Adipositas und Mangelernährung schließen sich gegenseitig nicht aus. Wie sich beide auf das Rezidivrisiko von Vorhofflimmern auswirken können, lest ihr hier.
Es ist bekannt, dass Übergewicht und eine ungesunde Ernährung das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen einschließlich Vorhofflimmern erhöhen. Dies konnten verschiedene epidemiologische Studien übereinstimmend belegen. Eine Studie aus Dänemark aus dem Jahr 2024 konnte zudem zeigen, dass eine Gewichtszunahme über fünf Jahre im Vergleich zu einem stabilen Körpergewicht mit einem erhöhten Risiko für neu aufgetretenes Vorhofflimmern einherging. Es wird darüber hinaus angenommen, dass das Körpergewicht nicht nur einen Einfluss auf das Auftreten von Vorhofflimmern hat, sondern auch die Erfolgsrate einer Pulmonalvenenisolation (PVI) beeinflussen kann.
Mehrere Studien (hier und hier) fanden bereits einen Zusammenhang zwischen Mangelernährung und Rezidiven eines Vorhofflimmerns nach Ablation, jedoch war bislang unklar, ob dieser Zusammenhang auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion gilt.
Zhang et al. untersuchten daher in ihrer aktuellen Studie von Januar 2025 das Risiko einer Mangelernährung als möglichen Prädiktor für das Wiederauftreten von Arrhythmien nach einer Katheterablation bei Patienten mit paroxysmalem nicht-valvulärem Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF). Das Forscherteam führte eine retrospektive Analyse von 204 Patienten durch, die sich einer Hochfrequenz- oder Kryoballon-Ablation unterzogen hatten. Das Risiko einer Mangelernährung wurde mithilfe von drei objektiven Screening-Instrumenten bewertet – dem Controlling Nutritional Status (CONUT) Score, dem Prognostic Nutritional Index (PNI) und dem Nutritional Risk Index (NRI).
Von den 204 in dieser Studie eingeschlossenen Patienten waren 110 (53,9 %) männlich. Das Durchschnittsalter betrug 64 (57–70) Jahre, der mittlere BMI lag bei 24,1 ± 2,9 kg/m2. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 11,2 ± 1,8 Monaten kam es bei 43 Patienten (21,1 %) zu einem Wiederauftreten des Vorhofflimmerns.
Die Ergebnisse zeigten, dass ein höherer CONUT-Score (HR: 10,1; 95 %-KI: 2,5–40,3), ein niedrigerer NRI (HR: 22,7; 95 %-KI: 6,4–80,8) oder ein niedrigerer PNI (HR: 9,5; 95 % KI: 3,2–27,7) mit einer signifikanten Erhöhung des Rezidivrisikos von Vorhofflimmern nach der Ablation verbunden waren.
Obwohl viele Patienten anhand des Body-Mass-Index als übergewichtig oder adipös eingestuft wurden, bestand laut CONUT-Score, NRI und PNI das Risiko einer Mangelernährung.
Die Autoren der Studie ziehen das Resümee, dass eine systematische Ernährungsbewertung bei Patienten mit paroxysmalem nicht-valvulärem Vorhofflimmern und HFpEF von entscheidender Bedeutung ist. In der vorliegenden Studie waren hohe CONUT-Scores, niedrige NRI oder niedrige PNI als unabhängige Prädiktoren für das Wiederauftreten von Vorhofflimmern zu werten.
Die Forscher weisen darauf hin, dass zur Validierung dieser Ergebnisse weitere groß angelegte randomisierte kontrollierte Studien erforderlich sind. Einschränkend ist zudem zu erwähnen, dass es sich um ein retrospektives Studiendesign handelt und die Studie an einem einzigen Zentrum durchgeführt wurde.
Die DGE rät, dass die Erfassung des Ernährungszustandes durch ein Ernährungsscreening ein Bestandteil jeder medizinischen Untersuchung sein sollte, um eine Mangelernährung frühzeitig zu erkennen. Die Symptome einer Mangelernährung zeigen sich oft zeitverzögert und sind gerade zu Beginn oft unspezifisch. Allgemein stehen stark verarbeitete Lebensmittel, ein hoher Salz- und Zuckerkonsum, ein hoher Konsum von alkoholischen Getränken, Energy-Drinks und eine ballaststoffarme Ernährung im Verdacht Vorhofflimmern zu begünstigen.
Eine bestehende Adipositas und eine Mangelernährung schließen sich gegenseitig nicht aus und sollten differenziert betrachtet werden, da beide Aspekte einen Einfluss auf das Auftreten und den Behandlungserfolg von Vorhofflimmern zu haben scheinen.
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