECMO-Therapie konnte nach 11 Tagen beendet werden, und sie wurde extubiert.
Bisher wurden keine Mensch-zu-Mensch-Übertragungen des H5N1-Virus festgestellt, die Infektionen bleiben Einzelfälle. Die CDC in den USA stuft das Risiko für die öffentliche Gesundheit weiterhin als niedrig ein. Es bleibt jedoch wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Ausbreitung des Virus in Nutztieren zu verhindern und eine Übertragung von Tieren auf Menschen zu vermeiden.
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